Killing time
sagte: »Captain Norton hier.« Er setzte sich auf die Kante von Lisa Wileys Schreibtisch.
»Jim, ich habe was für dich«, sagte Griffin Powell.
»Ich hoffe, es ist etwas Gutes, denn das könnten wir im Moment wahrlich gebrauchen.«
»Ist wieder was passiert?«
»Bernies Schwester Robyn – die jüngere Schwester von Sheriff Bernie Granger, meiner Vorgesetzten – ist von unserem Killer als nächstes Opfer ausgesucht worden. Sie hat die ersten Nachrichten, Zeichnungen und Geschenke erhalten. Und gestern Abend rief er sie an.«
»Dann wird der Fall für das Sheriff-Büro jetzt reichlich persönlich.«
»Ja, stimmt«, bestätigte Jim. »Und für mich auch.«
»Wie das? Hast du vielleicht etwas mit der Schwester des Sheriffs?«
»Nein«, antwortete Jim. »Ich habe etwas mit Sheriff Granger.«
Eine geschlagene Minute sagte Griffin überhaupt nichts, ehe er fortfuhr: »Ich konnte eine Liste aller Schüler der Leighton-Schule aus dem zweiten Jahr bekommen, in dem Heather Stevens dort war, und auch das Jahrbuch. Das Buch schicke ich dir mit dem Über-Nacht-Kurier, und die Liste hast du schon in deiner E-Mail.«
»Schick sie bitte auch noch mal an Bernies E-Mail-Adresse«, bat Jim und nannte ihm die Adresse.
»Ja, mach ich sofort.«
»Vielen Dank«, sagte Jim. »Und falls du irgendwie daran kommst, bräuchte ich auch die Schülerliste und das Jahrbuch aus Heathers erstem Jahr.«
»Da bin ich noch dran.«
»Danke. Ach ja, Griff?«
»Na, was brauchst du noch?«
»Es muss nicht heute sein, aber vielleicht müsste ich dich demnächst bitten, ein paar deiner besten Männer zu schicken, um Robyn Granger zu beschützen.«
»Das lässt sich einrichten. Gib mir einfach Bescheid.«
Die Entführung von Robyn Granger war eine Herausforderung, auf die er sich schon freute. Er hatte nicht vor, lange zu warten, nicht nachdem sie zur Polizei gegangen war und ihnen seine Nachrichten, die Perlen und die Zeichnung gezeigt hatte, die er aus dem Gedächtnis gefertigt hatte. Zwar wäre er bereit gewesen, ihr mehr Zeit zu geben und sie länger zu umwerben, aber das hatte sie sich jetzt selbst verdorben. Sheriff Granger und ihr Chief Deputy vermuteten wahrscheinlich, dass sie noch ein oder zwei Wochen hätten, bevor er Robyn in ihr geheimes Liebesnest brachte. Sie gingen sicher davon aus, dass erst einmal weitere Geschenke und Zeichnungen kämen, wie er es in der Vergangenheit gehalten hatte. Aber diesmal nicht. Er würde sie überlisten. Und er wusste auch schon genau, wie er es anstellen würde.
Zier dich ruhig, meine wunderschöne Robyn. Tu nur so, als würdest du mich nicht wollen. Du kannst dich so viel belügen, wie du magst, doch am Ende wirst du die Wahrheit gestehen. Du wirst mir sagen, wie sehr du mich liebst, wie groß dein Verlangen nach mir ist, und dass du alles tun willst, um mir zu gefallen.
Er schloss die Vordertür seines Hauses auf und trat aus der heißen Septembersonne in sein kühles, klimatisiertes Wohnzimmer. Auf dem Weg zur Küche zog er sich das Jackett aus und band die Krawatte ab, legte beides auf den Barhocker am Küchentresen und öffnete den obersten Knopf seines weißen Hemds.
Die Predigt heute war hervorragend gewesen und das Thema gut gewählt: fleischliche Begierde. Unter den Zuhörern dürfte sich jeder Mann persönlich angesprochen und zurechtgewiesen gefühlt haben.
Wir verstehen eine Menge von Lust, nicht wahr, Robyn?
Wir wissen, was es bedeutet, wenn die Versuchung zu groß wird, um sie mittels Vernunft einzudämmen.
Du willst mich genauso, wie viele Männer dich schon begehrt haben. Du liegst nachts wach, denkst an mich und träumst von den bösen Dingen, die ich mit dir machen werde, sobald wir allein sind.
Er nahm den Krug mit Eistee aus seinem Kühlschrank, schenkte sich ein Glas ein und ging damit zu seinem Schreibtisch. Nachdem er den Tee auf einem Untersetzer aus Sandstein abgestellt hatte, schlug er seinen Skizzenblock auf und stellte Feder und Tinte bereit. Er konnte sie im Geiste vor sich sehen. Nackt, erregt und keuchend.
Wie im Fieber begann er zu zeichnen und das Bild von Robyn zu Papier zu bringen, das ihm in seinem Kopf brannte. Entblößte Brüste, die Spitzen aufgerichtet, das lange schwarze Haar, das ihr über den Rücken fiel, die geschlossenen Augen und der halb offene Mund. Sie leckte sich die Oberlippe mit der Zunge.
Als er die Zeichnung fertig hatte, legte er sie beiseite, zog die unterste Schreibtischschublade auf und nahm einen rosa Lippenstift und
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