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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Gleich darauf rannte sie begeistert zwischen den Grabsteinen umher, in irgendein selbsterfundenes Spiel vertieft. Und Ted ließ, von der Kleinen befreit, seinen ganzen Charme bei Corinne Beckwith spielen.
    Wie bringt er das nur fertig? staunte Janet, denn er plauderte so unbefangen mit der Frau, als wären sie seit Jahren gute Freunde. Wie ist es möglich, daß er in nüchternem Zustand so reizend ist, und dann …?
    Um sich diesen erfreulichen Moment nicht zu verderben, verdrängte sie hastig jeden Gedanken daran, was der Rest des Tages bringen würde, falls Ted wieder dem Alkohol zusprach. Lieber hörte sie Corinne Beckwith zu, die gerade sagte:
    »Was in jenem schrecklichen alten Haus passiert ist, liegt zwar schon vierzig Jahre zurück, aber das bedeutet nicht, daß die Leute die damaligen Ereignisse vergessen haben.« Sie warf Ted einen forschenden Blick zu, so als vermutete sie, daß er ihr etwas verheimlichen wollte. »Wissen Sie, dies ist eine Kleinstadt, und da wächst nie Gras über irgendeine Sache. Aber nachdem Ihre Tante jetzt tot ist, werden wir wohl nie erfahren, was sich an jenem Tag tatsächlich ereignet hat.«
    »Was sich tatsächlich ereignet hat?« wiederholte Janet mit gerunzelter Stirn. »Sie erlitt einen Nervenzusammenbruch, nachdem sie ihren Mann gefunden hatte, oder etwa nicht?«
    Corinne hob die Brauen. »Ja, aber was wurde aus dem Baby?«
    »Aus welchem Baby?«
    »Aus dem Baby, das Cora Conway zur Welt gebracht hatte, gleich nachdem sie ihren Mann erhängt an der Magnolie gefunden hatte.«
    Janet sah Ted an, daß er genauso verblüfft wie sie selbst war. »Es tut mir leid«, stammelte sie, »aber wir beide haben keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    Corinne riß erstaunt die Augen auf. »Hat Ihnen denn niemand erzählt, daß Ihre Tante schwanger gewesen war?«
    Ted hob abwehrend die Hände. »Sie müssen bedenken, daß das alles vor meiner Geburt geschehen ist.«
    »O Gott«, murmelte Mrs. Beckwith verlegen, »Sie haben natürlich völlig recht. Warum sollten Sie darüber Bescheid wissen? Wahrscheinlich ist es sowieso nur Kleinstadtklatsch«, fügte sie hastig hinzu. »Und daß ich es ausgerechnet an diesem Ort zur Sprache gebracht habe …« Die Taktlosigkeit war ihr sichtlich peinlich, und sie war heilfroh, als der Priester sich zu ihnen gesellte.
    »Nachdem keiner von uns die Wahrheit kennt, sollten wir auf wilde Spekulationen verzichten«, sagte er streng und warf Corinne einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor er Janet mit der rechten Hand und Ted mit der linken Hand begrüßte. »Ich bin Vater MacNeill. Mein herzliches Beileid!«
    »Es war eine schöne Messe«, sagte Janet höflich, weil sie wußte, daß es von ihr erwartet wurde, aber sie konnte sich nicht auf ein Gespräch mit dem Priester konzentrieren. Ihre Gedanken kreisten unablässig um das Baby. Hatte Tante Cora wirklich ein Baby zur Welt gebracht? Das müßte Ted doch irgendwann zu Ohren gekommen sein …
    »Ich habe gehört, daß Sie nach St. Albans ziehen«, hörte sie Vater MacNeill sagen. »Wir freuen uns darauf, die Kinder in unserer kleinen Schule und Sie alle in unserer Gemeinde zu haben.«
    Woher wußte er, daß die Zwillinge die Konfessionsschule besuchen würden? Sie hatten es doch noch niemandem erzählt! Gleich darauf ging Janet ein Licht auf – St. Albans war eben nicht Shreveport. Hier wußte offenbar jeder über jeden genau Bescheid. Und das bedeutete, dachte sie deprimiert, daß die ganze Stadt über Teds Alkoholproblem reden würde, sobald er sich zum erstenmal betrank.
    »Nun, ich glaube kaum, daß letzteres der Fall sein wird«, widersprach er dem Priester, und Janet ahnte, was gleich folgen würde. Bitte, Ted, nicht hier, flehte sie insgeheim. Mach hier keine Szene! Aber es war schon zu spät.
    »Ich befürchte, ich bin das, was Sie einen vom Glauben abgefallenen Katholiken nennen«, verkündete er. »Seit meiner Kindheit habe ich höchstens ein halbes dutzendmal die Messe besucht.«
    Das Lächeln des Geistlichen verlor etwas an Herzlichkeit, aber er gab noch nicht auf. »Vielleicht kann ich daran ja etwas ändern …«
    »Rechnen Sie lieber nicht damit«, fiel Ted ihm ins Wort. »Ich habe mit der Religion seit einer Ewigkeit nichts mehr am Hut! Von mir aus können meine Kinder Ihre Schule besuchen, aber beim Sonntagsgottesdienst werden Sie keinen von uns zu sehen bekommen.«
    Auch die letzte Spur eines Lächelns verschwand vom Gesicht des Priesters. »Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?«, erkundigte er

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