Killing for Love: Thriller (German Edition)
nicht mehr als einen Scotch mit Soda, den Jeff ihm mixte.
Als es auf Mitternacht zuging, gähnte Jeff mehrmals und kündigte an, ins Bett zu wollen. Aber er hatte rasch das Gespräch wieder angeregt und es in Gang gehalten, ohne Verdacht zu erregen. Dann, um viertel vor, war er aufgestanden, als die beiden Bodyguards hereinkamen, die eben ihre Runde ums Haus und drinnen durch alle Räume gemacht hatten. Jeff hatte vorher erzählt, dass sie jeden Abend um halb zwölf eine Kontrollrunde drehten.
»Ehe wir alle schlafen gehen, habe ich noch etwas für dich in meinem Koffer, Jean – ein kleines Geschenk. Ich hole es eben.«
»Das ist ja so süß!«, freute Jean sich. »Aber es wäre doch nicht nötig gewesen.«
»Doch, das war es.« Er ging in den Flur, der zum Gästezimmer führte. »Eine Minute, dann bin ich wieder da. Bereitet euch schon einmal auf eine Überraschung vor.«
Jean lachte. »Ich liebe Überraschungen!«
Diese würde sie nicht lieben, aber wenigstens bescherte er ihr eine letzte, wahrlich eindrucksvolle Überraschung, bevor sie starb. Ein kleines Abschiedsgeschenk für die Frau, die so vielen so vieles gegeben hatte. Die Frau, die bei der Zerstörung seines Lebens mitgewirkt hatte. Natürlich hatte sie ihn nicht im Alleingang zerstört. Dabei hatte sie reichlich Hilfe gehabt. Dean und Hilary und Charlie und Shontee. Und Charlene und Sonny und Lorie. Und Terri.
Sieh sie dir an, wie sie herumtollen – nackt, wie Gott sie schuf!, dröhnte die Stimme laut in seinem Kopf. Verdorbene, böse, verkommene Sexsüchtige. Guck dir an, wie er sie anfasst, ohne Liebe oder Achtung! Alles, was er will, ist, sie für sein perverses Vergnügen zu benutzen. Wie kann sie zulassen, dass er solche Sachen mit ihr macht?
Beobachte und lerne! Und vergiss es niemals!
Er betrat das Gästezimmer mit den polierten Dielen und den riesigen Fenstern mit Blick auf die Terrasse und den Pool. Bei seiner Ankunft hatte einer der Bodyguards ihn in das Zimmer geführt, das Jean für ihn vorgesehen hatte, damit er sich vor dem Abendessen frisch machen konnte. Drinnen holte er seinen kleinen Koffer aus dem Wandschrank, wo er ihn verstaut hatte, legte ihn auf das Bett und klappte ihn auf. Als Erstes nahm er die wunderschöne Maske heraus, die Puff Raven in Mitternachtsmaskerade getragen hatte, und entfernte vorsichtig das Schutzpapier. Dann zog er sich die dünnen Latexhandschuhe über, die er mitgebracht hatte, und nahm die Glock 17 aus der karierten Innentasche des Koffers. Er hatte die Waffe morgens bei einem ziemlich unangenehmen Typen gekauft, aber wer handelte auch sonst mit illegalen Waffen? In den letzten paar Monaten hatte er die Erfahrung gemacht, dass es relativ einfach war, sich Waffen zu besorgen, die niemand zu ihm zurückverfolgen konnte. Man brauchte lediglich genug Bargeld und musste wissen, wie man an die Verkäufer herankam.
Er prüfte die Halbautomatik. Die Maske würde er später holen, sobald er Jean getötet und ausgezogen hatte.
Mit der Glock in seinem Sportjackett, schlüpfte er aus dem Zimmer und zurück den Flur entlang. Kurz vor dem Wohnzimmer zog er die Glock aus seiner Tasche.
Er musste beim Betreten des Zimmers feuern, denn die beiden Bodyguards hielten sich noch bei Jean und Jeff auf.
»Um Mitternacht sind sie immer bei Jean«, hatte Jeff ihm verraten.
Das Überraschungsmoment arbeitete für ihn, denn er eröffnete das Feuer in dem Moment, als er den ersten Bodyguard sah. Mit drei Schüssen streckte er den Mann nieder; die letzte Kugel direkt ins Herz. Dann nahm er sich den zweiten vor, der zwar schon seine Waffe aus dem Schulterhalfter riss, jedoch nicht mehr dazu kam, auch nur einen Schuss abzugeben, denn ihn erwischte er mit einem Supertreffer genau zwischen die Augen. Adrenalin machte ihn high, als Jean schrie und Jeff fluchte.
Beide starrten ihn fassungslos an.
Er zielte mit der Glock auf Jeff.
»Du bist das?«, fragte Jean entsetzt. »Du … du bist der Mitternachtsmörder?«
»Tu das nicht!«, flehte Jeff. »Ich gebe dir alles, was du willst. Ich schreibe dir einen Scheck aus über jeden Cent, den wir haben, und …«
»Hier geht es nicht um Geld«, fiel er Jeff ins Wort. »Hier geht es um das, was deine Frau und die anderen mir angetan haben.«
»Was habe ich dir denn jemals angetan?!« Jean hob die Hände in der ihr typischen dramatischen Art.
Er erwischte Jeff, der versuchte, zum Schreibtisch in der Ecke zu gelangen. Ohne Vorwarnung zielte er und drückte ab. Die Kugel traf Jeff
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