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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Sogar das Surren von Moskitos oder das Kläffen des Hundes von nebenan – das Scout sofort durch eigenes lautes Gebell beantwortete, und das alle aufweckte – wäre ihr jetzt willkommen gewesen.
    Oder das Brausen des Straßenverkehrs, oder das Unken einer jagenden Eule …
    Aber es war totenstill.
    Kim wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere, bis Muffin, die zusammengerollt auf ihrem Kissen lag, verärgert die Krallen ausfuhr und ans Fußende des Bettes umzog.
    Irgendwann schlief Kim dann doch ein.
    Und hörte ihn.
    Einen gräßlichen Schrei, ein grausiges Heulen, das sie schlagartig weckte.
    Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und kalter Schweiß bildete einen klebrigen Film auf ihrer Haut.
    Die Nacht war immer noch totenstill.
    Aufrecht im Bett sitzend, begriff Kim, daß sie nur einen Alptraum gehabt hatte.
    Sie legte sich wieder hin und zog die Knie an.
    Und sah etwas.
    Eine Gestalt, noch schwärzer als die Nacht, stand geduckt auf der anderen Seite des Zimmers, so als wollte sie sich im nächsten Moment auf Kim stürzen.
    Vor Angst erstarrt, traute sie sich nicht einmal zu atmen, bis sie in der Stille die Worte hörte, die ihre sterbende Großtante ihr zugeflüstert hatte: Es wird dich beschützen … Leg es niemals ab …
    Ihre Finger schlossen sich um das Kreuzchen, und allmählich verebbte das Grauen.
    Ein Schatten, dachte sie. Es ist nur ein Schatten!
    Auf einen Ellbogen gestützt, stellte sie fest, daß der Mond aufgegangen war. Sein silbriger Schein hatte allerdings Mühe, die dicke Schmutzschicht auf den Fenstern zu durchdringen. Auf einem Fensterbrett stand Muffin, mit rundem Rücken und steil aufgerichtetem Schwanz. Gleich darauf lief die Katze am Sims entlang.
    »Muffin«, rief Kim leise. »Komm her, komm wieder ins Bett!«
    Die Katze fauchte im Dunkeln, drehte sich um und lief in die andere Richtung.
    »Was ist denn los?« Kim sprang aus dem Bett und trat ans Fenster. »Was ist da draußen?« Sie preßte ihr Gesicht an die Scheibe und streckte gleichzeitig eine Hand aus, um Muffin durch sanftes Streicheln zu beruhigen.
    Die Katze fauchte erneut und schlug nach ihr. Die scharfen Krallen hinterließen blutige Kratzer auf Kims Handrücken, und dann trommelte Muffin gegen die Fensterscheibe, um klarzumachen, was sie wollte.
    »Jetzt?« murmelte Kim. »Warum mußt du jetzt raus?« Sie versuchte noch einmal, das Tier zu streicheln, zog die Hand aber hastig zurück, als Muffin warnend fauchte. »Also gut …«, Kim mühte sich mit dem klemmenden Fensterriegel ab, »wenn es für dich so wichtig ist…«
    Sobald sie das Fenster geöffnet hatte, sprang die Katze hinaus.
    Kim spähte nach unten und hielt Ausschau nach ihrem Haustier. »Muffin?« rief sie. »Muffin, komm zurück!«
    Die Stille der Nacht verschluckte ihre Lockrufe.
    Wiederum bekam sie rasendes Herzklopfen und erstarrte vor kaltem Grauen. Nichts hatte sich verändert, jedenfalls nichts, was zu sehen oder zu hören gewesen wäre. Die Nacht war immer noch totenstill und nicht einmal das Mondlicht konnte die Finsternis bannen.
    Doch irgend etwas war dort draußen.
    Kim spürte es.
    Etwas – oder jemand – lauerte dort draußen und beobachtete sie.

9. Kapitel

    Jake Cumberland spannte alle Muskeln an.
    Er hatte sich seit fast sechs Stunden nicht bewegt. Bei Einbruch der Dunkelheit war er aus den Wäldern zur Ostseite des Grundstücks geschlichen und hatte sich in der Nähe der alten Garage versteckt. Seine Silhouette verschmolz mit den nächtlichen Schatten, so daß er sicher sein konnte, nicht entdeckt zu werden, selbst wenn jemand dicht an ihm vorbeiginge.
    Während seiner langen Nachtwache ließ er das Haus nicht aus den Augen.
    Als ihm zufällig zu Ohren gekommen war, daß irgendwelche Leute in das alte Haus einziehen wollten, hatte er es zunächst nicht geglaubt. Schließlich war allgemein bekannt, daß es nach dem Tod der alten Frau im Sanatorium keine Conways mehr geben würde. Doch dann stellte sich plötzlich heraus, daß alle sich geirrt hatten.
    Es gab immer noch Conways – mindestens fünf.
    Sobald er die Gerüchte gehört hatte – an dem Tag, als Cora Conway verstarb -, war er am Seeufer entlang zu einer Stellte geeilt, von wo aus er das Haus beobachten konnte. Und es hatte nicht lange gedauert, bis sie tatsächlich dort aufgetaucht waren. Er hatte sie sofort erkannt, besonders den Mann, der ein typischer Conway war.
    Dunkle Haare, blaue Augen. Seine Bewegungen, seine Kopfhaltung.
    Jake hatte ein untrügliches Gespür für

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