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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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toll. Die sind dann einfach weggegangen und haben ihn machen lassen. Er war nicht … na ja, irgendwie schien er in seiner eigenen Welt zu sein.«
    Carl holte tief Luft.
    »Nach einer Weile wurde es ihm langweilig. Es gab noch Feuerzeugbenzin zum Anzünden des Lagerfeuers. Damit hat er sie abgefackelt. Es hat widerlich gestunken und ewig gedauert, bis sie endlich tot war.«
    Er schwieg einen Augenblick, und ich starrte einfach nur auf ihn hinab. Laura neben mir wandte den Blick zur Seite, wie ich bemerkte.
    Carl fuhr fort: »Danach stand er nur da und grinste. Er grinste uns an, als erwartete er Applaus oder so. Aber keiner beachtete ihn. Ich glaube, dass keiner so richtig wusste, was er tun sollte.«
    Ich wusste, was ich am liebsten mit ihm tun würde.
    »Du hast ihn vorher nie gesehen?«
    Carl schüttelte den Kopf.
    »Und danach auch nie wieder?«
    »Ich bin nie wieder dorthin gegangen – ich wollte ihn nicht mehr sehen. Und ich glaube, die anderen auch nicht. Ich weiß nicht, ob überhaupt noch jemand dort hingeht. Aber in der Schule wurde darüber erzählt, einfach weil es so grauenhaft war, wissen Sie? Und da habe ich dann einfach so was gesagt wie ›Hallo, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen‹.«
    Ich sah hinunter zu ihm. Er sah aus, als würde er gleich zu weinen anfangen.
    »Ich war es nicht. Ich war es nicht!«
    »Schon gut.« Ich seufzte. »Schon gut. Wir brauchen die Namen von allen, die dabei waren. Deine Freunde. Wenn du nicht mitbekommen hast, wie der Typ hieß, dann hatten die anderen vielleicht bessere Ohren als du.«
    »Gut.«
    Er betete eine Liste von Namen herunter. Laura schrieb sie auf, während ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Die Geschichte war grauenhaft, aber wenigstens brachte sie uns ein Stück weiter bei der Suche nach diesem Kerl – vorausgesetzt, es war unser Mann. Aber er musste es sein. Erst hatte er mit Tieren geübt und sich dann aus mir bisher unerfindlichen Gründen – vermutlich nicht den normalen, naheliegenden – auf menschliche Wesen verlegt. Das war ein Bruch. So furchtbar es auch war, keimte dennoch eine Art Hoffnung auf, denn es musste eine Verbindung bestanden haben, die ihn in dieser Nacht zu dem Hügel geführt hatte. Irgendjemand würde jemanden kennen, der ihn kannte. Die einzige heiße Spur, die wir bisher hatten.
    »Jimmy«, entfuhr es Carl plötzlich.
    Lauras Stift verharrte jäh.
    »Wie?«, fragte ich.
    Carl nickte heftig. » So hieß er. Jetzt fällt es mir wieder ein. Irgendjemand hat ihn so genannt.« Er wirkte zufrieden mit sich. »Jimmy.«
    39
    L ewtschenko war nur für den Polizisten hiergeblieben.
    Das Geschäft lief heute schleppend – drei Kunden waren seit Mittag im Laden gewesen –, und normalerweise hätte er früher zugemacht und wäre mit Jasmina nach Hause gegangen, als sie sich vor einer Stunde verabschiedet hatte. Da er sich die Pressekonferenz zu den Morden aber ohne sie ansehen wollte, beschloss er, noch eine Weile zu bleiben, unter dem Vorwand, das Geld verdienen zu müssen, von dem beide wussten, dass sie es dringend brauchten.
    Daher sitzt er jetzt hier in seinem Laden und starrt auf den kleinen Fernseher auf dem Ladentisch. Es ist kurz nach fünf, draußen aber noch hell und sonnig. Im Laden fühlt es sich trostlos und dunkel an. Vielleicht liegt es an ihm. Vielleicht aber auch an der Wirkung, die der Polizist auf ihn hat.
    Hicks …
    Im Fernseher sieht er ihn hinten am anderen Ende des Tisches sitzen. Die Kamera hat ihn so nah herangezoomt, dass er jetzt den Bildschirm fast vollständig ausfüllt. Nur der Ellbogen der Polizistin ist noch zu sehen, die neben ihm sitzt. Hicks liest eine Erklärung von den Seiten ab, die vor ihm liegen. Ab und zu wird er vom Blitz einer Kamera in gleißendes Licht getaucht, ohne dass man sagen könnte, ob er Notiz davon nimmt oder ob es ihn stört.
    Natürlich stört es ihn nicht. Es hat ihn noch nie gestört.
    Stets besonnen und professionell.
    Auch jetzt, immer noch so jung und geschliffen.
    »Wir suchen zurzeit einen Mann, der etwa Mitte zwanzig ist«, verkündet Hicks.
    In seinem eleganten Anzug, denkt Lewtschenko, könnte er auch gut und gern in einer Bank arbeiten. Oder woanders – auf jeden Fall dort, wo eher mit Zahlen als mit Menschen umgegangen wird.
    »Sein Name könnte James oder Jimmy sein, zumindest aber könnte er einigen Leuten unter diesem Namen bekannt sein. Er ist etwa einen Meter achtzig groß, hat eine durchschnittliche Statur und aschblondes Haar. Älteren

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