Killing for Love: Thriller (German Edition)
lange?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht.«
Shontee tippte Tyrell auf die breite Brust. »Bist du sicher, dass du menschlich bist? Ich fange allmählich an zu glauben, du bist ein Roboter.«
Seine Miene verfinsterte sich, doch er erwiderte nichts.
Plötzlich blieb der Fahrstuhl im ersten Stock stehen. Tyrell stellte sich vor Shontee, als die Türen aufglitten, so dass sie den Kopf zur Seite lehnen musste, um an ihm vorbeizusehen. Ein Mann und eine Frau, eng umschlungen, stiegen ein. Sie küsste ihn, er befingerte sie überall.
»Der Aufzug fährt nach oben«, sagte Tyrell mit seiner tiefen, strengen Stimme.
»Ein bisschen rauf und runter macht uns nichts, was, Püppchen?«, fragte der Mann lachend.
Das schrille Kichern der Rothaarigen zerrte an Shontees Nerven. Sie war groß, langbeinig und vollbusig – zweifellos eine teure Prostituierte. Der maßgeschneiderten Hose, dem teuren weißen Hemd und dem sauber gestutzten Schnauzbart sowie der Rolex nach zu urteilen, handelte es sich bei ihrem Kunden um einen wohlhabenden Geschäftsmann.
»Mir macht es etwas aus«, erwiderte Tyrell. »Steigen Sie bitte aus und warten Sie, bis der Aufzug wieder nach unten kommt!«
Ohne auf Tyrells Worte zu achten, langte der Mann an seinem »Date« vorbei und drückte den Knopf, der die Türen schloss. »Bedaure, das kann ich nicht tun.«
Mehrere Dinge geschahen auf einmal und so schnell, dass Shontee keine Zeit hatte, zu reagieren. Tyrell schob seine Jacke auf und griff nach seiner Waffe im Schulterhalfter. Die Rothaarige kreischte, als sie die Pistole sah. Der Geschäftsmann schubste sie direkt gegen Tyrell, und bis dieser sie beiseitegedrängt hatte, zielte der Mann mit einer Waffe auf Tyrell und feuerte mehrmals hintereinander. Die Rothaarige schrie. Der Mann richtete seine Waffe auf sie und schoss ihr zwischen die Augen.
Shontee öffnete den Mund, um zu schreien, doch es kam kein Laut heraus, nicht einmal ein Wimmern. Er stieg über die tote Frau und schritt um Tyrell herum. Dann packte er Shontees Arm.
»Wenn ich dich nicht auf der Stelle erschießen soll, schreist du nicht und wehrst dich nicht, verstanden?«
Sie nickte.
Der Aufzug, der während der Schießerei vom ersten in den zweiten Stock gefahren war, hatte angehalten. Die Türen standen weit offen.
Er zerrte sie aus dem Fahrstuhl und den Korridor hinunter zu Tonys Apartment. Hektisch sah sie sich nach Kameras um, die mit dem Club-Sicherheitssystem verbunden waren, konnte jedoch keine entdecken. Vielleicht waren sie alle versteckt. Falls dieser Kerl ein Räuber oder Vergewaltiger war, könnte sie lebend aus dieser Nummer herauskommen. Aber wenn er derjenige war, der ihr die Drohbriefe geschickt hatte, wäre sie bald tot.
Tot um Mitternacht.
O Gott, wie spät war es?
Im roten Seidenpyjama und passenden Hausschuhen lief Nicole Powell im Wohnzimmer auf und ab, während sie ungeduldig wartete, dass ihr Mann sein Telefonat mit dem Detective vom Knoxville PD beendete, der Kristis Fall bearbeitete. Die Nachricht vom Mord an einer ihrer Sekretärinnen, die im Powell-Gebäude in Knoxville gearbeitet hatte, versetzte den ganzen Haushalt in Aufruhr. Nicole hatte Kristi selbst eingestellt, eine junge lebhafte Frau, frisch von der UTC, die einen sicheren Job gesucht hatte, neben dem sie ihren Master in Business Administration machen wollte. Jeder, der sie kannte, hatte sie gemocht.
»Ich habe Tee gekocht, falls jemand eine Tasse möchte.« Barbara Jean rollte ins Wohnzimmer. Sie trug einen grünen Seidenkaftan, der sehr gut zu ihrem Teint passte.
»Danke, später vielleicht«, entgegnete Nicole.
»Telefoniert Griff noch?«
»Ja, er spricht mit Detective Crawford und erfährt hoffentlich, was genau mit Kristi passiert ist.«
»Sanders ist im Büro und schickt Nachrichten an alle Powell-Mitarbeiter.« Barbara Jean kam zu Nic und ergriff ihre Hand. »Der Tod ist immer schwer zu akzeptieren, aber ganz besonders bei so jungen Menschen.«
»Du denkst an deine Schwester, nicht wahr? Ihr Tod war sinnlos, wie jeder Tod durch die Hand eines kaltblütigen Mörders.«
Barbara Jean nickte, drückte Nics Hand und ließ sie los. »Und dennoch bleibt uns keine andere Wahl, als diese sinnlosen Taten zu akzeptieren und alles zu tun, was wir können, um die Täter ihrer Strafe zuzuführen. Du hast das als deine Rolle im Leben gewählt, als du zum FBI gingst. Und statt mich vor der hässlichen Seite des Lebens zu verstecken, habe ich mich entschieden, mit dem Mann zu arbeiten, den
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