Killing time
dass du Bernie als Mom hast.« Kevin ging mit Boomer auf dem Arm zur Hintertür.
Bernie spürte Jims Blicke, und sosehr sie sich auch bemühte, nicht in seine Richtung zu sehen, musste sie doch ganz kurz hinschauen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als ihre Blicke sich begegneten. Bildete sie es sich ein, sah sie etwas, weil sie es sehen wollte, oder nahm Jim sie tatsächlich als Frau wahr? Bei der Art, wie er sie ansah, bekam sie weiche Knie.
»Kevin mag Sie wirklich sehr«, sagte Jim.
Bernie räusperte sich. »Und ich mag ihn sehr. Er ist ein sehr netter Junge, so klug, witzig und freundlich. Und …« Als Jim lachte, stutzte sie. »Was ist?«
»Sie sollten Kevin hören, wie er Sie in den höchsten Tönen preist. Er hält Sie für eine ganz besondere Frau. Sie und mein Sohn scheinen eine eigene Gesellschaft gegenseitiger Bewunderung gegründet zu haben.«
»Tja, was soll ich sagen? Kevin und ich haben eben beide einen guten Geschmack und verfügen über ein sicheres Urteilsvermögen.«
»Dem stimme ich zu.« Jim sah sie immer noch prüfend an, als versuchte er zu ergründen, was sie hatte, das sie für seinen Sohn so besonders machte.
Bernie fühlte, wie sie rot wurde, deshalb wandte sie schnell den Blick ab und räumte das Papier von ihrem Wurstbrötchen weg. Jim hatte gestern Nachmittag, als sie planten, heute Vormittag hier zu arbeiten, gesagt, er würde auf dem Weg bei King Kone halten und Frühstück für sie alle einkaufen. In der letzten Woche hatte Bernie fünf von sieben Abenden mit Jim und seinem Sohn verbracht. Zweimal waren sie zum Essen bei ihren Eltern geblieben, zweimal waren sie gemeinsam essen gegangen und einmal hatten sie etwas bestellt und bei Jim gegessen.
Sie würde zu gern glauben, dass Jim ihre Gesellschaft genoss und sich ebenso für sie interessierte, wie sie sich für ihn. Aber wahrscheinlicher war wohl, dass er wegen Kevin so viel Zeit mit ihr verbrachte.
Sie und Jims Sohn hatten fast auf Anhieb Freundschaft geschlossen, was einerseits Boomer zu verdanken war, andererseits mochten sie einander einfach so. Bernie erkannte vieles von Jim in Kevin wieder, der seinem Vater nicht nur äußerlich sehr ähnlich war. Allerdings glaubte sie nicht, dass es Jim bewusst war, wie viel Kevin von ihm hatte.
»Fertig?«, fragte sie Jim.
»Ja, ich bin satt.«
Sie räumte den Tisch ab, warf den Müll weg und blickte sich zu Jim um. »Wenn Kevin gleich mit Boomer ins Fernsehzimmer will, könnten wir hier arbeiten. Einverstanden?«
Jim schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Was halten Sie davon, wenn Sie sich setzen und ich uns noch einen Kaffee einschenke, bevor wir anfangen?«
»Nein, Sie setzen sich, und ich bringe den Kaffee«, erwiderte er.
Jim streckte die Arme über den Kopf und dehnte sich, bevor er seine Tasche holte, die er vor dem Frühstück auf dem Küchentresen abgelegt hatte. Dann setzte er sich wieder an den Tisch, zog den Reißverschluss seiner Tasche auf und holte einen Notizblock sowie mehrere Aktenordner hervor. Er legte alles auf dem Tisch aus.
Bernie kam mit zwei Kaffeebechern an den Tisch und setzte sich schräg gegenüber von Jim hin. »Haben Sie Derek Lawrence gestern Abend noch erreicht?«
Jim schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mit seiner Frau gesprochen. Lawrence wurde zu einem dringenden Fall nach Louisiana gerufen, aber er ließ ausrichten, dass er spätestens Montag unser Täterprofil hat. Wie es aussieht, will er auch die Informationen, die wir über die Opfer in den anderen Bundesstaaten haben, damit er sie mit unseren vergleichen und sehen kann, ob wir es mit demselben Typen zu tun haben.«
»Was glauben Sie?«
»Ich glaube, dass es durchaus möglich ist, vielleicht sogar wahrscheinlich, aber ein endgültiges Urteil möchte ich erst treffen, nachdem wir beide noch einmal alles durchgegangen sind. Ich will Ihre Meinung hören.«
Bernie nickte. »Haben Sie gestern mit dem leitenden Ermittler in dem Mordfall in South Carolina gesprochen?«
»Ja, ich habe endlich den früheren Captain Hal Shepard erreicht. Er ist seit ein paar Jahren im Ruhestand und nach Louisville umgezogen. Und um es mir noch schwerer zu machen, ihn aufzuspüren, ist er auch noch mit seinem Enkel auf Angeltour gegangen.«
»Und was konnte er Ihnen erzählen?«
»Ungefähr das, was ich mir schon gedacht hatte.« Jim verzog das Gesicht. »Das Opfer, Shannon Elmore, war den anderen Opfern sehr ähnlich – jung, hübsch, dunkelhaarig und beliebt. Als ich ihm von den
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