Killing for Love: Thriller (German Edition)
hätte. Sie wollte sie besuchen, nachdem ihr Auftrag hier beendet war.«
»Ihre Schwester kommt morgen nach Knoxville«, sagte Nic. »Sie will alles regeln und Shelleys Wohnung auflösen.«
»Fahren Sie doch bitte fort mit dem, woran Sie sich sonst noch von diesem Tag erinnern«, lenkte Griff sie auf das zurück, was er für wichtig hielt.
Mike drückte Lories Schultern sanft und ließ sie wieder los. Sie blickte zu ihm auf und lächelte ihn dankbar an.
Lorie sprach. Die anderen hörten zu. Gelegentlich stellten Griff oder Nic Fragen, und sobald sie abschweifte, brachte Griff sie behutsam wieder zum Thema zurück. Eine Stunde später hatte sie alles erzählt, was sie noch wusste, und stand auf.
»Ich würde gern einen Eistee trinken. Möchte noch jemand etwas trinken?«
»Eistee wäre schön«, antwortete Nic. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Das ist nicht nötig, aber danke.«
Wortlos folgte Mike Lorie in die Küche, warf allerdings Jack vorher noch einen »Unterhalte du die Leute!«-Blick zu. In dem Moment, da er die Küchentür öffnete, erstarrte er. Lorie stand mit dem Rücken zu ihm, und ihre Schultern bebten unter ihren erstickten Schluchzern. Sie hatte beide Hände auf ihren Mund gepresst. Es war eine rein instinktive Reaktion, die Mike veranlasste, zu ihr zu gehen und seine Arme um sie zu legen. Sie lehnte sich an ihn und erlaubte ihm, sie zu halten, während sie weinte. Schließlich holte sie einige Male zitternd Atem, drehte sich zu ihm, sah ihn mit tränennassen Augen an und schlang ihre Arme um ihn.
Er drückte sie an sich, als sie ihren Kopf an seine Schulter legte. »Ich bin hier. Ich halte dich, Süße. Alles wird wieder gut. Versprochen!«
25
C asey benutzte das Handy seines Freundes Jason, um den Anruf zu tätigen. Er hatte Jason bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker kennengelernt, und sie hatten sich sofort verstanden. Es war lange her, seit er einen Freund gehabt hatte, einen richtigen Freund, weshalb er sich alle Mühe gab, Jasons Freundschaft niemals über Gebühr zu strapazieren. Von Zeit zu Zeit steckte Jason ihm ein paar Dollar zu, lud ihn ab und zu auf ein anständiges Essen ein und hatte ihm sogar angeboten, bei ihm und seiner Familie zu wohnen. Zwar hätte Casey nichts lieber getan, als das Angebot anzunehmen, doch er wusste, dass Jasons Frau Heather unsagbar erleichtert gewesen war, als er ablehnte. Und wer hätte es ihr verübeln wollen? Die wenigen Male, die er Heather gesehen hatte, war sie nett zu ihm gewesen, doch ihm entging nicht, dass ihr unwohl dabei war, ihre Kinder einem Typen wie ihm auszusetzen.
Manchmal plagte ihn sein Gewissen, weil er Jason nicht die Wahrheit sagte: dass er keineswegs arm war. Er hatte sich willentlich für das Leben als unauffälliger Obdachloser entschieden, der unter jedermanns Radar hindurchschlüpfte. Es kam seinen Absichten entgegen, gegenwärtig zumindest.
Casey setzte sich auf eine Bank etwas abseits, wählte die Nummer und wartete. Die warme Nachmittagssonne rang mit der kühlen Aprilbrise. Der Sommer stand bevor, und dennoch hielt sich ein letzter Winterhauch im Wind. In den Bäumen zwitscherten Vögel, und Eichhörnchen huschten von Ast zu Ast.
Wie immer meldete sich das Hausmädchen. »Hier bei Laura Lou Roberts.«
»Sagen Sie Miss Roberts bitte, dass Casey sie sprechen möchte.«
»Ja, Moment bitte, Mr.Llyod.«
Nervös tippte Casey einen Takt auf der schmalen Handykante, während er wartete. Ein paar Minuten später hörte er die vertraute kehlige Stimme. Vor zwölf Jahren hatte er diesen rauchig tiefen Ton sexy gefunden – einer seiner vielen tödlichen Fehler.
»Hallo, mein Süßer«, grüßte Laura Lou.
»Wie geht es dir?«
»Für eine alte Frau ganz okay.«
»Du wirst nie alt sein. Und du wirst immer vor Leben strotzen, sexy wie eh und je.« Er sagte ihr, was sie hören wollte. Vor Jahren hatte er gelernt, ihr zu gefallen, um zu bekommen, was er wollte. »Du fehlst mir. Ohne dich ist es nicht dasselbe.«
Ihr raspelndes Lachen zerrte an seinen Nerven, denn dieser Laut brachte zu viele unschöne Erinnerungen an eine Zeit zurück, in der er kaum mehr als ihr Schoßhündchen gewesen war.
Und was bist du jetzt? Du kriechst ihr praktisch in den Hintern, auch wenn es via Ferngespräch passiert. Säuselst ihr nichtige Schmeicheleien ins Ohr, verschaffst der alten Kuh noch einen Kick!
Aber es war nicht mehr so wie früher. Diesmal hatte er die Kontrolle, obgleich sie es nicht wusste. Um das zu kriegen, was er wollte,
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