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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Gerede vom Aufspüren eines Musters nur dem Zweck dient, uns, aus welchem Grund auch immer, auf eine falsche Fährte zu locken. Uns zu beschäftigen, damit wir ausgelastet sind.«
    Laura murmelte etwas vor sich hin, das wohl so viel heißen sollte wie: Scheint ja immerhin zu funktionieren.
    Im Einsatzraum um uns herum ging es zu wie im Taubenschlag. Die Telefone hörten nicht auf zu klingeln, die Kollegen rannten rein und raus, lieferten Berichte ab und nahmen neue Aufträge entgegen. Die Mannschaft, die uns zur Verfügung stand, reichte hinten und vorn nicht aus. Nicht für so viele Morde. Die Atmosphäre im Raum war angespannt und aufgeheizt. Wir waren alle erschöpft und unzufrieden. Und genau das war sein Plan. Abgesehen von dem Motiv für seine Taten – vorausgesetzt, es gab tatsächlich eines –, wollte er uns nur an der Nase herumführen.
    »Es ist auch nicht nur einfach das Muster«, sagte ich. »Er macht sich auch auf andere Weise über uns lustig.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Ich deutete in den Raum. »Sieh dir das an. Wir sind hinter allem Möglichen her, weil wir das müssen. Und je mehr Informationen wir haben, desto schlimmer wird es. Kennst du das Geburtstagsproblem?«
    »Äh, ja, man wird älter, je mehr Jahre vergehen.«
    »Ich meine ein mathematisches Rätsel. Wie viele Leute müssen in einem Raum versammelt sein, damit zwei von ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit am selben Tag Geburtstag haben?«
    »Den Taschenrechner hole ich jetzt nicht heraus, Hicks.«
    »Es sind exakt dreiundzwanzig«, sagte ich.
    »Dreiundzwanzig?«
    »Ganz genau. Man würde vermuten, dass es mehr sind. Aber das ist die Zahl, bei der zwei der Anwesenden – jeder beliebige zweite – mit hoher Wahrscheinlichkeit am selben Tag Geburtstag haben.«
    »Was willst du mir damit sagen? Einen Moment. Ach so, ich verstehe.«
    »Genau.«
    Nicht nur, dass jedes einzelne Opfer für sich genauestens untersucht werden musste – was allein schon zeitraubend war. Darüber hinaus galt es, die Ergebnisse über die ganze Breite der Ermittlungen abzugleichen. Bei so vielen Toten mussten wir doch schließlich Zusammenhänge finden. Hatten wir auch. Marie Wilkinson zum Beispiel war mit einer der Frauen bekannt, die mit Vicki Gibson in dem Waschsalon arbeiteten. Sie war dort Stammkundin gewesen, und es war sehr gut möglich, dass die beiden Frauen sich irgendwo begegnet waren. Es war sicher nur ein Zufall, dem wir aber nachgehen mussten. Ohne Ergebnis. Bei Sandra Peacock, die Santiagos Nightclub oft besucht hatte, in dem John Kramer als Türsteher gearbeitet hatte, war es ähnlich. War das wichtig? War es nicht, wie sich herausstellte. Aber das zu überprüfen kostete uns Zeit.
    Noch komplizierter war es mit den Vermisstenanzeigen und den nicht identifizierten Opfern auf dem Video. Zwei glaubten wir ausfindig gemacht zu haben, und auch die Identität eines dritten schien geklärt, auch wenn wir uns nicht sicher waren. Machten wir also mit den Informationen weiter oder nicht? Wir hatten keine Wahl, wir mussten. Und ob wir schlussendlich richtiglagen, würden wir natürlich erst dann wissen, wenn wir etwas gefunden hatten. Das jedoch war nicht der Fall.
    »Es ist ein verdammter Wettlauf«, sagte ich. »So sieht das aus. Wir müssen ihn dazu bringen, einen Fehler zu machen, und das wird mit jedem weiteren Mord wahrscheinlicher. Je länger er aber keinen macht, desto mehr haben wir zu tun und desto schwieriger wird es herauszubekommen, wann er einen macht. Vielleicht hat er ja schon einen gemacht.« Ich nahm eine Akte vom Stapel und ließ sie zu Boden fallen. »Und wir ersticken in Papierkram und merken es nicht.«
    Kopfschüttelnd beugte sich Laura hinab, hob den Ordner auf und legte ihn zurück auf den Stapel.
    »Wenn es ein Muster gibt«, sagte sie, »dann werden wir es herausfinden.«
    Ich seufzte. »Wann kommt diese Frau?«

    Als jemand, der mit einer Wissenschaftlerin liiert war, hätte ich es besser wissen müssen, als mich in klischeehaften Phantasien über das Aussehen einer solchen Frau zu ergehen. Trotzdem hatte ich bestimmte Vorstellungen von der Mathematikerin, die wir eingeladen hatten. Seriös, nüchtern. Rational, emotionslos. Irgendwie grau.
    Und als Professor Carol Joyce in dem kleinen Büro erschien, musste ich feststellen, dass ich damit nicht völlig danebengelegen hatte. Mitte fünfzig, silbergraues Haar, rauhe, durchfurchte Haut. Sie trug gewissermaßen Klammern um den Mund. Dennoch haftete ihr ein Hauch lässiger

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