Killing for Love: Thriller (German Edition)
das Frühstück fertig hätte, wenn Griff von seinem Spaziergang wiederkam.
Als sie sich der Küche näherte, bemerkte sie einen Lichtstreifen unten an der geschlossenen Tür und gedämpfte Stimmen. Griff war in der Küche, und er war nicht allein. Oder er telefonierte vielleicht mit Mitch Trahern oder einem der anderen Mitarbeiter.
Leise schlich sie sich zur Tür und blieb lauschend stehen. Die andere männliche Stimme erkannte sie sofort: Sanders.
»Wir sollten gar nichts vermuten«, sagte Sanders. »Mehr in diese Morde hineinzulesen, als da tatsächlich ist, wäre idiotisch.«
»Und die Möglichkeit auszuschließen, dass Kristi Arians und Shelley Gilbert einzig aus dem Grund getötet wurden, dass beide für die Powell Agency arbeiten, wäre genauso blöd«, entgegnete Griff. »Falls jemand es gezielt auf unsere Mitarbeiter …«
»Falls jemand das tut – und ich meine ein großes ›Falls‹ –, dann können wir nicht wissen, welches Motiv er hat. Es muss gar nichts mit Malcolm York zu tun haben.«
Nic hielt den Atem an. Wie kam Griff auf die Idee, dass es eine Verbindung zwischen den ermordeten Frauen und Malcolm York geben könnte? York, der Mann, der Griff entführt hatte, als er zweiundzwanzig gewesen war, und ihn über Jahre gefangen hielt, war tot.
»Sanders hat recht«, vernahm sie eine weibliche Stimme. »Ich dachte, wir wären uns einig, dass die Gerüchte, die in Europa gestreut werden, York wäre am Leben, falsch sind. Wir wissen, dass York tot ist. Wir haben ihn umgebracht. Er ist nicht von den Toten auferstanden.«
Widersprüchliche Gefühle regten sich in Nic. Griff hatte eine Besprechung mit Sanders und Yvette, und wieder einmal bezog er sie nicht mit ein. Er schloss sie wie immer aus.
Ihr nächster Gedanke war weniger egoistisch. Wie entsetzlich musste es für Yvette sein, auch nur die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass ihr sadistischer Ehemann noch am Leben sein könnte!
»York ist tot«, wiederholte Griff. »In diesem Punkt stimmen wir überein.«
»Und die Morde an zwei Powell-Agentinnen könnten Zufall sein«, gab Yvette zu bedenken.
»Die Morde sind kein bloßer Zufall«, widersprach Griff.
»Was weißt du, das wir nicht wissen?«, fragte Sanders.
Nic schwang die Tür auf und trat in die Küche. »Ja, Griff, was genau weißt du, das wir anderen nicht wissen?«
Yvette und Sanders drehten sich zu ihr um und sahen Nic an, als wollten sie ihr erklären, weshalb sie hier waren, zugleich aber auch abwarten, wie Griff reagierte.
Griff versteifte sich merklich, wappnete sich für den feindlichen Angriff. Langsam wandte er sich zu ihr. »Guten Morgen.«
»Anscheinend ist er nicht so gut«, entgegnete Nic.
»Sanders weckte mich vor einer halben Stunde mit einem Bericht von Mitch Trahern.«
Nic musterte ihren Mann, angefangen bei seinem zerzausten blonden Haar über seine breiten Schultern bis hinunter zu seinen großen Lederhausschuhen. Er trug einen Morgenmantel über seiner Seidenpyjamahose. Beim Zubettgehen gestern Abend war er nackt gewesen.
»Ich muss tief geschlafen haben«, schloss Nic daraus, »denn ich habe nicht gehört, wie Sanders angeklopft hat.«
»Ich war schon unten in meinem Arbeitszimmer.«
»Konntest du nicht schlafen?« Ohne ihm Gelegenheit zu geben, zu antworten, blickte sie zu Yvette. »Wie lange bist du schon hier?«
»Erst seit ein paar Minuten. Sanders rief mich an und bat mich, sofort herzukommen.«
»Verstehe.« Nic sah wieder zu Griff. »Wieder einmal ein streng geheimes Treffen des Amara-Trios, was?«
»Nicht streng geheim«, widersprach Griff. »Ich sah keinen Grund, dich zu wecken, weil wir die vorige Nacht beide nicht viel geschlafen hatten. Ich dachte, du solltest dich ausruhen, und wollte dir später alles erzählen.«
»Erzähl’s mir jetzt!«
Griff nickte. »Du weißt, dass das Knoxville PD keine Details über Kristi Arians Ermordung preisgeben wollte und der Presse lediglich verriet, dass man ihr die Kehle aufschlitzte, was die Todesursache war. Aber jetzt wissen wir, dass der Mörder sie verstümmelte, indem er zahlreiche dreieckige Haut- und Gewebestücke aus Armen und Beinen schnitt.«
»Und weiter?« Aber Nic ahnte bereits, was er sagen würde.
»Derjenige, der Shelley Gilbert die Kehle aufschlitzte, schnitt ihr Dreiecke aus Armen und Beinen.«
»Oh, mein Gott!« Nic wurde übel.
Lorie roch frisch gebrühten Kaffee und folgte dem Duft geradewegs in ihre Küche. Vor der verschlossenen Tür atmete sie tief durch und
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