Killing for Love: Thriller (German Edition)
klassische Musik mochte. Seine Lieblingsfarbe war Gelb, sein Lieblingssnack waren Cheetos, und seine Lieblingsjahreszeit war der Sommer. Dennoch wusste sie selbst nach fast drei Jahren, die sie beide ein Paar waren, sehr wenig über die mysteriöse Vergangenheit, die er mit seinem besten Freund und Arbeitgeber Griffin Powell sowie der betörend schönen Dr.Yvette Meng teilte. Und jene Geschichte machte ihn zu dem Mann, der er heute war. Obwohl sie einander sehr vertraut waren, sich liebten, bezeichnete sie ihn nur als Sanders, denn alle sprachen ihn ausschließlich mit seinem Familiennamen an – sogar Griff und Yvette. In ihren intimsten Momenten nannte Barbara Jean ihn gelegentlich Damar, aber im Grunde war Damar ein Mann, den sie nicht kannte, denn er gehörte der Vergangenheit an, die ihr stets verschlossen bliebe. Sie war seiner toten Frau und seinem Kind vorbehalten.
Im Gegensatz zu ihrer guten Freundin und Griffs Frau Nicole konnte Barbara Jean die Tatsache akzeptieren, dass Sanders Geheimnisse hatte, die er nicht mit ihr teilte. Während sie es schaffte, ihre Neugierde bezüglich des Mannes, den sie liebte, zu unterdrücken, bohrte Nic unablässig nach. Sie wollte alles über die Jahre erfahren, die Griff, Sanders und Yvette als Gefangene eines Irren verbracht hatten. Sie musste es wissen, Barbara Jean nicht. Ihr genügte, dass Sanders sie jetzt liebte und zu dem Treueversprechen stand, das sie sich gegeben hatten. Vielleicht konnte sie es aushalten, weil sie von Anfang an gewusst hatte, dass sie nicht Sanders’ große Liebe war.
Als sie ihren Rollstuhl an der Tür stoppte und ihr Gast bei ihr stehen blieb, erhob Sanders sich. »Kommen Sie bitte herein, Mr.Chambless!«
Der große breitschultrige Athlet sah den Fotos sehr ähnlich, die Barbara Jean von ihm kannte: ein gutaussehender Mann mit einem durchtrainierten Körper – nur dass er auf sämtlichen Bildern lächelte, wohingegen er heute aussah, als könnte er nie wieder lächeln. Trauer umhüllte ihn wie ein schweres Gewand. Erst vor einem Monat hatte er seine Frau verloren.
Während Tagg Chambless das Büro betrat und auf den Schreibtisch zuschritt, kam Sanders ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. Sanders war deutlich kleiner als der über zwei Meter große Ex-Footballstar, auf seine Weise jedoch auch sehr eindrucksvoll. Als Barbara Jean Sanders zum ersten Mal begegnet war, hatte sie gedacht, er wäre derselbe Typ wie Yul Brynner, jener exotisch schöne Schauspieler, der Mitte des letzten Jahrhunderts mit seiner Rolle als König von Siam in dem Film Der König und ich berühmt geworden war. Derselbe kahle Kopf, dieselben glühenden dunklen Augen, dieselbe majestätische, strenge Haltung.
»Mein Anwalt Robert Talbot sagte mir, die Powell Agency wäre die beste, die man für Geld anheuern kann«, begann Tagg noch beim Handschlag. »Wie es scheint, sind Bobby und Ihr Anwalt alte Freunde.«
»Ja, so habe ich es auch verstanden«, bestätigte Sanders. »Camden Hendrix rief mich am Samstag an und vereinbarte diesen Termin.«
»Ja, und ich sage Ihnen vielleicht gleich, dass ich eigentlich mit Griffin Powell selbst sprechen wollte. Aber dann erfuhr ich, dass er nicht da ist.«
»Mr. und Mrs.Powell sind im Urlaub.«
Tagg nickte. »Also bekomme ich stattdessen seine rechte Hand.« Er drehte sich zu Barbara Jean an der Tür um. »Was ist mit Miss Hughes?«
»Komm rein, Barbara Jean!« Sanders blickte nur kurz zu ihr, ehe er sich wieder zu Tagg wandte. »Ich bin Mr.Powells rechte Hand und Vertretung, wenn er und seine Frau nicht da sind, und genauso ist Miss Hughes meine rechte Hand. Sie ist in alles eingeweiht, was die Powell Agency betrifft.« Als Tagg schwieg, deutete Sanders auf den Sessel vor dem Kamin. »Bitte, setzen Sie sich!«
Nachdem Tagg Platz genommen hatte, setzte Sanders sich ihm gegenüber, und Barbara Jean rollte neben Sanders.
»Ich denke, Mr.Hendrix hat bereits erklärt, warum ich hier bin«, fuhr Tagg fort.
»Er lieferte mir die grundlegenden Fakten, dass Ihre Frau vor nicht ganz einem Monat ermordet wurde, die Polizei alles getan hat, was sie konnte, ohne einen Verdächtigen zu ermitteln, und Sie die Powell Agency engagieren wollen, damit wir den Fall unabhängig untersuchen.«
Tagg lehnte sich vor, die großen Hände zwischen seinen gespreizten Knien gefaltet, und ließ seine Schultern nach vorn sacken. Den Blick zu Boden gerichtet, atmete er tief ein und seufzte gequält.
»Sie machen sich keine Vorstellung, wie es ist, seine
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