Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)
Verbindung mit Laura und lief über den Parkplatz zu der Krankenschwester. Ich fürchtete mich vor dem, was sie mir sagen würde, aber dann entnahm ich ihrem Gesichtsausdruck, dass es keine schlechte Nachricht sein konnte. Es konnte nicht sein.
Die Herztöne haben sich stabilisiert, erklärte sie. Das bedeutete, dass ein Kaiserschnitt unter lokaler Betäubung gemacht werden konnte und Rachel keine Vollnarkose brauchte.
Das wiederum bedeutete, dass ich, wenn ich mich beeilte, bei ihr sein konnte.
Auch davon weiß ich nicht mehr viel.
Ich erinnere mich, dass ich meine Garderobe in einem Spind gelassen und grüne OP-Kittel und billige Slipper angezogen habe. Sie ließen mich auf einer Seite neben Rachel sitzen, neben ihrem Kopf, damit ich mit ihr reden konnte. Die Ärzte hatten unterhalb ihrer Brüste ein Tuch aufgespannt, damit man von dem Eingriff nichts sehen konnte. Ich sagte Rachel, dass ich sie liebte und alles gutgehen würde.
Daran erinnere ich mich.
Auf der anderen Seite des Bettes saß der Anästhesist und redete beruhigend auf sie ein. Rachel hatte Angst, versuchte, nicht zu weinen, und er redete einfach weiter ruhig mit ihr, so wie er sich vermutlich mit einem Freund unterhalten würde. Er würde nicht zulassen, sagte er, dass ihr irgendeiner hier im Raum weh tun würde. Er würde das nicht zulassen. Während er an den Knöpfen der Maschine neben ihm drehte, erkundigte er sich immer wieder, was sie spürte. Schmerz oder Druck? Keine Sorge, sagte er. Bleiben Sie ganz ruhig. Niemand tut etwas, ohne dass ich es erlaube.
»Ich habe Angst«, flüsterte sie.
»Es ist gleich vorbei«, sagte ich. Dann: »Sieh mal!«
Am anderen Ende des Bettes hob jemand ein Baby so hoch über die Abschirmung, dass wir es beide sehen konnten. Es war ein kleines zerbrechliches Ding, in ultraviolettes Licht getaucht, und nur ein paar Sekunden lang zu sehen, bis sie es wieder herunternahmen.
Unser Sohn.
Das Gefühl überbordender Liebe wollte sich nicht gleich einstellen. Es war zu aufregend für große Gefühle. Aber ich erinnere mich an die Erleichterung. Es war das erste Mal, dass ich dachte, es würde gutgehen. Dass ich die beiden nicht verloren hatte, obwohl ich vielleicht nah dran gewesen war. Näher als je zuvor.
Danke, dachte ich.
Daran erinnere ich mich. Ich weiß nicht, wem ich das gesagt habe. Jedenfalls habe ich es gedacht, immer wieder.
Der Rest sind nur noch Bruchstücke. Ich erinnere mich, dass sie mich aufforderten, die Nabelschnur zu durchtrennen, dann, dass sie ihn mir, eingehüllt in ein dunkles Tuch, überreichte, und ich von Panik ergriffen wurde, weil ich nicht wusste, wie ich ihn halten sollte. Aber es gelang mir. Und ich setzte mich und hielt ihn in meinen Armen an mich gedrückt, ein Knoten, der sich aufzulösen schien, an Rachels Seite. Sie war von den Medikamenten noch benommen, aber sie wandte ihm ihr Gesicht zu, konnte ihn sehen, ihn anlächeln.
»Unser Sohn«, sagte ich immer wieder. »Das hast du so gut gemacht, so gut.«
Ich hätte noch viel mehr sagen können, aber das ist nicht wichtig.
Ich danke dir vielleicht.
Daran erinnere ich mich.
53
R achel und das Baby wurden auf die Entbindungsstation gebracht, aber nachts war es mir nicht gestattet zu bleiben. Sie sagten mir, ich sollte nach Hause gehen, ein wenig schlafen und am Morgen wiederkommen. Die Besuchszeit begann um acht. An Schlaf war zwar nicht zu denken, aber ich ging trotzdem nach Hause.
Ich schickte Laura eine SMS, damit sie wusste, dass alles in Ordnung war, und bekam postwendend eine Antwort. Ich musste schmunzeln. Trotz allem und der späten Stunde hatte sie auf eine Nachricht von mir gewartet.
Ich legte mich aufs Bett und schloss die Augen, auch wenn ich wenig zuversichtlich war, dass es funktionieren würde. Es war zwecklos – aber als ich wieder erwachte, fiel Sonnenlicht durch die Vorhänge ein, und es ging auf neun Uhr zu.
Als ich vor dem Krankenhaus einparkte, klingelte das Handy. Eigentlich hatte ich Laura erwartet, aber sie war es nicht – die Nummer war unterdrückt.
»Ja?«
»Detective Hicks?«
»Am Apparat.« Ich erkannte die Stimme sofort. »Professor Joyce?«
»Ja. Ich konnte mir inzwischen ein Bild von den Unterlagen und Daten machen, die Sie mir überlassen haben. Ich nehme an, dass es Sie immer noch interessiert?«
»Sie haben sicher die Nachrichten gesehen, oder?«
»Ja, aber mehr nicht. Deshalb weiß ich nicht, ob Sie meine Hilfe noch benötigen.«
»Ich glaube nicht.« Ich stieg aus und
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