Kim Schneyder
zu machen, da bin ich mir hundertprozentig sicher«, schließe ich mit gewichtiger Miene.
»Wow, du hast es echt drauf, Heidi!« Auch in Sepias Stimme schwingt Respekt mit. »Dich kann man nicht so leicht austricksen, was?«
»Wirklich gut«, nickt Sonja. Dann hat sie plötzlich eine Idee: »Ist dir überhaupt klar, dass das hier der ideale Ort für dich ist, Heidi? Bei diesen Societytreffen sind doch die meisten Frauen auf der Suche nach ihrem Traumprinzen, und du könntest für sie die Angeber ganz einfach aussortieren, nicht wahr?«
»Klar könnte ich«, nicke ich. »Aber wie soll ich diese Leistung denn anbieten? Ich kann ja schlecht ein Inserat schalten: Heidi Mertens sucht für Sie den Superprinzen!, oder so.«
»Tja, auch wieder wahr.«
»Und um ehrlich zu sein, hatte ich mir etwas anderes vorgestellt«, beginne ich dann von Neuem.
»Ja, was denn?«
»Also: Hier in Monaco leben doch eine Menge Promis, die ständig im Fokus der Öffentlichkeit stehen, und bei dem einen oder anderen ist mir da schon einiges aufgefallen, was es zu verbessern gäbe …«
»Zum Beispiel?« Sepia schnippt zwischendurch mit den Fingern, um beim Kellner eine weitere Flasche Wein zu bestellen, was der mit finster zusammengezogenen Augenbrauen zur Kenntnis nimmt.
»Nehmen wir zum Beispiel Albert …«
» Prinz Albert?«
»Genau. Obwohl, der ist inzwischen schon Fürst … egal. Jedenfalls, ist euch schon aufgefallen, wie der immer den Kopf einzieht, wenn die Reporter auf ihn losstürmen?«
»Ja, jetzt, wo du es sagst …« Sonja kichert. »Er sieht dann immer aus wie eine Schildkröte, der man den Hals putzen will.«
»Woher weißt du das denn?«, fragt Sepia erstaunt.
»Meine Freundin aus der Grundschule hatte eine«, antwortet Sonja. »Sie hieß Konstanze.«
»Die Schildkröte?«
»Nein, die Freundin. Die Schildkröte hieß Speedy Gonzales, glaube ich, oder war das der Hund …?« Sonja legt die Stirn in Falten, als sie nachdenkt.
»Das ist doch jetzt völlig egal«, falle ich ihr leicht genervt ins Wort. »Also, zurück zu Albert … das mit dem Kopfeinziehen ist noch gar nicht alles, zum Beispiel beginnt er immer mit den Augen zu zwinkern, wenn sie ihn auf die Gerüchte um seine Bisexualität ansprechen.«
»Du willst also sagen, er ist wirklich bi, und du willst das aufdecken?« Sepias Augen glitzern sensationslüstern.
»Nein, ich meine, keine Ahnung, das muss nicht heißen, dass er es wirklich ist«, winke ich schnell ab. »Aber indem er so reagiert, macht er sich diesbezüglich verdächtig, versteht ihr?«
»Ja, genau, stimmt. Und, gibt es sonst noch was an ihm?«
»Allerdings: das Fußballspielen«, fällt mir noch ein.
»Was ist damit? Betatscht er da etwa die anderen Spieler?« Sonjas Kopf rückt gespannt nach vorn.
»Nein, das ist es nicht. Ich finde nur, er sollte es lassen, weil … na ja, seine Figur .«
»Hm, stimmt. Das wirkt wirklich nicht besonders elegant bei ihm. Es stimmt, Heidi, an einem Ort wie Monaco gäbe es eine Menge zu tun für jemanden wie dich«, bestätigt sie dann.
»Übrigens, Heidi, stimmt es, dass du neulich auch eine Hypnoseausbildung gemacht hast?«, fragt Sepia.
»Ja, habe ich. Ist noch gar nicht lange her«, antworte ich.
»Wow!« Sie sieht mich ganz fasziniert an. »Dann kannst du jetzt also Menschen hypnotisieren und sie alles Mögliche tun lassen, ohne dass sie sich hinterher daran erinnern?«
»Ja … theoretisch schon.« Ich merke, wie mich bei diesem Thema eine klitzekleine Unsicherheit überkommt. »Aber darum geht es mir gar nicht, vielmehr will ich damit das Selbstvertrauen und die Souveränität meiner Kunden stärken.«
»Darüber haben wir noch gar nicht richtig geredet«, mischt sich jetzt auch Sonja ein. »Erzähl, wie funktioniert das!«
»Nun …« Ich räuspere mich. »Der Trick dabei ist, in das Unterbewusstsein des Probanden vorzudringen, um dann bei ihm gezielte Suggestionen verankern zu können«, rezitiere ich möglichst wörtlich aus dem Kursprospekt.
»Und wie macht man das?«, will sie wissen.
»Also, es gibt da eine ganze Reihe von Techniken, die … äh … zum Teil streng geheim sind«, winde ich mich.
»Und die beherrschst du jetzt?«, fragt Sepia fasziniert.
»Ja, klar, dazu habe ich schließlich den Kurs gemacht, nicht wahr?«, behaupte ich.
Das ist übrigens nicht gelogen. Wir haben bei diesem Kurs wirklich eine ganze Reihe von Hypnosetechniken gelernt, und wir haben sie auch fleißig geübt, bloß ist es mir in Wahrheit kein
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