Killing for Love: Thriller (German Edition)
denkst du denn da? Mike tut, was er für das Richtige hält. Seine Begründung mochte ein wenig wirr anmuten, aber er trug das Herz am rechten Fleck. Mike Birkett war ein guter Mensch. Statt es ihm schwerzumachen, sollte sie ihm helfen. Ganz gleich, was zwischen ihnen geschah, während sie hier zusammen waren: Sobald alles vorbei war, musste sie ihn in sein normales Leben zurückkehren lassen, in ein Leben, von dem sie niemals ein Teil sein konnte.
»Mir gefällt dieser Blick nicht«, äußerte Mike. »Du heckst doch etwas aus!«
»Nein, du irrst dich«, widersprach sie und überraschte sie beide, indem sie über den Tisch griff und seine Hand nahm. »Ich danke dir, Mike.«
»Wofür?« Er zog seine Hand nicht weg, wie sie es fast erwartet hatte.
»Dafür, dass du bist, wer du bist. Dass du ein Mann bist, der sein Leben für eine alte Bekannte riskiert.«
Nun bewegte er seine Hand, bis sie ihre umfasste. Einen endlosen Moment lang sahen sie einander an, bis Lorie ihre Hand zurückzog und aufstand, um ihren erkalteten Kaffee wegzuschütten und sich frischen einzuschenken.
Gütiger Himmel, das würde hart werden, verdammt hart! Aber sie musste die Beziehung zu Mike auf einer rein platonischen Ebene halten, um seinet- und um ihretwillen.
Lila Newtons Schicht in der Reha-Klinik Green Willows hatte eben begonnen, als Ransom Owens morgens um fünf Minuten nach acht ankam. Sein Name stand nicht auf der Besucherliste, die sein Sohn Tyler ihnen mit dem Hinweis gegeben hatte, dass niemand sonst zu seiner Mutter gelassen werden durfte. Gemeinhin hielt Lila sich streng an alle Regeln und Vorschriften, aber sie hatte nun einmal eine Schwäche für Ransom. Als sie noch jung gewesen war, war sie sogar heimlich in ihn verliebt gewesen. Ihr Vater war Gärtner bei den Owens gewesen, und Ransom hatte sie stets freundlich behandelt, ganz wie ein Gentleman. Also, was konnte es schon schaden, wenn sie ihm an ein paar Morgen in der Woche einige Minuten allein mit seiner früheren Frau gönnte? Schließlich war offensichtlich, dass der arme Mann sie immer noch liebte. Und er kam stets rechtzeitig, um seiner Frau das Frühstück zu geben, womit er den Pflegekräften einige Arbeit abnahm. Natürlich hätte sie seinen Besuchen sofort einen Riegel vorgeschoben, hätte Lila den Eindruck gewonnen, dass sie Miss Owens aufwühlten. Doch nach jedem seiner Besuche hatte sie nachgesehen und festgestellt, dass ihre Patientin recht ruhig wirkte.
»Guten Morgen, Lila«, grüßte Ransom, als er sich dem Tresen näherte, hinter dem die Schreibtische der Schwestern standen.
»Guten Morgen, Mr.Ransom.«
»Wie geht es ihr heute?«
»Ich wollte gerade nach ihr sehen. Möchten Sie mit mir kommen? Dann schaue ich gleich nach, ob ihr Frühstück schon gebracht wurde.«
»Danke, Lila. Sie sind Terri und mir eine wahre Freundin.« Er schritt neben ihr den Korridor entlang.
Eine der Pflegekräfte kam aus Zimmer 107, lächelte Lila zu, blickte zu Ransom und eilte zu dem Essenswagen, der ein Stück weiter stand. Lila betrat das Zimmer als Erste und sah nach ihrer Patientin, die zwei Kissen unter ihrem Kopf und den Schultern hatte, so dass sie halb aufrecht im Bett saß. Theresa Lenore Owens, die von allen nur Terri genannt wurde, war einst eine bezaubernd schöne Frau gewesen. Hier und dort waren noch Überbleibsel ihrer jugendlichen Schönheit zu erkennen, wie etwa die blauen Augen, das goldblonde Haar und die weichen Kurven ihres wohlgeformten Körpers. Aber ihr einst makelloser Pfirsichteint war fleckig, und ihre Arme und Beine waren ungesund weiß. Der einstige Schmollmund wirkte eingefallen und schmal, die rechte Seite hing herab. Ihren steifen rechten Arm hielt sie sich dicht an den Bauch.
Terri befand sich seit Monaten in Green Willows, denn sie erholte sich nur sehr schleppend von ihrem Schlaganfall, und das stellte eine enorme Belastung für die Patientin dar. Sie litt an Aphasie, was bedeutete, dass ihre Fähigkeit, zu sprechen, zuzuhören, zu lesen und zu schreiben, beeinträchtigt war. Der Schlaganfall hatte die linke Hirnhälfte betroffen, in der das Sprachzentrum liegt, und Motorik wie Empfindungsfähigkeit der rechten Körperhälfte stark geschädigt. Leider litt Terri überdies an einer milden Form von Dysarthrie, bei der die für das Sprechen erforderliche Muskulatur vom Schlaganfall in Mitleidenschaft gezogen ist, was eine lallende, verzerrte Sprechweise zur Folge hat.
»Guten Morgen, Miss Owens. Sie haben Besuch«, sagte Lila, die
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