Kim Novak badete nie im See von Genezareth
Räder auf den Parkplatz schmissen.
Neben dem Killer und ein paar alten Drahteseln der Lundins stand da ein Moped. Ein roter Puch, und wenn ich nicht so durchnässt und müde gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht wiedererkannt.
Als wir beim Haus ankamen, hatte der Regen aufgehört. Es war schon richtig hell, und um den Fahnenmast hing einer von Henrys Schlipsen.
Am Nachmittag des Mittsommertags kamen unsere Väter für ein paar Stunden, sowohl Edmunds als auch meiner. Herr Wester war in strahlender Sommerlaune, neben Hering und neuen Kartoffeln hatte er ein Bündel blaugelber Papierflaggen und ein Akkordeon mitgebracht. Es war ganz gutes Wetter, wir saßen draußen auf dem Rasen um den Tisch und aßen, und er spielte dazu. Avestaforsens brus, Afton vid Möljaren und ein paar andere, an die ich mich nicht mehr erinnere. Sowie eine eigene Komposition, die er Till Signe nannte.
Als er die spielte, hatte er Tränen in den Augen, und mir fiel auf, dass wir hier so ganz ohne Frauen waren. Ausgegangen, wie Karlesson immer sagte, wenn man etwas haben wollte, was er nicht auf Lager hatte.
Fünf Männer, die zusammensaßen und nach bestem Wissen Mittsommernacht feierten, und ich versuchte es mit einem kleinen Zeitsprung, wie ich es ab und zu gerne tat. Wie würde es in zehn Jahren aussehen? Würden mein Vater und Edmunds Vater dann ganz allein sein? Würde Henry zur Ruhe gekommen sein und eine Familie gegründet haben? Und Edmund? Das war schwer, sich das vorzustellen. Edmund mit Frau und Kindern! Vier kleine Edmunds mit verschmierter Brille und sechs Zehen an jedem Fuß.
Und ich?
»Das ist wehmütig«, sagte Edmunds Papa und stellte die Quetschkommode hin. »So ist es mit dem Leben im Sommer. Kaum hat es richtig begonnen, schon ist es Herbst. Wehmütig.«
Aber dann lachte er laut auf und schaufelte noch eine Portion Kartoffeln und Hering in sich hinein.
»Das war ein wahres Wort«, sagte mein Vater.
Henry seufzte und zündete sich eine Lucky Strike an.
***
Sie verließen uns gegen fünf, unsere Väter. Sie hatten sich nur für den Nachmittag ein Auto von einem Arbeitskollegen geliehen, und außerdem hatten alle beide Spätschicht im Knast. Edmunds Papa schlug vor, dass sie neun verschiedene Blumen pflücken sollten, aber mein Vater schien von der Idee nicht besonders viel zu halten.
»Wir wissen auch so, von welchen Frauen wir träumen werden«, stellte er mit einem halbherzigen Lächeln fest. Dann winkte er noch einmal zum Abschied und ging zum Parkplatz.
Edmund und ich hatten beschlossen, die Lage in Fläskhällen zu sondieren, wo sie die Mittsommernacht immer mit geschmücktem Pfahl, Tanz und dem ganzen Drumherum feierten. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, meinte Edmund, wenn nicht Britt Laxman dort auftauchen würde, und nachdem wir abgewaschen hatten, nahmen wir das Boot und ruderten los. Als wir mitten auf dem See waren, fragte Edmund:
»Warst du letzte Nacht irgendwann wach?«
»Wach?«, fragte ich nach. »Wie meinst du das?«
»Ja, ob du irgendwas gesehen oder gehört hast?«
»Was sollte ich denn gehört haben?«
Edmund hörte auf zu rudern.
»Na, deinen Bruder natürlich. Und diese Braut, wer immer es auch war. Die waren reichlich zu Gange, weißt du.«
»Ach, so«, sagte ich und versuchte, desinteressiert zu klingen. »Nein, ich habe wie ein Stein geschlafen.«
Edmund sah mich etwas zögernd an, und dann sagten wir eine Weile nichts mehr.
»Soll ich dich ablösen?«, fragte ich, als wir ungefähr die halbe Strecke hinter uns hatten.
»Nein, nein«, sagte Edmund. »Du musst deinen Zeh schonen.«
»Na, hör mal, ich rudere doch nicht mit den Zehen«, widersprach ich.
Aber Edmund ließ die Ruder nicht los, und während die Musik von Fläskhällen immer deutlicher zu hören war, lehnte ich am Achtersteven, hielt eine Hand ins Wasser und versuchte, nicht daran zu denken, was mir letzte Nacht entgangen war.
Oder am Morgen, musste man wohl besser sagen. Denn wir waren erst um drei im Bett gewesen, und da war noch kein Laut aus Henrys Zimmer zu hören gewesen.
Irgendwie bekam ich keine richtige Ordnung in meine Gedanken, gleichzeitig, während ich das Gefühl hatte, dass es ziemlich erregend war, dass mein Bruder mit einem Mädchen direkt unter uns gelegen hatte, fand ich es trotzdem irgendwie peinlich. Als hätte Edmund ein unanständiges Familiengeheimnis entdeckt oder so. Als wäre ich gezwungen, mich für das zu schämen, was Henry machte. Es war natürlich die Hölle, so zu denken,
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