Kinder der Apokalypse
«
Michael starrt ihn ausdruckslos an, und dann fängt er an zu lachen. »Hast du es denn immer noch nicht begriffen? Sie haben es nicht anders verdient. « Das Lachen erstickt in etwas, das ein Schluchzen sein könnte. »Wir tun alles für sie, wir geben alles, und wofür? Damit sie wie Schafe rennen können, um wieder zusammengetrieben zu werden. Damit sie wieder dumm und hilflos sein können. Sieh sie dir doch an! Mir wird schlecht von diesem Anblick. «
»Michael, es ist nicht ihre Schuld! «
»Sei still!«, schreit Michael ihn an, und plötzlich ist die Ronin-Flechette auf ihn gerichtet. »Verteidige sie nicht auch noch! Sie haben deine Freunde getötet, deine Kameraden, alle Menschen, die etwas in deinem Leben bewirkt haben! Sie haben sie so sicher getötet, als hätten sie selbst geschossen! «
Logan weiß nicht, was er tun soll – nur, dass er keine plötzlichen Bewegungen machen sollte, da die Waffe auf ihn zielt. Er hätte argumentieren können, dass es Michael selbst war, der entschieden hat, Midline anzugreifen. Er hätte darauf hinweisen können, dass sie alle freiwillig hergekommen sind und gewusst haben, in welche Gefahr sie sich begaben. Aber Michaels Gesicht sagt ihm, dass sein Freund sich diese Argumente nicht anhören wird. Er hat einen Punkt erreicht, an dem er kaum mehr etwas hört.
»Also gut, Michael« , sagt er leise und hebt eine Hand nur ansatzweise in einer versöhnlichen Geste. »Gehen wir eben. Sammeln wir alle auf und verschwinden. Wir können später darüber reden. «
Aber Michael schüttelt langsam den Kopf, und der Wahnsinn in seinen Augen ist deutlich zu erkennen und nicht mehr zu zügeln. »Nein, hier findet alles sein Ende, Logan. Alles endet hier heute Nacht. So kommen wir nicht weiter. « Er schüttelt den Kopf, und der Lauf der Flechette sinkt ein wenig. »Ich habe genug, Junge. Ich will keinen weiteren Tag mehr in dieser verdammten Welt leben. Ich will keinen weiteren Moment mehr ertragen. Ich hätte uns beide schon vor Jahren umbringen sollen; es hätte nichts geändert. «
Logan spürt, wie ihm eiskalt wird. »Michael, das ist verrückt! Hör doch nur, was du sagst! «
»Ich habe dir das Leben gerettet, ich kann es dir auch wieder nehmen. « Erneut zielt die Waffe direkt auf Logan, und Michaels Arm ist sehr ruhig. »Denk darüber nach. Denke daran, wie hoffnungslos es ist. Wir haben hier heute Nacht alles verloren – Leute, Waffen, Maschinen – alles. Sieh mich an. Ich werde wahrscheinlich keinen Tag mehr überleben, und wenn, werde ich nicht mehr der Gleiche sein. Wenn wir jetzt nichts ändern, wird man uns fangen und in die Lager werfen. Wir werden enden wie die da! « Wieder zeigt er auf die Gefangenen in dem Käfig. »Ich habe schon lange beschlossen, das nicht zuzulassen. «
»Aber diese Menschen brauchen unsere Hilfe! Und was ist mit all den anderen?«
Michael schüttelt erneut den Kopf. »Das ist mir gleich. Was ihnen zustößt, ist mir gleich. Was uns zustößt, ist mir nicht gleich. Du und ich, nun, nachdem Fresh tot ist. Ich muss uns schützen. Ich habe versprochen, dass ich das tun werde, als du noch ein Junge warst. Wir hatten eine gute Zeit, aber nun sollten wir aus dem Rennen ausscheiden. «
Logan hat eine Waffe, und Michael will ihn umbringen, aber es ist unmöglich, dass er die Waffe rechtzeitig hebt und schießt, um sich zu retten. Er sieht die Gefangenen, die sich in den Käfigen drängen, die Augen entsetzt aufgerissen. Keine Hilfe ist von dort zu erwarten. Er sieht, wie der Rauch nachlässt und durch das Innere des Gebäudes treibt, aber sonst regt sich nichts. Auch von dort keine Hilfe.
»Michael, tu das nicht« , fleht er. »Bitte leg die Waffe hin und sprich mit mir. Denk darüber nach. Es muss eine andere Möglichkeit geben. «
»Es gibt keine andere Möglichkeit!«, schreit Michael. fetzt denkt Logan nicht mehr. Er handelt einfach. Er richtet den Blick auf eine imaginäre Stelle hinter Michaels linker Schulter, als hätte er etwas gesehen, und sagt leise: »Dämon. «
Michael handelt instinktiv, fährt herum und schießt, die Flechette-Munition sprüht überall hin. Logan zögert nicht. Er hebt die Waffe und zielt. Michael dreht sich schon wieder zu ihm um, weil er erkannt hat, dass er hereingelegt wurde, als sich Logans Waffe in seine Brust entlädt. Die Wucht schleudert ihn meterweit zurück und wirft ihn auf den Betonboden.
Einen Augenblick lang kann Logan sich nicht regen. Er kann nicht glauben, was er getan hat. Die Echos von
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