Killing for Love: Thriller (German Edition)
dir nicht leichtgefallen. Dein Gefühl sagt dir, dass du Lorie beschützen musst, aber dein Verstand warnt dich, ihr nicht zu nahe zu kommen, richtig?«
»Ja, ungefähr so.« Als Jack schwieg, fuhr Mike fort: »Halte mich bitte trotzdem auf dem Laufenden! Mir ist schließlich nicht egal, was mit ihr passiert.«
»Na klar! Dein Problem ist eher, dass es dich zu sehr interessiert, würde ich meinen.«
Lorie hatte den kleinen Fernseher in der Küche eingeschaltet, allerdings auf stumm, als sie sich vor einer halben Stunde ihren ersten Kaffee einschenkte. Morgens sah sie gern den Wetterbericht, solange sie noch in der Küche war, Kaffee trank und entschied, was sie essen wollte. An Sonntagen bereitete sie sich gewöhnlich ein richtiges Frühstück, aber unter der Woche wählte sie eine von drei Varianten: Cornflakes mit Früchten, Joghurt mit Früchten oder ein Muffin und Obstsaft. Lorie hielt eine Menge von festen Gewohnheiten, weil sie ihr Stabilität verliehen. Umso mehr, nachdem sie gesehen hatte, wohin ihr Drang nach Aufregung und Abenteuer sie führte – in eine Welt, die sie beinahe zerstört hatte. Zwar mutete ihr heutiges Leben bisweilen langweilig und öde an, aber wenigstens war es sicher. Oder zumindest bis vor kurzem gewesen.
Sie nahm die Kanne von der Heizplatte und goss sich ihren dritten Kaffee ein. »Möchtest du noch Kaffee?«, fragte sie Shelley.
Ihre Leibwächterin schüttelte den Kopf, denn sie hatte den Mund voller Cornflakes mit Bananenscheiben und gehackten Walnüssen.
Lorie umfing ihren Becher mit beiden Händen, als sie sich wieder an den Küchentisch setzte und zum Fernseher sah. Erschrocken hielt sie den Atem an, denn dort war Special Agent Wainwright zu sehen, der offensichtlich eine Presseerklärung abgab. Eilig suchte sie nach der Fernbedienung, fand sie mitten auf dem Tisch und stellte den Ton ein.
Die Laufzeile am unteren Bildschirmrand lautete: Viertes Mitternachtsmörderopfer im Nachtclub des Verlobten in Atlanta ermordet?
Shelley ließ ihren Löffel in die beinahe leere Müslischale fallen, so dass ein lautes Klimpern durch den Raum ging.
»Gehörte Shontee Thomas zu den Darstellern im Pornofilm Mitternachtsmaskerade? «, fragte gerade eine Fernsehreporterin den Special Agent.
Wainwright wirkte unsicher, als wüsste er nicht recht, wie viel er preisgeben sollte. Andererseits dürfte diese Information ohnedies jedem zugänglich sein, der über einen Internetanschluss verfügte, also antwortete er: »Ja, Miss Thomas hatte eine kleine Rolle in dem Film.«
»Ist es dann nicht offensichtlich, dass sie das vierte Opfer des Mitternachtsmörders ist?«, fragte ein zweiter Reporter, während mehrere andere gleichzeitig ihre Fragen riefen.
Wainwright wurde von einer wahren Fragensalve bombardiert, als er das kurze Interview beendete und sich von den Mikrophonen abwandte. »Glauben Sie, dass alle Schauspieler aus diesem Film in Gefahr sind?« – »Haben Sie schon irgendwelche Verdächtigen?« – »Was können Sie uns über die Vorgehensweise des Täters sagen?« – »Gibt es noch eine andere Verbindung zwischen den Morden?« – »Stimmt es, dass Miss Thomas einen Bodyguard hatte, der ebenfalls ermordet wurde?«
Die Kamera schwenkte zu der Traube von Reportern vor dem Rough-Diamond-Nachtclub, dann darüber hinaus zu der Masse Schaulustiger, die sich trotz der frühen Stunde schon eingefunden hatte.
Lorie stellte ihren Becher ab und knallte die Fernbedienung auf den Tisch. »Shontee hatte einen Bodyguard!«
Ihrer Verunsicherung begegnete Shelley mit einem selbstbewussten Blick. »Ich weiß, was du denkst. Lass es! Nur weil der Mörder an Shontee Thomas’ Bodyguard vorbeikommen konnte, heißt das noch lange nicht, dass er an mir vorbeikommt.«
»Ich zweifle ja gar nicht daran, dass du mich beschützen kannst«, erwiderte Lorie, »aber du bist auch bloß ein Mensch, genau wie Shontees durchtrainierter Leibwächter. Sie haben eben gesagt, dass er ebenfalls ermordet wurde.«
»Du hast nicht nur mich, sondern auch noch das Sheriff-Büro, das dich bewacht, nicht zu vergessen dich selbst. Du besitzt eine Waffe und weißt, wie man sie benutzt. Aber falls du dich mit mehr Schutz sicherer fühlst, kann ich bestimmt noch einen zweiten Bodyguard anfordern.«
»Einen zweiten Bodyguard?« Eine halbe Minute dachte Lorie sogar über den Vorschlag nach. »Nein, ich komme mir sowieso schon wie ein Fall für die Wohlfahrt vor. Ich kann die Powell Agency unmöglich bitten, mir zwei
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