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Kind der Hölle

Kind der Hölle

Titel: Kind der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Schülern hindurch und nahm auf der Treppe zwei Stufen auf einmal. Vom Portal aus sah sie, daß Jared sich einen halben Block entfernt mit Luke Roberts unterhielt. Aber als sie angelaufen kam, unterbrachen die Jungen ihr Gespräch, und ihr Bruder schien über ihr Auftauchen alles andere als erfreut zu sein. »Kannst du mich nicht ausnahmsweise mal in Ruhe lassen?« knurrte er mit finsterer Miene.
    Kim blieb abrupt stehen. »Ich … ich wollte doch nur …«, stammelte sie bestürzt. Im Sonnenlicht, das nach dem heftigen Gewitter am Vormittag besonders hell erstrahlte, fiel ihr auf, daß Jareds Augen irgendwie verändert waren. Bis jetzt hatte sie an ihnen immer ablesen können, was er dachte und fühlte, doch nun schienen sie dicht verschleiert zu sein, so als wollte er ihr etwas verheimlichen.
    Muffin! Er mußte herausgefunden haben, was ihrer Katze zugestoßen war, und wollte es ihr nicht sagen. Und das konnte nur eines bedeuten …
    »Es geht um Muffin, stimmt’s?« fragte sie mutlos. »Hast du sie gefunden?« Sie glaubte, ein schwaches Flackern in seinen Augen zu sehen, aber es verschwand so schnell, daß sie nicht ganz sicher war, ob sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte, und die mentale Kommunikation funktioniert immer noch nicht. Doch obwohl Jared schwieg und keine Miene verzog, war Kim überzeugt, recht zu haben.
    Muffin würde nicht zurückkommen! Mühsam hielt sie die Tränen zurück, die in ihren Augen brannten. »Ich … ich dachte, wir würden zusammen nach Hause gehen«, murmelte sie, zum erstenmal in ihrem Leben außerstande, ihre Gefühle mit dem Zwillingsbruder zu teilen. Noch bevor er antwortete, wußte sie, was er sagen würde, und dazu bedurfte es keiner Telepathie, sie konnte es an seinem Gesichtsausdruck ablesen.
    »Ich will noch was mit Luke unternehmen«, erklärte er eisig. »Geh du schon mal voraus.«
    Kims Unbehagen und Kummer schlugen plötzlich in Zorn um. Wenn er sie ausschließen wollte – bitte sehr! Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kehrte sie den Jungen rasch den Rücken zu und entfernte sich hocherhobenen Hauptes. Jared sollte auf gar keinen Fall sehen, daß sie Tränen in den Augen hatte.
    Sobald Kim verschwunden war, wandte Jared seine Aufmerksamkeit wieder Luke Roberts zu. »Also, was ist? Erzählst du mir, wer in der Hütte wohnt, wenn ich sie dir zeige?«
    Luke trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Wozu willst du das wissen? Wann hast du sie überhaupt entdeckt?«
    »Jemand hat die Katze meiner Schwester getötet«, berichtete Jared mit harter Stimme, »und ihr Fell an die Rückwand unserer Garage genagelt.« Unbeeindruckt von Lukes schreckensweit aufgerissenen Augen fuhr er fort: »Mein Hund hat die Spur des Täters bis zu einer Waldhütte verfolgt, aber die wurde von Hunden bewacht.«
    »Vielleicht solltest du die Sache einfach vergessen«, schlug Luke vor. »Kann deine Schwester sich nicht eine neue Katze besorgen?«
    »Du bist wohl zu feige?« höhnte Jared, ohne Luke aus den Augen zu lassen.
    Einen Moment lang ballte Luke seine rechte Hand zur Faust und knirschte mit den Zähnen, doch Jareds hypnotischer Blick brach seinen Widerstand. »Okay, gehen wir!«
    Auf dem Nachhauseweg kreisten Kims Gedanken ausschließlich um die Auseinandersetzung mit Jared, und deshalb nahm sie den beißenden Rauchgestank kaum wahr. Erst als sie um die letzte Ecke bog, fiel ihr die gewaltige Rauchwolke über dem Haus auf. Mit rasendem Herzklopfen rannte sie darauf zu, bis ihr klar wurde, daß im Haus kein Brand wütete. Grenzenlos erleichtert stellte sie fest, daß die dunklen Rauchwolken, die das Gebäude einhüllten, von einem riesigen Feuer im Freien – auf dem Hinterhof – stammten. Als Kim näherkam, sah sie ihren Vater mit nacktem, schweißnassem Oberkörper den wilden Wein von einer Magnolie abreißen und ins Feuer werfen. Wie gierige Raubtiere bemächtigten sich die Flammen dieser Nahrung und spuckten neue Dunst-und Rauchwolken aus, während sie das Grünzeug unter lautem Knacken und Knistern verschlangen. Kim blieb in sicherer Entfernung stehen und verfolgte mißtrauisch das Geschehen.
    War ihr Vater wieder betrunken? Er sah nicht danach aus, und es stand auch nirgendwo eine Flasche herum, nicht einmal eine Bierdose, obwohl er normalerweise immer, wenn er zu Hause war, einen Drink in Reichweite hatte. Außerdem waren die Kletterpflanzen fast verschwunden: Garage und Haus waren schon völlig davon befreit, und im Garten, der heute morgen noch einem

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