Killing for Love: Thriller (German Edition)
Schultern davoneilend.
»Das ist er«, sagte Derek.
»Casey Lloyd!«, rief Maleah ihn.
Ein vierschrötiges Männlein mit welpenbraunen Augen und schwabbeligen rosigen Wangen streckte eine Hand in die Höhe und winkte ihnen zu.
»Ihr habt das Treffen verpasst«, verkündete er, als er auf sie zuging. »Die Neue-Hoffnung-Gruppe trifft sich mittwochabends, oder ihr kommt am nächsten Samstag wieder. Aber ich kann auch gern gleich mit euch reden, falls ihr sofort Hilfe braucht.«
»Wir müssen mit Ihnen reden, Mr.Lloyd«, klärte Maleah ihn auf. »Ihre Gruppe interessiert uns nicht.«
Der Mann sah misstrauisch von Maleah zu Derek. »Worum geht es?«
»Das würden wir lieber nicht vor allen …«, begann Derek.
»Meinetwegen können wir es ruhig hier besprechen.«
»Okay, wie Sie wollen«, gab Maleah nach. »Ich bin Maleah Perdue, und dies hier ist Derek Lawrence.« Sie erläuterte ihm kurz, für wen sie arbeiteten und weshalb sie ihn befragen wollten. »Haben Sie zufällig Drohbriefe erhalten?«
»Nein, aber ich habe eigentlich auch keine Adresse. Ich, ähm, habe keine eigene Wohnung. Meistens schlafe ich in einer der kirchlichen Obdachlosenunterkünfte, und tagsüber jobbe ich, wo immer sich Arbeit findet.«
»Wann haben Sie Fayetteville das letzte Mal verlassen?«, fragte Derek.
»Weihnachten«, antwortete er prompt. »Meine Eltern hatten mir ein Busticket geschickt, und da bin ich über die Feiertage rauf nach Bella Vista zu meiner Familie gefahren. Bevor Sie fragen: Ja, sie haben mir angeboten, ganz zu ihnen zu kommen und erst einmal bei ihnen zu wohnen, aber … Ich habe ihnen zu oft das Herz gebrochen und sie bitter enttäuscht, als dass ich das noch einmal riskieren will. Ich strenge mich jeden Tag aufs Neue an, aber ich kann meinen Eltern und meinen Schwestern nicht versprechen, dass ich fortan clean und nüchtern bleibe.«
Offenbar besaß Casey Lloyd ebenso wenig wie Duane Hines die Mittel, die ihm ermöglichten, sich Flugtickets und hochwertige Masken zu kaufen.
»Erinnern Sie sich an jemanden, der mit dem Dreh von Mitternachtsmaskerade zu tun hatte und einen Grund hätte, die Schauspieler umzubringen?«, erkundigte Maleah sich.
»Keine Ahnung. Eigentlich habe ich die Schauspieler auch gar nicht weiter kennengelernt. Ich habe ja bloß als Co-Autor an dem schrottigen Drehbuch mitgeschrieben, und die Hälfte der Zeit war ich sowieso total high.«
»Haben Sie mit einer der Schauspielerinnen geschlafen?«
»O nein! Laura Lou hielt mich an der ganz kurzen Leine. Die Dame war meine Co-Autorin, Gönnerin, Geliebte und Drogenlieferantin. Sie hätte mir die Eier abgeschnitten, hätte ich mit einer anderen geschlafen.«
»War Miss Roberts gewalttätig?«, wollte Derek wissen. »Wäre sie zu einem kaltblütigen Mord fähig?«
»Diese Schlampe?« Casey lachte. »Das wäre sie allemal. Aber inzwischen ist sie ein bisschen zu alt, um so einen Job selbst zu erledigen. Sie würde jemanden anheuern, falls sie irgendjemanden tot sehen will. Mir fällt allerdings kein Grund ein, weshalb sie Dean, Hilary oder Charlie umbringen sollte. Bei Travis Dillard wäre das etwas anderes. Den würde sie lieber heute als morgen unter die Erde bringen.«
Maleah merkte auf. »Was lief zwischen Mr.Dillard und Miss Roberts?«
»Die beiden hatten einen Deal: Sie schrieb ihm seine Filmskripte für einen Apfel und ein Ei, sollte dafür aber an den Filmerlösen beteiligt werden. Dann haben Dillard und seine Anwälte Laura Lou um Gott weiß wie viel beschissen, doch sie schrieb weiter für ihn, weil sie damals kein anderer beschäftigte. Erst vor ein paar Jahren konnte sie sich von ihm abseilen.«
»Wäre Dillard das Opfer, würde Miss Roberts das zur Hauptverdächtigen machen«, sagte Derek. »Er ist jedoch noch sehr lebendig, jedenfalls im Moment.«
»Wie meinen Sie das?«
»Travis Dillard hat Krebs im Endstadium«, erklärte Derek.
Casey grinste. »Vielleicht gibt es auf dieser Welt ja doch ein bisschen Gerechtigkeit.«
Bis zum späten Nachmittag hatte die Menge sich vor Lories Haus aufgelöst, hinterließ allerdings Zigarettenkippen, Getränkedosen und sonstige Abfälle zuhauf in ihrem Vorgarten und auf der Straße. Die Blumen in den Beeten zu beiden Seiten ihres Gartenweges waren heruntergetrampelt, und die antike weiße Gartenbank hinter dem Haus war unter eines der Fenster gerückt worden, wo sie zwei Reporter benutzt hatten, um ins Haus zu sehen.
Mike hatte die meisten Anwohner bewegen können, wieder zu
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