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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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aber nicht!« hatte Jared – auch in Kims Namen – eingewandt. »Seit unserer Kindheit haben wir keine Kirche mehr von innen gesehen – und Mom und du genausowenig!«
    Doch es erwies sich als unmöglich, ihren Vater umzustimmen. Zwei Tage lang hatten sie sich anhören müssen, daß ihnen allen eine großartige Chance geboten wurde und daß sie sich glücklich schätzen sollten.
    Und sie hatten mit ansehen müssen, wieviel er trank.
    Jared befürchtete, daß die fantastischen Möglichkeiten, von denen sein Vater unablässig schwärmte, sich niemals verwirklichen würden. Selbst wenn Ted es schaffte, nüchtern zu bleiben, bis das Hotel nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten eröffnet werden konnte – was Jared stark bezweifelte -, würde das Geschäft natürlich nicht von einem Tag auf den anderen erfolgreich sein, und aus Frust darüber würde sein Vater mehr denn je trinken.
    Vorgestern Abend, als Ted seinen Vollrausch ausschlief, hatte Jared sich mit seiner Mutter unterhalten, und sie hatte ihm zum erstenmal reinen Wein über die katastrophale Lage der Familie eingeschenkt.
    »Er wird keinen neuen Arbeitsplatz bekommen«, erklärte sie. »Wir haben noch knapp hundert Dollar auf der Bank, und wenn die aufgebraucht sind, weiß ich nicht, was werden soll.«
    »Ich könnte mir einen Nebenjob besorgen«, meinte Jared, aber seine Mutter schüttelte den Kopf.
    »Du mußt dich auf die Schule konzentrieren, um weiterhin gute Noten zu bekommen, denn dann hast du gute Aussichten auf ein Stipendium fürs College. Wenn du jetzt einen Nebenjob annimmst, werden deine schulischen Leistungen darunter leiden.«
    »Aber diese Sache wird doch niemals klappen«, protestierte Jared. »Dad wird einfach zu Hause herumsitzen und den ganzen Tag saufen!« Er litt unter dem Schmerz, den er in den Augen seiner Mutter sah, und dachte, daß sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Statt dessen holte sie tief Luft, legte ihm beide Hände auf die Schultern und blickte ihm tief in die Augen.
    »Wenn das passiert, werden wir nicht bei ihm bleiben, das verspreche ich dir. Ich habe keine Ahnung, wohin wir dann gehen und wie wir es schaffen sollen, aber ich werde mit dir, Kim und Molly das Haus verlassen. Vorher müssen wir deinem Vater jedoch noch eine letzte Chance geben. Wir müssen es ihn wenigstens probieren lassen.«
    Und so hatten sie gestern ihr ganzes Hab und Gut in einen gemieteten LKW geladen, und an diesem Morgen waren sie von Shreveport nach St. Albans gefahren – Ted am Steuer des Umzugswagens, die übrige Familie – einschließlich Jareds Hund und Kims Katze – im Toyota. Zum Glück war Scout ein besonders friedfertiger Golden Retriever, der schon vor langer Zeit entschieden hatte, daß er Muffin, die ja kein Hund war, am besten einfach übersah. Die Katze rollte sich auf Kims Schoß zusammen, und Scout schlief zwischen den Zwillingen, bis Molly, die in ihrem Kindersitz angegurtet war, ihn kräftig am Schwanz zog.
    Sie betraten die Kirche zehn Minuten vor Beginn des Totenamts für Cora Conway.
    Es war fast zehn Jahre her, seit Ted zuletzt einer Messe beigewohnt hatte, und auf der Schwelle von St. Ignatius Loyola blieb er unschlüssig stehen.
    Unwillkürlich fielen seine Blicke auf das große Kruzifix über dem Altar, und obwohl er es versuchte, konnte er seine Augen nicht mehr von dem schmerzverzerrten Gesicht des Gekreuzigten abwenden.
    Christus schien ihn anzusehen.
    Vorwurfsvoll?
    Anklagend?
    Aberglaube, sagte er sich, das alles ist doch purer Aberglaube! Doch während er sich einredete, daß er nur deshalb so lange in keiner Kirche mehr gewesen war, weil er mit Religion nichts anfangen konnte, rief sein dröhnender Schädel ihm mahnend ins Gedächtnis, aus welchem Grund er an so vielen Sonntagen im Bett geblieben war. Na und, was ist schon dabei, wenn ich mir am Samstagabend ein paar Drinks genehmige? fragte Ted die schweigende Gestalt am Kreuz, deren Augen unverwandt auf ihn gerichtet waren. Tiefen Groll im Herzen, sehnte Ted sich nach einem Drink. Er wollte durch den Mittelgang auf die Bankreihen zugehen, aber die Verhaltensweisen, die ihm in den ersten zehn Lebensjahren eingeimpft worden waren, erwiesen sich als übermächtig, und so tauchte er seine Finger in das Weihwasserbecken am Eingang.
    Automatisch machte er eine leichte Kniebeuge.
    Er bekreuzigte sich.
    Erst jetzt ließen ihn die schmerzerfüllten Augen des Gekreuzigten los, so daß er die fast leere Kirche durchqueren konnte.
    Janet folgte ihm mit Molly auf dem

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