Killing for Love: Thriller (German Edition)
hätte noch mindestens zwanzig Jahre haben müssen!«
Louie sah ihn besorgt und mitfühlend an.
Aber Travis winkte schon ab. »Wenn diese Powell-Leute kommen, bringen Sie sie ins Wohnzimmer. Ich gehe schon vor, gönne mir einen Macallan-Scotch und eine Havanna. Ich werde jeden Tag genießen, der mir noch bleibt, trinken, rauchen und vögeln bis zum Ende.«
Travis Dillard hatte sich bereit erklärt, sie um halb fünf in seinem Strandhaus am Pacific Coast Highway zu empfangen. Die Powell Agency in Knoxville hatte ein paar zusätzliche Informationen über Dillard gesammelt, auch über seine Vermögensverhältnisse. Wie es aussah, hatte er die Villa in Bel Air, an die er vor gut zwanzig Jahren durch die Heirat mit einer reichen Erbin gekommen war, verkaufen müssen. Seine damalige Frau war deutlich älter gewesen als er und nach zwei Jahren Ehe mit dem aufstrebenden Pornoproduzenten an einem Herzinfarkt gestorben.
»Ehefrau Nummer zwei finanzierte Dillard die ersten zehn Filme«, las Derek vom Laptopmonitor ab. »Nach ihrem Tod allerdings haben die Ehefrauen drei bis fünf ihn fast um sein gesamtes Vermögen gebracht, vor allem Nummer fünf. Heute besitzt er nur noch das Haus in Malibu, ein paar Oldtimer und die Rechte an über vierzig seiner Filme.«
Maleah lenkte ihren Mietwagen in die Einfahrt zu Dillards Haus. »Wie alt ist er jetzt?«
»Hmm …« Derek blätterte durch die Akte, die sie morgens von der Agency erhalten hatten. »Sechsundsechzig. Warum?«
»Und wie alt ist seine aktuelle Frau?«
»Zweiundzwanzig.«
»Typisch! Ein Pornostar?«
»Das war sie, aber nachdem sie den Boss geheiratet hatte, wurde sie seine stille Teilhaberin und gab das Schauspielern auf.«
Maleah hielt den Wagen vor dem modernen Bau mit weiß verputzter Fassade an – zwei Stockwerke, durchgehende Fenster und ein atemberaubender Blick auf den Pazifik. Sie stieß einen langen leisen Pfiff aus. »Wie viel ist die Hütte wert?«
»Der Schätzwert beläuft sich auf nicht ganz zwölf Millionen, womit sie zu den weniger teuren Immobilien in dieser Gegend von Malibu zählt.«
»Sprich: Er ist alles andere als blank, zumindest bis seine neueste Frau sich scheiden lässt und die Hälfte kriegt.«
»Das wird nicht passieren. Sie hat einen Ehevertrag unterschrieben. Falls sie nicht bis zu Dillards Tod mit ihm verheiratet bleibt, bekommt sie eine Million in Cash, und das war’s. Auf den letzten Drücker ist er endlich schlauer geworden.«
Maleah schnaubte verächtlich. Ihrer Meinung nach war Travis Dillard Abschaum der niedersten Sorte, der primitive menschliche Bedürfnisse bediente und blutjunge Frauen ausbeutete, die von der großen Karriere träumten.
Sie öffnete die Wagentür, stieg aus und ging zum weinberankten Vordach über der Haustür, wo Derek zu ihr stieß.
»Zieh die Krallen ein, und sei artig!«, befahl Derek. »Wenn Dillard deine Feindseligkeit bemerkt, macht er sofort dicht und weigert sich, zu kooperieren. Wir wollen ihn freundlich und gesprächig. Was du auch tust, verurteile ihn nicht, klar?«
»Rede nicht mit mir, als wäre ich eine ahnungslose Anfängerin, die nicht weiß …«
Die Tür schwang auf, und vor ihnen stand ein kleiner Asiat, dessen Alter nicht einzuschätzen war. Er sah sie beide an.
»Wir möchten mit Travis Dillard sprechen«, erklärte Maleah.
»Wir haben einen Termin«, ergänzte Derek. »Wir sind von der Powell Agency. Ich bin Derek Lawrence, und diese Dame ist Maleah Perdue.«
»Kommen Sie bitte mit! Mr.Dillard erwartet Sie.« Ohne sich noch einmal zu ihnen umzudrehen, ging der Mann voran und überließ es Maleah und Derek, ihm zu folgen.
Die hell geflieste Diele zierten ein Läufer mit Tigermuster sowie eine edle chinesische Vitrine, schwarz und rot lackiert, an der linken Wand. Von hier gelangten sie in ein riesiges Wohnzimmer, mindestens zehn mal zehn Meter. Zwei der vier Wände waren vollständig verglast und boten einen Ausblick auf den Pazifik. Maleah konnte nur knapp einen erstaunten Laut unterdrücken, als sie die phantastische Aussicht auf den Strand und das Meer wahrnahm. Aber sie schaffte es, sich sofort auf den hageren, kahlköpfigen Mann zu konzentrieren, der von einem der beiden weißen Sofas vor dem großen Kamin aufstand.
Dieser alte ausgemergelte Glatzkopf war Travis Dillard? Er sah nicht wie sechsundsechzig aus, eher wie sechsundachtzig. Und auch wenn er noch dem Foto ähnelte, das sie von ihm besaßen, hätte Maleah ihn für Dillards Vater gehalten, nicht für
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