Killing for Love: Thriller (German Edition)
Wohnort nach Knoxville, Memphis und Arizona zu leisten.«
»Ja, eindeutig. Und Hines sieht aus, als hätte er keinen Dollar in der Tasche.«
»Unser Mörder muss nicht unbedingt reich sein, er braucht bloß genug Geld für die Tickets und die Masken, die er seinen Opfern aufsetzt, wahrscheinlich aber auch für gefälschte Papiere, Kostümierungen und Hotelzimmer. Und er muss einen Job haben, in dem er sich jederzeit freinehmen kann.«
»Travis Dillard könnte sich Tickets überallhin leisten, und er hat möglicherweise noch die Masken, die in dem Film benutzt wurden.«
»Trübt deine Meinung von Dillard eventuell dein Urteilsvermögen?«, fragte Derek.
»Kann sein«, gestand Perdue, »aber ich würde sagen, dass wir Hines von unserer Verdächtigenliste streichen oder zumindest ganz nach unten packen. Und fürs Erste setzen wir Dillard ganz oben auf die Liste.«
»Einverstanden«, stimmte Derek zu, »fürs Erste. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass Dillards gesundheitliche Verfassung es schwierig für ihn machen würde, diese Morde zu begehen.«
»Schwierig, aber nicht unmöglich. Zudem hat er genug Geld, um einen Profikiller zu engagieren.«
»Auch hier bin ich ganz deiner Meinung«, verkündete Derek grinsend. »Ist es nicht verblüffend, dass wir anfangen, mehr und mehr dasselbe zu denken? Wart’s ab, wenn dieser Fall abgeschlossen ist, sind wir zwei dicke Freunde.«
Perdue würdigte ihn nicht einmal eines Seitenblickes. »Träum weiter!«
Lorie blickte von dem Artikel in Tea Time auf, einer Illustrierten für Teeparty-Liebhaber, und sah zu Shelley Gilbert, die gegenüber von ihr hockte und in einen Roman vertieft war. Vor dem Abendessen hatte Shelley ihren Blazer ausgezogen, trug jedoch immer noch ihr Schulterhalfter.
Lorie knickte die Ecke einer Seite in der Zeitschrift um – die Werbung eines Teekannenlieferanten – und legte sie beiseite. Zu Jahresbeginn hatten Cathy und Lorie beschlossen, ihr Angebot auszuweiten und auch Artikel für Nachmittagstees ins Sortiment aufzunehmen, vielleicht sogar in nächster Zukunft den leeren Laden neben ihrem dazuzumieten, zu renovieren und dort einen altmodischen Tearoom einzurichten.
Sie vermisste Cathy und freute sich schon darauf, wenn sie endlich aus den Flitterwochen zurück war. Vier Tage noch. Andererseits graute ihr davor, ihrer besten Freundin zu erzählen, was in ihrem Leben gerade los war. Binnen nicht einmal zwei Wochen war ihre Welt komplett aus den Fugen geraten, ihr Leben wurde bedroht, und sie brauchte eine Leibwache!
Als hätte sie Lories Blick gespürt, sah Shelley von ihrem Buch auf und lächelte. Lorie erwiderte ihr Lächeln. »Ich überlege, mir Vanilleeis mit Wurzelbier vor dem Zubettgehen zu gönnen. Möchtest du auch?«
»Seven-up mit Vanilleeis fände ich gut, falls du Seven-up hast. Ich bin kein so großer Wurzelbier-Fan.«
»Okay, einmal Vanilleeis mit Seven-up, einmal mit Wurzelbier.«
Shelley stand auf, legte ihr Buch auf den Sessel und folgte Lorie in die Küche. Lorie betrat den Raum als Erste, erstarrte und hielt hörbar die Luft an. Sie hatte das Licht noch nicht eingeschaltet, und die einzige Beleuchtung kam von den Wandlampen im Flur sowie dem Dreiviertelmond, der durch das Küchenfenster hereinschien.
»Was ist?«, fragte Shelley leise hinter ihr.
»Ich könnte schwören, dass ich jemanden gesehen habe, der durch das Fenster hereinguckte.«
»Bist du sicher?«
»Nein, bin ich nicht. Vielleicht geht meine Phantasie mit mir durch. Ich bin in letzter Zeit ein bisschen schreckhaft, aber …«
»Du bleibst hier!«, wies Shelley sie an. »Ich gehe raus in den Garten, und ich möchte, dass du die Tür hinter mir abschließt.«
»Sei vorsichtig!«, flüsterte Lorie.
Shelley nahm ihre Neunmillimeter aus dem Schulterhalfter, zog die Tür auf und ging auf die hintere Veranda. Wie befohlen, verriegelte Lorie hinter ihr, zog aber das Faltrollo hoch, das vor der verglasten oberen Türhälfte hing, und linste in die Dunkelheit. Sie sah, wie Shelley die Verandastufen hinunterstieg und den Garten betrat. Lorie hielt den Atem an.
»Stehen bleiben, oder ich schieße!«, rief Shelley laut und deutlich.
O Gott! Was, wenn Shelley den Mörder geschnappt hatte? Lorie sah auf ihre Uhr: zwei Minuten vor zehn. Nicht einmal annähernd Mitternacht. Aber vielleicht beobachtete er ihr Haus bloß, um die Abläufe kennenzulernen und einzuschätzen, wann er am ehesten an ihrer Leibwächterin vorbeikam?
Plötzlich, gleichsam aus dem
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