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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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mal sehen. Nachdem ich mich ein bisschen an die noble Umgebung gewöhnt habe, finde ich es an der Zeit, die Leute hier einer professionellen Betrachtung zu unterziehen. Wie viele von diesen Gestalten sind denn nun wirklich Millionäre, aber vielleicht noch interessanter: Wie viele tun nur so?
    Das aufgedonnerte Pärchen, das gerade um die Ecke biegt, zum Beispiel. Ich zoome sie heran und registriere als Erstes ihr teures Outfit. An denen gibt es nicht das kleinste Accessoire, das nicht von einem Nobeldesigner stammt. Vom Scheitel bis zur Sohle passt alles perfekt zusammen, und sie bewegen sich mit der überlegenen Selbstverständlichkeit von Menschen, die wirklich hierher gehören. Ihre Schritte sind fest, die Blicke halten stand, sie schwatzen und lachen unbekümmert. Alles klar. Die beiden sind reich, definitiv.
    Doch schnell entdecke ich auch andere. Diese kleine Gruppe von Frauen und Männern in mittleren Jahren zum Beispiel, die bewegen sich reichlich gekünstelt durch die Gegend für meinen Geschmack …
    »Heidi, was hast du?«, fragt Sonja, der mein konzentrierter Blick aufgefallen ist.
    »Ach, nichts, ich checke nur ein bisschen das Publikum«, erkläre ich. »Weißt schon, Körpersprache und so.«
    »Ah ja, klar. Und, was spricht die Expertin?« Sie folgt neugierig meinem Blick.
    »Siehst du die Leute da drüben?«
    »Ja, was ist mit denen?«
    »Die sind nicht echt«, behaupte ich.
    »Was meinst du mit nicht echt? «
    »Warte mal, kurze Gegenfrage: Wie würdest du sie einschätzen?«
    »Ja, also …« Sie kneift die Augen zusammen und nimmt die kleine Gruppe, die jetzt gerade die Stufen zum Casino hochsteigt, genauer unter die Lupe. »Sie sind ordentlich gekleidet, die Männer schön brav in Schlips und Kragen, und die Kleider der Frauen sehen zumindest aus der Entfernung teuer aus, und sie haben frische Frisuren. Tja, ich weiß nicht, ich denke, das sind gut situierte Leute in mittleren Jahren, die sich einen Casinobesuch leisten können.«
    »Findest du das auch, Sepia?« Jetzt bin ich neugierig. Sepia ist normalerweise ziemlich argwöhnisch, der kann man so leicht nichts vormachen.
    »Ich denke, Sonja hat recht«, meint Sepia zögernd. Ihr Blick tanzt zwischen mir und der Probandengruppe hin und her. »Oder doch nicht, nein, sie hat unrecht, irgendetwas stimmt mit denen nicht«, schwenkt sie dann auf einmal um.
    »Und wieso jetzt auf einmal?«, fragt Sonja verwundert.
    »Weil … nun … na ja, weil Heidi das auch findet.« Sie sieht mich Hilfe suchend an. »Stimmt doch, Heidi, oder?«
    »Genau«, nicke ich. »Hundert Punkte für Sepia!«
    »Das musst du mir jetzt erklären«, meint Sonja, nachdem sie einen Schluck Wein genommen hat.
    »Okay, passt mal auf!« Ich lehne mich zu ihnen vor. »Also, Sonja hat recht, was die Kleidung angeht. Die haben sich wirklich ganz schön in Schale geschmissen, und höchstwahrscheinlich haben sie dabei eine ganze Stange Geld ausgegeben, aber …« Ich lege eine theatralische Pause ein, um die Wirkung zu erhöhen. »Achtet doch mal auf ihre Hüften, wenn sie gehen!«
    »Ihre Hüften?«, fragen sie überrascht.
    »Ja, seht genau hin: Die sind total blockiert, und ihre Schritte sind unnatürlich kurz. Die gehen gar nicht, die trippeln .«
    Die beiden sehen genauer hin, dann nicken sie.
    »Ja, stimmt«, sagt Sonja.
    »Und jetzt achtet auf die Schultern …« Augenblicklich konzentrieren sie sich wieder auf die Touristengruppe, die sich jetzt anschickt, das Casino zu betreten. »… sie sind nach vorne gebeugt – bei den Männern mit ihren Sakkos fällt das natürlich weniger auf – und die Hälse haben sie eingezogen, als würden sie jeden Moment geköpft …« Ich bin jetzt so in Fahrt, dass ich mich zwingen muss, zwischendurch Luft zu holen. »Aber eigentlich sagen die Blicke sowieso schon alles!«, setze ich noch eins drauf.
    »Wie, alles?« Sepia blinzelt mich unsicher an.
    »Ja, merkt ihr es nicht? Sie sehen sich ständig um, als wären sie auf der Flucht, und sie wirken unsicher und nervös – als hätten sie etwas zu verbergen.«
    »Du hast recht, die wirken tatsächlich so, als hätten sie was ausgefressen«, bestätigt Sonja, und sie klingt beeindruckt.
    »Ja, und das liegt daran, dass sie wirklich etwas zu verbergen haben, die Tatsache nämlich, dass sie überhaupt nicht reich sind, sondern bloß so tun. Ich wette darauf, dass das in Wirklichkeit Durchschnittsbürger sind, die ihr halbes Jahreseinkommen hingeblättert haben, um heute einen auf dicke Hose

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