Killing for Love: Thriller (German Edition)
ein Lächeln ab und betete, dass sie noch Zeit schinden könnte, bis jemand mitbekam, dass Tyrell tot und sie in großen Schwierigkeiten war.
»Ja, ich schätze, man könnte mich als Fan bezeichnen.«
Bei seinem Anblick gefror Shontee das Blut in den Adern. Der Kerl war eindeutig wahnsinnig. Als sie sein Gesicht betrachtete, fiel ihr auf, dass er Theaterschminke trug. Seine Nase und das Kinn waren falsch, wahrscheinlich aus Plastik. Der Schnauzbart könnte also auch unecht sein.
Warum dieser Aufwand? Wenn er sie töten wollte, gab es so oder so keine Zeugen. Ah, aber wenn es doch versteckte Kameras gab, die sie nicht entdeckt hatte? Wusste er von ihnen, oder wollte er bloß kein Risiko eingehen?
»Kenne ich Sie?«, erkundigte sie sich. »Sind wir uns schon begegnet?«
Sein Lächeln wurde breiter, worauf Shontees Bauch sich zusammenkrampfte.
»Willst du wirklich die Antwort wissen?«
»Ja.« Sie hielt den Atem an.
»Wir sind uns begegnet«, sagte er, als er abfeuerte.
Die Kugel traf sie an der Schulter. Mit einem Schmerzensschrei griff sie an die Wunde. Blut rann ihr durch die Finger.
O Gott, er hatte auf sie geschossen!
Er bringt mich um.
Sie sprang auf ihn zu, denn ihr Überlebensinstinkt entschied sich für Kampf statt Flucht.
Er schoss ein zweites Mal, in ihren Unterleib. Der Schuss bremste sie, und sie krümmte sich unter dem entsetzlichen Schmerz.
»Warum?«, fragte sie, doch ihre Stimme war so schwach, dass sie fremd klang. »Warum … warum …?«
Sie sackte auf die Knie. Blut strömte aus ihren Schusswunden, während sie um Hilfe betete. Wo steckte Tony? Wo waren die anderen Leute von seiner Security?
Ihr Angreifer stand direkt über ihr, riss ihren Kopf an den Haaren nach oben, damit sie ihn ansehen musste. Sie blickte ihrem Mörder in die Augen, als er seine Waffe an ihre Stirn drückte. Mit blutigen Händen griff sie nach seinen Hosenbeinen.
»Nicht!«, flehte sie.
»Tot um Mitternacht«, erwiderte er, drückte den Abzug und jagte die Kugel geradewegs in Shontees Gehirn.
18
M ike Birkett setzte seine Kinder an der Schule ab und fuhr weiter zum Büro. Auf halbem Weg zwischen der Dunmore Middle School, wo M. J. die sechste Klasse besuchte, und dem Sheriff-Büro klingelte sein Telefon. Per Sprachbefehl nahm er den Anruf über die Freisprechanlage an.
»Mike, hier ist Jack. Bist du irgendwo, wo du den Fernseher einschalten kannst?«
»Nein, ich sitze im Wagen und bin auf dem Weg zur Arbeit. Was ist los?«
»Cathy und ich haben die Morgennachrichten an. Special Agent Wainwright wird gerade vor einem Nachtclub in Atlanta interviewt. Der Club heißt Rough Diamond. Ist Wainwright nicht der FBI-Agent, der die Ermittlungen zum Mitternachtsmörder leitet?«
»Ja, das ist er.« Der Clubname kam Mike bekannt vor. Und dann fiel es ihm ein. »Der Club gehört Shontee Thomas’ Verlobtem! Sie war in Mitternachtsmaskerade und hat dieselben Briefe bekommen wie Lorie.«
»Das dachte ich mir schon, nach dem, was Wainwright bisher gesagt hat.«
»Ist sie tot?«
»Ja«, antwortete Jack. »Wainwright nennt nur die groben Fakten, keine Details. Miss Thomas wurde ermordet, und er sagt, es gebe Grund zu der Annahme, dass sie das vierte Opfer in einer Mordserie ist.«
»Jeden Monat eines«, murmelte Mike.
»Was?«
»Bisher hat er seit Jahresbeginn jeden Monat einen Mord begangen.«
»Heißt das, Lorie wäre momentan sicher, zumindest bis Mai?«
»Vorausgesetzt, er bleibt bei seinem Tatmuster, ja. Aber wir haben keine Garantien, dass er nicht abweicht.«
»Vielleicht solltest du Lorie informieren. Wenn es dir lieber ist, kann ich das natürlich übernehmen. Cathy und ich wollen sowieso gleich zu ihr.«
Eigentlich hatte Mike vorgehabt, zu warten, bis Jack heute wieder zur Arbeit kam, und ihm dann Lories Fall zu übergeben. Doch unter den gegebenen Umständen war es wohl besser, er tat es gleich.
»Hör zu, ich wollte eigentlich später mit dir reden …« Er machte eine kurze Pause. »Ab heute übernimmst du Lories Fall und leitest die Ermittlungen. Ich, ähm …« Für einen Moment erwog er, seinen langjährigen Freund zu belügen, indem er eine halbwegs glaubwürdige Ausrede erfand, nur kannte Jack ihn viel zu gut. Also blieb er bei der Wahrheit. »Ich brauche ein bisschen Abstand zu Lorie. Die Dinge werden zu kompliziert.«
»Verstehe. Klar übernehme ich den Fall. Kein Problem.«
»Danke. Ich bin froh, dass du nicht versuchst, mir meine Entscheidung auszureden.«
»Ich denke mal, sie ist
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