Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)
inzwischen befragt worden zu sein, aber nicht einer kannte den Typen, der die Katze umgebracht hatte.
Wir hatten also nichts außer einem Vornamen – und der musste nicht einmal stimmen.
Was die IT betraf, hielt uns DS Renton mit deren Erkenntnissen auf dem Laufenden, die wir wiederum an die Ermittlungsteams weitergaben. Wir hatten Kollegen in den Nordosten der Stadt geschickt, um die Landstraßen dort draußen zu durchforsten, wo das Video wahrscheinlich gedreht worden war. Aber es gab noch Hunderte von Meilen sich windender, verzweigter Sträßchen, die noch nicht abgesucht worden waren.
Und dann war da noch Franklin.
Er war gekommen, als wir bei Carl draußen waren, um ihn zu befragen. Seitdem war er geblieben, festgehalten von der Betriebsamkeit: dem Eindruck, kurz vor einer Art Durchbruch zu stehen. Ich hatte schon ein paarmal mit ihm gesprochen, jedes Mal mit dem Gefühl, dass er mich neugieriger betrachtete, als es angebracht war.
Kenne ich Sie?
Sind wir uns schon einmal begegnet?
Sicherlich. Aber wo?
Er schlenderte durch den Einsatzraum, die Kaffeetasse in der Hand. Ich bemühte mich, ihn nicht anzusehen, hatte aber trotzdem das Gefühl, dass er mich beobachtete. Die ganze Zeit. Wie ein Porträt. Wo immer er im Raum war, sein Blick schien an mir zu haften.
Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war.
»Gut«, sagte Laura. »Lassen wir mal einen Moment außer Acht, wie er sie auswählt.«
»Gut.«
Ich schob meine Gedanken an Franklin beiseite und versuchte, mich auf die Fakten zu konzentrieren. Das Muster. Ich schwankte immer noch zwischen dem Glauben daran, dass es eines gab, und der Überzeugung, dass dem nicht so war. Wie auch immer, wir konnten die Daten noch so oft durchgehen, es führte zu nichts.
»Gut«, sagte ich erneut. »Was dann?«
» Wie tötet er sie?«
»Das wissen wir doch.«
»Ja, aber betrachten wir es mal mit ein wenig Abstand. Bisher waren alle seine Opfer Erwachsene, einige davon Männer. Sieh dir zum Beispiel mal John Kramer an. Nicht nur, dass er ihm praktisch serviert wurde, er war auch noch bewaffnet, als er angegriffen wurde.«
Mir wurde klar, worauf sie hinauswollte.
»Du meinst, wie begibt er sich in eine Position, in der er sie töten kann? Er muss sie irgendwie überwältigen. Oder sie zumindest überraschen. Ich vermute, dass das mit Kramer passiert ist.«
»Aber was ist mit den anderen, die wir noch nicht gefunden haben?«
Ich dachte darüber nach. Natürlich hatten wir keine Erkenntnisse, die auf der Untersuchung der Leichen selbst beruhten, aber wir hatten den Nachweis im Video. Sechs Leichen. Alle an einer Stelle, die so abgelegen war, dass wir sie noch immer nicht gefunden hatten.
»Wie hat er sie dorthin geschafft?« Laura hielt ein Foto aus dem Video hoch, das er uns geschickt hatte, und wedelte damit herum. »Wir wissen, dass er die Morde filmt, diesen zumindest, aber es ist davon auszugehen, dass er, aus welchem Grund auch immer, alle filmt. Mit den Katzen hat er es auch gemacht. Der springende Punkt aber ist, dass das Opfer in dem Video definitiv an dieser Stelle getötet wurde.«
»Die Frage ist also …«
»Wenn die Stelle so abgelegen ist, wie hat er das Opfer dann dorthin bekommen?«
»Und nicht nur dieses«, sagte ich. »Die anderen schließlich auch. Ob er sie nun dort umgebracht hat oder nicht.«
Wir schwiegen einen Augenblick.
Soweit ich erkennen konnte, gab es zwei Möglichkeiten. Der Killer könnte den Mann in dem Video – und die anderen Opfer vermutlich auch – an einer anderen Stelle überwältigt und sie dann in sein Refugium im Wald geschafft haben. Das wäre zwar mit einem hohen Risiko und großer Anstrengung verbunden, aber keineswegs unmöglich. Es könnte sich aber auch ähnlich wie bei dem Tatort am Rande des Garth-Komplexes abgespielt haben: dass er da draußen auf diesen abgelegenen Landstraßen einfach geduldig gewartet hatte. Weniger also ein Opfer gesucht hatte, als vielmehr das Opfer ihn hatte finden lassen.
Auf jeden Fall bedeutete das, dass der Ort wichtig für ihn war. Wenn es ein Muster für seine Taten gab, dann musste es eine Art geographische Grundlage haben.
Ich sagte: »Wir wissen, dass er nichts dem Zufall überlässt.«
»Richtig.«
»Also muss er diese Stelle kennen, oder? Abgelegen genug, damit er das tun kann, was er tut. Entweder kann er sie sich dort ungestört greifen, oder …«
Laura grübelte. Mir ging durch den Kopf, wie er im Garth-Komplex gewütet hatte. Und wie er in Buxton
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