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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Glöckchen über der Tür klingelt.
    Lewtschenko sieht auf. Eine alte Dame schiebt sich zaudernd durch die Tür, als sei sie nicht sicher, ob sie eintreten dürfe.
    »Hallo?«, sagt sie mit zittriger Stimme. »Haben Sie noch geöffnet?«
    »Ja, doch. Bitte treten Sie ein.«
    Lewtschenko schaltet den Fernseher mit der Fernbedienung aus. Er möchte das Ende der Pressekonferenz gern sehen – möchte sehen, wie der Detective sich windet –, aber er kann das Geschäft nicht vernachlässigen. Und selbst wenn er sich das leisten könnte, wäre das wider die guten Sitten. Er kann diese alte Dame unmöglich wegschicken, wenn sie schon im Laden ist.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ihre Kerzen«, sagt sie. »Diese besonderen, die Sie machen?«
    »Ja, gern.« Lewtschenko nickt erfreut. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Es ist ziemlich kurzfristig.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagt Lewtschenko, wenngleich er sich fragt, ob das stimmt. Es hängt davon ab, wie kurzfristig es ist. Er hat noch einen großen Bestand an vorgefertigten Standardmodellen, aber keine Wachspastillen mehr, und die Farben für die Grundierung gehen ihm auch aus.
    Die Dame faltet ein Stück Papier auseinander.
    »Es geht um diese besonderen Kerzen, die Sie machen«, sagt sie. »Alles Einzelstücke, nicht wahr?«
    »Ja. Ich weiß, welche Sie meinen. Für wann?«
    Die Frau streicht das zerknautschte Papier glatt.
    »Für heute«, sagt sie. »Die Uhrzeit ist nicht so wichtig, es muss nur heute sein. Meine Tochter hätte heute Geburtstag.«
    Lewtschenko hält inne. Normalerweise würde er ablehnen, aber so, wie die Geschäfte in letzter Zeit gelaufen sind, fällt ihm das schwer. Außerdem ist da etwas, was ihn an ihr beunruhigt. Ihr leichtes Zittern. Und die Wahl ihrer Worte: Ihre Tochter hätte heute Geburtstag. Er denkt an Emmeline, das treibt ihn an.
    Er sagt: »Ich sehe mal, was sich machen lässt.«
    Er greift zum Telefon und ruft im Lager an, in dem er sein Zubehör kauft. Es klingelt ein paarmal – die Frau vor ihm wirkt nervös –, bis Robi, der Versandleiter, abnimmt. Er klingt gestresst, und Lewtschenko erzählt ihm in seiner Muttersprache, was er braucht.
    »Ich kann das aber heute nicht mehr verschicken«, erklärt Robi.
    »Okay. Ich dachte, ich könnte vielleicht vorbeikommen.« Lewtschenko sieht auf die Uhr und berechnet die Entfernung. »Dauert knapp eine Stunde, oder?«
    »Das … geht in Ordnung. Was soll’s, ich bin sowieso die ganze Nacht hier. Ich erwarte Sie.«
    »Danke, Robi.«
    »Keine Ursache, Gregor.«
    Er legt das Telefon zur Seite und überlegt. Er selbst möchte nicht die ganze Nacht hier im Laden verbringen, deshalb wird er die Kerze in seiner Garage gießen. Vom Lager aus fährt er mit dem Fahrrad oben um die Stadt herum, aber der Abend ist lau und frisch, und die Landstraßen in der Richtung sind gut zu fahren. Er mag die Gegend da draußen.
    Er lächelt die alte Dame an, so freundlich er kann. »Dann hätte ich gerne noch die nötigen Angaben. Wie ist der Name?«
    »Carla Gibson«, sagt sie.
    40
    I m Einsatzraum herrschte geschäftiges Treiben. Dank der Entwicklungen der letzten vierundzwanzig Stunden schien es, als würde der Fall Fortschritte machen. Jedenfalls war das das vorherrschende Gefühl unter den anwesenden Kollegen, die alle ihr Bestes gaben und Überstunden machten in der Gewissheit, dass es vielleicht nur noch dessen bedurfte, um den Fall abzuschließen.
    Ich hatte Verständnis für diese Einstellung, auch wenn ich sie nicht teilte.
    Zum Teil war es einfach nur der Katzenjammer von der Pressekonferenz, die die Angriffslust der Medien weiter geschürt hatte. Aber auch das Gefühl, dass wir trotz der jüngsten Entwicklungen noch weit vom Ziel entfernt waren.
    Wir waren schnell vorangekommen. Alle Jugendlichen, die uns Carl Johnson als diejenigen genannt hatte, die in der besagten Nacht auf dem Killer Hill gewesen waren, waren vernommen worden, und auch mit denen, die in anderen Nächten dort gewesen sein konnten, hatte man gesprochen. Keiner von ihnen brachte uns wesentlich weiter. Natürlich erinnerten sich diejenigen, die in der fraglichen Nacht dort gewesen waren, daran, aber keiner wusste, wer »Jimmy« war.
    Also hatten wir das Netz weiter ausgeworfen und auch ältere Teenager an den Schulen im weiteren Umfeld des Tatortes angesprochen. Sie hatten uns wieder andere Namen gegeben und so weiter. Nichts Konkretes. Jeder Halbwüchsige, der jemals auf einer dieser Partys dort draußen gewesen war, schien

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