Kind der Hölle
zu.
Endlich in Sicherheit!
Selbst wenn die Uhr weiterhin schlagen würde ….
Da hörte er sie auch schon wieder, und zwar in derselben Lautstärke wie zuvor im Wohnzimmer.
Er wirbelte herum.
Und da war die Uhr! Sie stand an der Wand zwischen den beiden Fenstern, die auf die Wildnis hinter der Garage hinausgingen!
Obwohl er rasendes Herzklopfen hatte, sagte Ted sich, daß das unmöglich sein konnte, daß die Uhr nach wie vor im Wohnzimmer stand, daß es hier im Eßzimmer überhaupt keine Standuhr gab …
Und doch stand sie da und schlug laut!
Ted ließ die Wodkaflasche wieder fallen und hielt sich die Ohren zu, was auch nicht half. Das Schlagen der Uhr war so unerträglich laut, daß ihm fast das Trommelfell platzte.
Verrückt.
Ich werde verrückt!
Er riß die Tür auf und torkelte in die Halle zurück, aber das erwies sich als großer Fehler, denn nun hörte er zwei Uhren.
»Janet«, stammelte er unwillkürlich den Namen des einzigen Menschen, auf den bisher immer Verlaß gewesen war. »Janet, wo bist du?«
Oben! Sie war oben, im Schlafzimmer.
Ich muß zu ihr! Ich muß nach oben!
Ted taumelte zur Treppe, stolperte gleich auf der ersten Stufe und mußte sich am Mahagonigeländer festhalten. Ihm war schwindelig und übel.
Zuviel getrunken. Ein bißchen zuviel getrunken,
Das Geländer mit beiden Händen umklammernd, schleppte er sich einige Stufen hoch.
Die Uhr begann zu schlagen.
Ted brach in die Knie und starrte ins Halbdunkel. Da stand sie – auf dem Treppenabsatz!
Die Uhr.
Dieselbe Uhr, die er im Wohnzimmer und im Eßzimmer gesehen hatte.
»Neeein«, wimmerte er angsterfüllt, und ein Schluchzen entrang sich seiner zugeschnürten Kehle. Um der verdammten Uhr zu entkommen, machte er auf der Treppe kehrt. Er verfehlte eine Stufe, ruderte daraufhin wild mit den Armen, fand aber keinen Halt am Geländer und schlug hart auf dem Boden der Eingangshalle auf, wobei er sich die rechte Schulter prellte. Während er den Schmerz ignorierte, kam er mühsam auf die Beine und wankte von einem Zimmer zum anderen, auf der Suche nach irgendeinem Ort, der ihm Schutz vor der gräßlich schlagenden Uhr bieten würde. Doch wohin er auch flüchtete – sie stand bereits da und schlug dreizehnmal, bis er das Gefühl hatte, als würde sein ganzer Körper von gewaltigen Hammerschlägen zermalmt.
Schließlich war nur noch eine einzige Tür übrig, die er noch nicht geöffnet hatte, und Ted riß sie verzweifelt auf.
Eine steile Treppe führte in den Keller hinab, und die gähnende Dunkelheit vor ihm glich dem Schlund eines riesigen Raubtiers. Er tastete nach dem Lichtschalter an der Wand und drückte darauf.
Ein Lichtkegel tauchte inmitten der Finsternis auf, und Ted stolperte die Stufen hinunter. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, aber einen Moment lang glaubte er, das Grauen endlich hinter sich gelassen zu haben.
Dann schlug die Uhr auch hier im Keller.
»Aufhören!« bettelte er, die Hände auf die Ohren gepreßt, doch nun schien die Uhr in seinen Schädel eingedrungen zu sein und dröhnte im selben Rhythmus wie sein Herz.
Ein Infarkt!
Das mußte es sein. Er erlitt einen Herzinfarkt!
Während ein Preßlufthammer sich in seinem Kopf austobte, drückte er eine Kellertür auf, aber seine Füße trugen ihn nicht mehr, und er fiel hin. Ein rasender Schmerz durchzuckte sein rechtes Handgelenk, er schrie auf und umklammerte es mit der linken Hand.
Ihm wurde schwarz vor Augen, und sein Magen rebellierte. Auf dem Boden liegend, übergab er sich heftig. Er spürte die Wärme des Erbrochenen an seiner Wange, und der widerliche Gestank stieg ihm in die Nase.
Würgend und schluchzend rollte er auf den Rücken. »Nein«, winselte er, »ich will nicht sterben! Ich will nicht!«
Aber er würde sterben – in diesem dunklen Kellerraum, in den nur wenige Lichtstrahlen fielen. Er wußte es.
Während Janet oben schlief, würde er hier sterben.
Ganz allein und stockbesoffen.
»Nein, nein, neeeein!« flüsterte Ted in Todesangst. »Helft mir! So helft mir doch! Bitte … jemand muß mir helfen!«
Er übergab sich wieder und hatte nicht einmal mehr die Kraft, von der stinkenden Lache wegzurücken.
Ringsum von Dunkelheit umgeben, sah er plötzlich etwas.
Einen seltsamen Nebel.
Einen dichten Nebel, der scheinbar aus dem Nichts aufstieg und von innen heraus leuchtete, so als würden dort tausend Kerzen brennen. Und in diesem Nebel nahm allmählich ein Gesicht Gestalt an. Ein machtvolles Gesicht mit glühenden Augen, die sich
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