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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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zufällig eine Straftat. Deshalb ist es ziemlich wichtig. Du erklärst uns also, dass du es nicht getan hast. Wer war es dann? Denn passiert ist es ja wohl tatsächlich, stimmt’s?«
    Carl schwieg. Die Kaumuskeln tanzten. Sein Gesicht glich einer angespannten Faust.
    »Carl?«
    »Ja. Es ist passiert. Aber ich war es nicht.«
    »Aber du warst dort.«
    Er nickte kleinlaut.
    »Sag es uns. Wann war das?«
    »Es war an einem Abend im letzten Sommer.«
    In dem Augenblick, in dem er anfing zu erzählen, wurde mir schlagartig klar, dass der Vorfall, den er beschrieb, nicht das war, was »Jimmy« ins Netz gestellt hatte. Außerdem hatte sich die Tötung von Tieren, die draußen gefilmt worden war, bei Tageslicht abgespielt, während sich das, was Carl beschrieb, nachts ereignet hatte.
    Er erzählte uns, was wir bereits wussten – dass sich Cliquen von Teenagern nachts oben auf dem Swaine Hill trafen, um den üblichen Spielarten jugendlicher Entgleisung zu frönen: Trinken, Rauchen, Feiern. Die meisten waren schon älter, sagte er, schienen aber nichts dagegen zu haben, dass er und seine Freunde gelegentlich auftauchten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Älteren ganz gern jemanden um sich hatten, der zu ihnen aufsah. Aber ich hätte gern gewusst, was sich Erwachsene dabei dachten, Jungen im Alter von elf oder zwölf so spät allein hinauszulassen.
    Carl sagte: »Einer von den älteren Jungen hatte die Katze mitgebracht.«
    »Name?« Laura schrieb alles in ihr Notizbuch.
    »Weiß ich nicht.« Fast flehentlich sah er zwischen uns hindurch. »Echt. Er war nicht auf unserer Schule. Und außerdem hat er sie nur mitgebracht. Er hat es nicht getan.«
    »Alter?«, beharrte Laura.
    » Ich weiß es nicht.«
    » Ungefähr.«
    »Ein paar Jahre älter. Sechzehn vielleicht oder siebzehn. Aber ich hab doch schon gesagt, der war es nicht.«
    »Wer denn? Was ist passiert?«
    »Er hat sie verkauft.«
    »Er hat eine Katze mitgebracht und verkauft?«
    »Ich glaube, seine Familie konnte sich nicht um sie kümmern. Deren Katze hatte gerade Junge bekommen oder so, und er wollte sie nur loswerden, egal wie. Ich glaube, dieser andere Typ hat sie ihm abgenommen. Er hätte sie umsonst haben können, wollte aber unbedingt bezahlen.«
    »Und den Namen von dem Typ kennst du auch nicht?«, fragte ich.
    Carl schüttelte den Kopf. »Nie gesehen. Muss ein Freund von irgendjemand anders gewesen sein, war aber älter als die. So Mitte zwanzig vielleicht.«
    »Gut«, sagte ich. »Er hat also die Katze mitgebracht. Und was ist dann passiert?«
    »Na ja, sie war in einem Käfig. In einem Drahtkäfig. So ’ne Art Transportkäfig, nur mit offenen Seiten. Erst haben alle über sie gelacht, weil sie so ’ne Scheißangst hatte. Es war sehr laut, und wir hatten ein Lagerfeuer an. Wir hatten immer ein Lagerfeuer an. Erst war es ziemlich lustig.«
    »Ja, klingt wirklich lustig«, sagte ich. »Und dann?«
    »Dann hat der Typ den Käfig abgesetzt und eine Stricknadel herausgeholt. Dann waren auf einmal alle … still.«
    »War dann wohl nicht mehr ziemlich lustig? «
    Carl schüttelte den Kopf.
    Ich wusste nicht, ob ich den Rest wirklich hören wollte, fragte aber trotzdem nach, weil ich es musste.
    »Und?«
    »Erst dachten alle, er würde nur ein wenig herumalbern. Aber … so war er nicht drauf.«
    Carl erzählte uns, wie der Typ durch das Gitter hindurch immer wieder die Katze anpikste, erst vorsichtig, als wollte er mit ihr spielen, dann immer heftiger. Die ganze Zeit fauchte und kreischte das Tier, und der Typ hockte neben dem Käfig und hörte nicht auf, nach ihr zu stochern.
    Carl sah jetzt wirklich jämmerlich aus. Von dem großspurigen Gehabe, das er an den Tag gelegt hatte, als er das Wohnzimmer betrat, war nicht mehr viel geblieben. Irgendwo schien eben doch noch der kleine Junge in ihm zu stecken. Aber man musste beileibe kein Kind sein, damit einem übel wurde von dem, was er erzählte.
    »Er versuchte, sie in die Augen zu treffen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und niemand hat versucht, ihn davon abzuhalten?«
    »Doch. Aber er war eben etwas älter, hab ich ja schon gesagt – und hat das mit einem Achselzucken abgetan, als ginge es ihn nichts an. Und das hat funktioniert. Ich glaube, alle waren ein bisschen … es war so unwirklich mit anzusehen, was sich da vor unseren Augen abspielte.«
    »Ja, war es wohl.«
    »Ein paar von den Mädchen waren angewidert. Einige Jungs auch. Ich meine, ich fand das auch nicht toll. Ich fand das überhaupt nicht

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