Killing for Love: Thriller (German Edition)

ihn ansonsten aber weitestgehend. »Ich dachte, dass wir heute nach dem Abendessen die Liste durchgehen können. Vielleicht schrillen ja bei einem der Namen die Alarmglocken – sei es ein verärgerter Schauspielkollege, irgendeine missglückte Affäre, Streit oder jemand, der aus welchen Gründen auch immer bis heute sauer sein könnte.«
    »Ja, gut«, willigte Lorie ein. »Auf Anhieb fällt mir zwar niemand ein, aber es kann sein, dass ich mich an irgendetwas erinnere, wenn wir mehr über den Film reden. Ehrlich gesagt habe ich die letzten zehn Jahre versucht, gar nicht mehr daran zu denken, dass ich einmal so eine Riesendummheit begangen habe.«
    »Wir machen alle Fehler«, beruhigte Derek sie, »vor allem wenn wir sehr jung sind und unbedingt die Welt erobern wollen.«
    Lorie seufzte tief. »Prima Eroberungstaktik, was? Splitternackt vor laufender Kamera Sex zu haben.«
    Stille. Mindestens eine Minute lang sprach keiner von ihnen ein Wort.
    »In einer Viertelstunde habe ich Sandwiches zum Abendbrot fertig«, verkündete Maleah schließlich. »Richte dich in Ruhe ein, und komm nach unten in die Küche, wenn du so weit bist.«
    »In Ordnung.« Lorie rang sich ein viel zu verkrampftes Lächeln ab. »Wenn du willst, kann ich dir in der Küche helfen, nicht nur heute Abend, meine ich. Ich bin eine recht passable Köchin.«
    »Dem Himmel sei Dank!«, seufzte Derek lachend. »Ich hatte schon Angst, dass ich in der Zeit hier nichts als Cornflakes und belegte Brote kriege!«
    »Das rührt einen ja zu Tränen!« Maleah verdrehte wieder die Augen. »Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, dass du mal kochst oder uns fertiges Essen holst. Es ist schon schlimm genug, dass ich dich hier ertragen muss, und ich habe ganz bestimmt nicht vor, dich verzogenes Etwas von vorn bis hinten zu bedienen.«
    »Du wirst noch feststellen, dass ich alles andere als verzogen bin.«
    Maleah packte Derek am Ärmel und zog ihn aus Lories Zimmer. Wie Lorie deutlich hörte, setzten sie ihren verbalen Schlagabtausch auf dem Flur und der Treppe fort. Unweigerlich fragte sie sich, was die beiden für ein Problem miteinander hatten.
    Allerdings vertrieb sie sogleich wieder alle Gedanken aus ihrem Kopf, ihre Neugierde, was Maleah und Derek betraf, ihre früheren Verfehlungen und ihre gegenwärtige Lage, und öffnete ihren Koffer. Sie hatte nur Garderobe für zwei Tage sowie das Allernötigste an Kosmetika mitgebracht. Falls sie mehr brauchte, konnte sie einfach nach Hause fahren und es sich holen.
    Im günstigsten Fall fasste die Polizei den Täter, bevor er wieder zuschlug; dann könnte sie wieder nach Hause ziehen, ehe Cathy und Jack aus den Flitterwochen zurückkehrten. Im schlimmsten Fall … würde der Täter sie ins Visier nehmen.
    Gott sei Dank war sie mit dem zweiten Brief zu Maleah gegangen, statt ihn wie den ersten in den Müll zu werfen! Und sie dankte Gott vor allem, dass Maleah sie von Anfang an ernst genommen und ihr geglaubt hatte.
    Mike glaubt dir inzwischen ebenfalls.
    Sie legte ihre Unterwäsche in eine leere Schublade der Mahagonikommode, die diagonal in der Ecke vor dem angeschlossenen Bad stand.
    Heute Abend hatte Mike sich ihr gegenüber anständig benommen. Nein, er war mehr als anständig gewesen, beinahe freundlich. Für einen flüchtigen Moment hatte sie den alten Mike in ihm wiedererkannt, den Mann, der sie einst geliebt hatte.
    Sie nahm die zwei Outfits aus dem Koffer, die sie in klare Plastikfolie gehüllt hatte, und hängte sie in den Habersham-Schrank. Versonnen strich sie über das gebürstete Holz. Dies war ein Stück feinster Handwerksarbeit, dachte sie, während sie mit ihren Fingern über die zarten Verzierungen auf der Schranktür glitt.
    Mike machte einfach nur seinen Job. Sie sollte nicht mehr in seine Entschuldigung hineindeuten, als da war. Ihm tat lediglich leid, dass er ihr zuerst nicht geglaubt hatte, mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
    So oder so musste sie aufhören, auf das Unmögliche zu hoffen. Sie bezweifelte, dass Mike jemals gewillt wäre, mit ihr befreundet zu sein, geschweige denn eine Beziehung zu wagen.

    Die Hofnarrenmaske aus Pappmaché, Leim, weißer Grundierung und Acrylfarben lag auf dem Motelbett, blickte leer zu ihm auf und erinnerte ihn an ihre Erniedrigung. Charlie Hung hatte diese Maske in sämtlichen Szenen getragen, in denen er es mit den weiblichen Schauspielerinnen trieb.
    Entsprechend war es nur passend, dass sie seine Totenmaske bilden würde.
    Behutsam steckte er sie in die