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Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Kim Novak badete nie im See von Genezareth

Titel: Kim Novak badete nie im See von Genezareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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sagte er. »Braucht ihr Hilfe beim Bauen? Aber dann fällt der Lohn natürlich etwas niedriger aus.«
    »Hilfe?«, riefen wir. »Verdammt noch mal, nein.«
     
    ***
     
    Während wir sägten, hämmerten und zusammenbanden, redeten wir über Edmunds richtigen Vater. Und warum er geprügelt hatte. Denn das war doch irgendwie merkwürdig, das fand jedenfalls ich.
    »Er war krank«, erklärte Edmund. »Er hatte eine ganz außergewöhnliche Krankheit im Gehirn. Und wenn er trank, dann musste er einfach zuschlagen.«
    »Einspruch«, sagte ich. »Warum trank er dann?« »Das war der andere Teil seiner Krankheit«, behauptete Edmund. »Er musste einfach Schnaps haben. Sonst wurde er wahnsinnig. Ja, so war das nun mal...«
    Ich dachte nach.
    »Entweder er wurde wahnsinnig oder er wurde wahnsinnig?«, sagte ich.
    »Genau«, stimmte Edmund zu. »Manchen Menschen geht es so. Nur schade, dass ausgerechnet mein Vater so sein musste.«
    »Verdammt schade«, sagte ich. »Er hätte überhaupt kein Vater sein dürfen.«
    Edmund nickte.
    »Obwohl, am Anfang war er nicht so. Als ich geboren wurde und so. Die kam irgendwie so angeschlichen, diese Krankheit. und dann war es nun mal so.«
    »Hm«, sagte ich. »Ist das erblich?«
    »Keine Ahnung.«
    Es vergingen ein paar Sekunden.
    »Aber ich hasse ihn trotzdem«, sagte Edmund schließlich mit etwas mehr Wut in der Stimme. »Es ist so verdammt feige, sich auf die zu werfen, die sich nicht wehren können. Und dann mit dem Gürtel. warum musste er mich unbedingt mit dem Gürtel schlagen, kannst du mir das sagen?«
    Das konnte ich nicht.
    »Einen zu schlagen, der schon am Boden liegt.«
    Er brach ab. Ich sah Mulles rotwangigen, ohnmächtigen Kopf vor mir, und wie Kanonen-Berra ihn hochzog und auf den Boden warf. »Hm«, sagte ich. »Das ist der Punkt. Willst du ihn suchen, wenn du größer bist? Deinen richtigen Vater, meine ich. Ihn suchen und ihn an die Wand stellen und so?«
    »Yessir«, sagte Edmund. »Da kannst du einen drauf lassen, das werde ich. Nur deshalb hoffe ich, dass er noch lebt. Ich
    habe schon alles geplant. Zuerst werde ich ihn suchen, und dann werde ich nicht sagen, wer ich bin und werde scheißfreundlich zu ihm sein, ihn zu Kaffee und Kuchen einladen und einem kleinen Schnaps dazu. und dann, wenn er am wenigsten Verdacht schöpft, dann werde ich ihm sagen, wer ich bin, und dann werde ich ihm eine Tracht Prügel verpassen, dass er zu Boden geht. Und dann.«
    Da schlug Edmund sich auf den Daumen und begann zu fluchen und zu schimpfen, wie es nicht in der Bibel steht. Deshalb erfuhr ich nie, wie er sich weiter an seinem Vater rächen wollte, ich überlegte, ob ich es genauso gemacht hätte wie Edmund, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. wenn ich in gleicher Art gedacht und gefühlt hätte, aber ich kam zu keinem Ergebnis.
    Kam nur so weit, dass das hier so eine Tatsache war, über die ich eigentlich überhaupt nicht nachdenken wollte. Noch eine. Krebs-Treblinka-Liebe-Bumsen-Tod.
    Und Edmunds Vater.
    Ich stopfte ihn zwischen Bumsen und Tod. Vorläufig.
     
    ***
     
    Auch wenn es verdammt heiß war, machte es doch Spaß, zu sägen, zu hämmern und zu bauen. Besonders das Hämmern. Wenn man einen Nagel hineinrammte, war es, als brauchte man nicht mehr an das zu denken, an was man nicht denken wollte. Es genügte, wenn man sich auf das konzentrierte, was man tat. Peng. Man musste nur draufhauen. Den Nagel ins Holz treiben. Peng. Und ihm noch eins verpassen. Peng. Peng. Peng. Und dann noch ein extra Peng, wenn er schon drin war. Wenn er gar nicht mehr weiter reinkommen konnte.
    Peng. Um zu zeigen, so, du blöder Nagel, jetzt bist du da, wo du hingehörst. Auch wenn du versucht hast, dich starr und steif zu machen und die ganze Zeit nach rechts und links ausgewichen bist. Du Mistnagel. Peng. Hier habe ich das Sagen. Hol's der Teufel. Ich dachte an Holz-Gustav in der Schule, und mir wurde klar, dass es einen verdammten Unterschied zwischen Werken und Werken gab.
    Als wir fertig waren, schien die Sonne immer noch. Henry kam, das acht Meter lange Bauwerk zu inspizieren, prüfte, ob die Tonnen auch richtig fest saßen, und erklärte, dass er Pfannkuchen machen wollte, während wir den Steg an seinen Bestimmungsort brachten. »Okay?«
    »Sure«, antwortete Edmund, und wir schleppten unser Meisterwerk ans Seeufer. Henrys Skizzen folgend banden wir den Steg mit vier Seilen an zwei stämmigen Birken fest und verankerten ihn mit Trossen im See und an Land. Er brauchte ein bisschen

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