Killing for Love: Thriller (German Edition)
der potenziellen Opfer nicht bekanntgeben.«
»Können Sie uns denn sonst etwas über diese potenziellen Opfer sagen?«, wollte ein weißhaariger Reporter mit Brille wissen.
»Nein, bedaure.«
»Was können Sie uns über die Opfer erzählen, von denen das FBI glaubt, dass der Mörder sie sich als Ziele ausgesucht hat?«, rief eine bekannte Stimme aus der Masse der Fernseh-, Zeitungs- und Zeitschriftenreporter.
Die Kamera schwenkte über die Medienleute hinweg und zoomte auf den Sprecher.
»Mist!«, fluchte Mike.
Dort stand Ryan Bonner. Mit seiner Dreistigkeit und Verbissenheit verursachte dieser Mann nichts als Ärger – eine Menge Ärger.
»Diese Informationen halten wir im Interesse der Betroffenen zurück«, antwortete Wainwright und zeigte auf einen anderen Reporter, der wild mit dem Arm fuchtelte.
Doch ehe sein Kollege ein Wort herausbrachte, rief Bonner laut und fordernd: »Ist es nicht schon erwiesen, dass alle drei Opfer früher in Pornofilmen mitspielten und das potenzielle Opfer in Alabama ebenfalls eine ehemalige Pornodarstellerin ist?«
»Kein Kommentar«, entgegnete Wainwright und wies abermals auf den anderen Reporter.
»Irgendein Kommentar dazu, dass der einzige Film, in dem die drei Opfer und die bedrohte Person in Alabama zusammen auftraten, Mitternachtsmaskerade hieß?«, schrie Bonner.
»Noch einmal, kein Kommentar.« Wainwright war sichtlich angespannt, als die Kamera zu zwei FBI-Agenten schwenkte, die sich Ryan Bonner näherten und ihn aus dem Raum führten.
Wieder fluchte Mike und murmelte Obszönitäten vor sich hin. Jeder in der Stadt kannte den Titel von Lories einzigem Film. Folglich war es bloß eine Frage der Zeit, bis Bonner, dieser Terrier von einem Reporter, alles in die Zeitung setzte, so dass jeder es lesen und sich das Maul zerreißen konnte. Lorie müsste die Schande ihrer Vergangenheit wieder von vorn durchleben, genau wie unmittelbar nach ihrer Rückkehr.
Pressefreiheit war ein zweischneidiges Schwert, das die Schuldigen ebenso tief verwundete wie die Unschuldigen. Und in Lories Fall hatte die Schuldige bereits für ihre vergangenen Fehltritte bezahlt.
Maleah und Derek waren gestern noch aus Laredo abgeflogen und spätabends in Fayetteville, Arkansas, angekommen. Ihr Auftrag, die möglichen Verdächtigen zu befragen, hatte sie gestern auf einen Abstecher nach Mexiko geführt und sandte sie nun wieder kreuz und quer durch die Staaten. Heute wollten sie Casey Lloyd befragen, den Co-Autor des Drehbuchs zu Mitternachtsmaskerade. Der Powell-Bericht über diesen Kerl las sich wie eine Seifenoper. Er galt als Wunderknabe, hatte seinen ersten Roman mit achtzehn veröffentlicht, es auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft und war als Co-Autor für das Drehbuch angeheuert worden, als sein Stoff zum Film gemacht wurde. Lloyd wurde zum gefeierten Nachwuchstalent in New York und L.A. Fünf Jahre später jedoch war es ihm immer noch nicht gelungen, an seinen ersten Erfolg anzuknüpfen, und so wandelte er sich zu einem ehemaligen Wunderknaben mit kostspieligem Kokainverbrauch. Nach einer Reihe übler Fehlschläge – ein Roman und mehrere Drehbücher – nahm er Travis Dillards Angebot mit Kusshand an und schrieb zusammen mit der halbberühmten Pornofilmautorin Laura Lou Roberts, die in den Siebzigern der Star in zahlreichen »Männerfilmen« gewesen war.
Als es an ihrer Hotelzimmertür klopfte, wurde Maleah jäh aus ihren Gedanken gerissen.
»Perdue, lass mich rein!«, vernahm sie Derek. »Ich bringe Kaffee und Plunderstücke.«
Maleah widerstand dem Drang, sich kurz im Spiegel anzusehen, und stapfte barfuß durch das Zimmer. Sie entriegelte die Tür, öffnete sie und blickte von Dereks lächelndem Gesicht zu der großen Tüte in seiner Hand.
Wie schaffte er es bloß, so frühmorgens schon so frisch und munter auszusehen? Es war noch nicht einmal acht Uhr, aber er hatte offensichtlich schon geduscht, sich rasiert, seine Hose und sein Hemd gebügelt und war nach unten gegangen, um ihnen Frühstück zu holen.
Während er ihr Zimmer betrat, musterte er sie beiläufig. Sie krümmte sich innerlich, denn ihr war nur zu bewusst, was für ein Bild sie in ihrem schlabberigen Pyjama und mit ungekämmtem Haar abgeben musste. Na und? Was kümmerte sie, wie sie aussah? Schließlich wollte sie diesen Mann ja nicht beeindrucken. O nein, Gott bewahre!
Er stellte die große Papiertüte auf den Eckschreibtisch und nahm zwei Styroporbecher heraus. »Das ist deiner.« Sie nahm
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