Kind des Glücks
Erzählung und an jedem Punkt der Reihenfolge, in der mein Bewußtsein wiedererwachte, von Heilern und Wissenschaftlern, die auf diesem Gebiet viel beschlagener sind als ich, in endlosen gelehrten Debatten behandelt werden könnte, war nach der völlig amateurhaften Meinung des fraglichen Individuums meine volle Menschlichkeit wiederhergestellt, als ich, wie widerstrebend auch immer, die Verantwortung für die Wahrung der Menschlichkeit anderer übernahm.
Als ich den Bodhi im Wald traf, hatte der Stamm der Flötenspielerin vier Mitglieder. Es waren die letzten Mitglieder, wie sich herausstellen sollte; denn wir zogen so nahe an der Küste keine neuen Kinder des Glücks an, und ich brauchte auch nicht mehr den Verlust meiner Schutzbefohlenen an den Wald zu ertragen, da mein moralisches Bewußtsein neugeboren war und die Blumen der Lust hinter uns lagen.
Drei von ihnen waren Männer: ein dünner blonder Kerl, den ich hei mir Goldrute nannte, ein Dicker mit Namen Rollo und ein Kahler, der für mich Platte hieß. Denn während man kaum sagen konnte, daß diese verlorenen Wesen des Waldes etwas besaßen, das man als menschliche Persönlichkeit bezeichnen konnte, schien es nur gerecht und passend, ihnen die Würde eines eigenen Namens zu gewähren, die ich den erwähnten Kätzchen sicher auch geschenkt hätte.
Die Frau war das menschenähnlichste Exemplar dieser Gruppe, was heißen soll, daß sie weder hager noch fett war, und ihre Augen schienen gelegentlich sogar einen fragenden Ausdruck anzunehmen. Ich taufte sie Moussa, denn in ihr glaubte ich einen Funken von mir selbst zu sehen – einen verwandten, wenn auch stummen Geist, dessen Leben ich jetzt in den zusammengelegten Händen hielt.
Von den vieren, die ich aus dem Bloomenveldt führen sollte, war sie die einzige, die nach langwierigen Bemühungen die volle, bewußte Bürgerschaft der Menschenwelten wiedererlangen sollte. Und den Namen Moussa nahm sie Jahre später als ihren Eigennamen an, nachdem sie aus dem Sanatorium entlassen worden war – um die zu ehren, die sie taufte und ihr die Geschichte ihres Wanderjahrs erzählte.
Dies waren meine Begleiter, als ich den Bodhi im Wald traf – jedenfalls scheint mir dies in der Erinnerung die beste Bezeichnung für ihn zu sein. Wir stießen ganz plötzlich auf ihn. Ich umrundete einen Hügel aus Baumwipfeln und trat nach rechts in eine Geländevertiefung hinaus, wo ein Mann im Lotussitz unter einer Blume saß, deren Blütenblätter hinter ihm ausfächerten und ihm eine strahlend blaue Aura verliehen.
Wie er aussah, war er kein todgeweihter Weiser, der seine letzten Lebensjahre meditierend verbrachte. Er war ein energiegeladener, goldhäutiger Mann, dessen nackter Körper seine gute Gesundheit verriet. Sein glattes schwarzes Haar fiel auf seine Schultern herab. Er hätte fast als Bloomenkind durchgehen können.
Doch seine klaren grünen Augen waren nicht die leeren Kreise eines Bloomenkinds, das bewußtlos in die blaue Leere starrte; vielmehr spürte ich irgendwie die Gegenwart eines voll bewußten Geistes, der klare innere Tiefen schaut. Oder auf jeden Fall ein Gesicht, das unter den Umständen so anders war, daß ich mein stetiges Geplapper zum erstenmal wirklich unterbrach.
Als wäre er auf meine Gedankenwellen eingestimmt, schien sich die Aufmerksamkeit des Bodhis aus den inneren Tiefen zu erheben, um mich mit plötzlicher Schärfe zu begutachten; allerdings muß ich im Rückblick sagen, daß mein kleiner Stamm und ich für ihn einen sogar noch auffälligeren Anblick geboten haben mußten als er für mich.
»Wer seid ihr?« fragte er mit starker, ruhiger Stimme. »Woher kommt ihr?«
Einfache und logische Fragen, sollte man meinen, doch Fragen, auf die schlüssig zu antworten mir in diesem Augenblick ein wenig das psychische Vermögen fehlte. »Wir sind die Kinder des Glücks des Bloomenveldts und folgen dem Lied, das uns vom Leben dort als Affen unter den Blumen unserer Vorfahren herauszieht zu den weitverstreuten Menschenwelten«, erklärte ich in der einzigen Gesprächstechnik, zu der ich im Augenblick fähig war.
»Ihr seid die mystischen Bloomenkinder des Waldes?« rief der Bodhi. Er hielt die unbewegte Vollkommenheit seiner Yogi-Haltung aufrecht, doch seine Worte verrieten eine Überraschung, die einem Weisen überhaupt nicht anstand. »Vraiment, es scheint, als hättet ihr in der Tat einen langen Marsch von den Blumen eurer Vorfahren hinter euch!«
»Es hat Millionen Jahre eifrigen Studiums
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