Killing for Love: Thriller (German Edition)
diese Drohungen mit Schuld an ihrem Schlaganfall sind.«
»Und wir vergeuden unsere Zeit mit der Befragung, weil …?«
»Weil er behauptet, dass er weiß, wer der Mörder ist.«
Shelley Gilberts Anruf ging um 9:35 Uhr im Sheriff-Büro ein, und sofort wurden zwei Streifenwagen zu Lorie Hammonds’ Haus geschickt.
Als Mike um fünf Minuten nach zehn dort ankam, übertraf die Lage seine schlimmsten Befürchtungen. Mit ein paar Reportern der hiesigen Zeitung und des Lokalsenders sowie einigen neugierigen Nachbarn hatte er gerechnet. Aber er fuhr mitten in ein gellendes Chaos hinein. Eine Horde von mindestens fünfzig Leuten hatte sich in Lories Vorgarten und auf der Straße davor eingefunden. Während er ausstieg, zählte er sechs verschiedene Fernsehkameras und ein Dutzend Fotografen, die das Haus, die Menge und die Uniformierten an der Vordertür knipsten und filmten. Mike vermutete, dass auch die hintere Tür bewacht werden musste.
Er bahnte sich einen Weg durch das Gedränge aus Reportern und Ansässigen, wobei er an die fünfzehn Leute erkannte. Diese Menschen wohnten in seiner Stadt, hatten ihn gewählt. Zwei von ihnen gingen sogar mit ihm in die Kirche.
»Das ist Sheriff Birkett!«, schrie jemand, und alle Köpfe drehten sich suchend um.
Einer der Kameramänner zoomte auf ihn, während der begleitende Reporter ihm ein Mikro vor die Nase hielt. »Sheriff, ist es wahr, dass Sie früher mit Miss Hammonds verlobt waren?«
Jemand anders rief: »Ist sie im echten Leben genauso scharf wie in dem Porno?«
Mike biss die Zähne zusammen. Bleib ganz ruhig! Antworte nicht! Lass dich nicht verleiten, irgendetwas Dummes zu sagen oder zu tun!
Stumm ging er weiter, und die Leute wichen tatsächlich zurück, um ihn durchzulassen. Eine raunende Stille legte sich über die Menge, während er auf die Vorderveranda trat und mit dem Officer an der Tür sprach.
»Ich gehe rein und rede mit Miss Hammonds«, erklärte er seinem Deputy. »In ein paar Minuten komme ich wieder raus und gebe eine Erklärung ab. Sorg so lange dafür, dass die Leute Ruhe bewahren und vor allem keiner näher kommt! Falls irgendjemand versucht, auf die Veranda zu gelangen, zieh deine Waffe, und zeig ihnen, dass wir es ernst meinen! Das sollte sie hinreichend abschrecken.«
»Ja, Sir«, sagte der Deputy.
Mike klingelte und rief: »Ich bin’s, Mike Birkett.«
Als die Tür geöffnet wurde, brach ein veritabler Tumult aus. Fragen und Anschuldigungen wurden gebrüllt, die sich rasch zu einem unverständlichen Lärmbrei vermengten.
Mike schlüpfte schnell hinein und schloss die Tür hinter sich. Ihm gegenüber stand eine sehr streng dreinblickende Shelley Gilbert.
»Wo ist Lorie?«
»Ich bin hier.« Sie kam aus einer schattigen Ecke des dämmrigen Flurs.
Ihr gequälter Gesichtsausdruck brach ihm das Herz. Er konnte sie nicht trösten, sie nicht sanft in die Arme nehmen und halten. Das wagte er nicht.
»Das ist alles Ryan Bonners Werk«, murmelte er stattdessen. »Dieser kleine Mistkerl hätte auf Wainwrights Pressekonferenz ebenso gut deinen Namen herausschreien können.«
»Er hat angerufen«, sagte Shelley. »Special Agent Wainwright, meine ich. Gleich nach der Pressekonferenz meldete er sich und fragte, wie es Lorie geht.«
»Ja, ich habe eben mit ihm telefoniert und ihm die Situation geschildert. Er ist schon auf dem Weg nach Dunmore«, versicherte Mike.
»Das Telefon bimmelte ununterbrochen«, sagte Lorie. »Shelley hat im ganzen Haus die Stecker herausgezogen.«
»Das tut mir leid.« Mike ging auf Lorie zu.
Sie sah ihn an, das Kinn trotzig gereckt und mit eisern entschlossener Miene. »Ich krieche nicht zu Kreuze und bettle um Vergebung für vergangene Sünden – nicht noch einmal! Ich habe neun Jahre lang gebüßt. Das ist mehr als genug. Von jetzt an ist mir schnurz, was irgendjemand in dieser Stadt über mich denkt. Und das schließt dich mit ein.«
Die Samstagsgruppe der Anonymen Sexsüchtigen traf sich wöchentlich um zehn Uhr morgens im Alamo Club. Es handelte sich um eine geschlossene Veranstaltung, weshalb Maleah und Derek um kurz vor elf an der West Sycamore 568 eintrafen, bewehrt mit einem vier Jahre alten Polizeifoto von Casey Lloyd. Damals war er wegen Besitzes illegaler Substanzen verhaftet worden. Maleah und Derek warteten nicht lange, denn schon um fünf Minuten nach elf kamen nach und nach Männer und Frauen allein oder in kleinen Grüppchen aus dem Gebäude, manche redend und lachend, die anderen mit eingezogenen
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