Kinder der Apokalypse
ihre Anzahl zu verbergen, war vergessen, und nun sprachen sie darüber, ob man ihm glauben könne oder nicht.
Dann rief das jüngere Mädchen – Candle, nahm er an – plötzlich: »Öffnet die Tür. Er ist hier, um uns zu helfen. Er wird uns nichts tun. Das würde ich wissen. Wir müssen ihn hereinlassen und sehen, was sein Talisman uns sagt!«
Der Streit ging noch einen Moment weiter, und dann wies eines der Kinder – vielleicht das ältere Mädchen – die anderen an zu schweigen.
»Werden Sie den Stab hinlegen, Logan Tom? Werden Sie sich umdrehen, mit dem Rücken zu uns, damit wir uns überzeugen können, dass Sie uns nichts tun wollen? Machen Sie das? Werden Sie still dastehen und zulassen, dass wir uns überzeugen?«
Es war etwas, von dem er nie angenommen hätte, dass er es anderen erlauben würde. Seine Instinkte verlangten, dass er sich schützte – dass er nie seinen Stab abgab, sich der Gnade anderer auslieferte oder sich auf das Wort von jemandem verließ, den er nicht kannte. Er hätte beinahe nein gesagt. Er wäre beinahe zu dem Schluss gekommen, dass er genug hatte und jetzt hineingehen und die Sache hinter sich bringen sollte. Aber dann beruhigte er sich wieder und ermahnte sich, dass man das Vertrauen von Kindern verdienen müsse. Diese Kinder versuchten nur, am Leben zu bleiben, und sie hatten niemanden, der ihnen dabei half. Sie waren allein, und sie hatten früh gelernt, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen konnten.
Also drehte er sich um, so dass er mit dem Rücken zur Tür stand, legte den Stab auf den Boden, breitete die Arme aus und wartete. Einen Augenblick später hörte er, wie ein Eisenriegel gelöst und Schlösser geöffnet wurden. Die Tür ging mit einem leisen Quietschen auf, Kerzenlicht fiel durch die Öffnung, und sofort berührten zwei kalte Metallspitzen seinen Hals. Er blieb, wo er war, ruhig und reglos, selbst als er sah, wie sein Stab von ihm weggezogen wurde und aus seiner Sichtweite verschwand.
»Seht euch diese Schnitzereien an«, flüsterte ein Junge ehrfürchtig.
»Lass die Finger davon«, fauchte ein anderer. Dann sagte er zu Logan: »Was Sie da spüren, sind elektrische Schlagstöcke. Sie wissen, was das ist und was sie bewirken können?«
Logan lächelte dünn. »Ja.«
»Dann bewegen Sie sich nicht, bevor man es Ihnen sagt.«
Es gab eine eilige Diskussion darüber und einen kleinen Streit, was sie als Nächstes tun sollten. Hände tätschelten seine Kleidung, durchsuchten seine Taschen und fanden das schwarze Tuch mit den Fingerknöcheln. »Igitt!«, sagte jemand und steckte ihm Tuch und Knochen wieder in die Tasche. »Das sind ja Knochen!«
»Vielleicht ist er ein Kannibale«, flüsterte jemand.
Das ältere Mädchen sagte: »Drehen Sie sich um.«
Er tat es und fand sich neun schmutzigen Gesichtern gegenüber, die von den Kerzen hinter ihnen schwach beleuchtet wurden: fünf Jungen, vier Mädchen, alle mit scharfen Augen und misstrauischen Mienen. Der jüngste Junge und das jüngste Mädchen konnten nicht älter als zehn sein. Die ältesten Jungen, von denen einer groß und kräftig war und der andere dunkle Haut und einen wütenden Blick hatte, hielten die Schlagstöcke an seinen Hals. Ein anderer Junge, einer mit beinahe makellos weißer Haut, kniete vor dem Stab und fuhr mit den Händen über die polierte Oberfläche. Das Mädchen, von dem er glaubte, dass sie meistens gesprochen hatte, saß in einem Rollstuhl. Ein anderes Mädchen, dessen strohblondes Haar nach allen Seiten abstand und dessen Gesicht und Arme zornige Kratzer und dunkle Prellungen aufwiesen, hielt einen Vipernstachel. Ihre blauen Augen wirkten hart und unversöhnlich, als sie unverwandt zu ihm hochblickte. Sie waren schon ein wilder Haufen, aber wenn sein Anblick sie irgendwie beunruhigte, ließen sie es sich nicht anmerken.
Unmittelbar hinter ihnen, die grauen Augen Unheil verkündend, stand der größte Hund, den Logan je gesehen hatte, eine Promenadenmischung mit zottigem Fell, dessen Körper gewaltige Muskeln hatte, ein riesiges, gefährlich aussehendes Tier. Es knurrte nicht mehr, aber Logan wusste, wenn er eine Bewegung machte, die dem Hund nicht gefiel oder die Kinder bedrohte, würde er sich sofort auf ihn stürzen.
Es stand fast im Widerspruch dazu, dass das Mädchen mit dem strohblonden Haar nun zu dem Hund ging und ihm liebevoll den Kopf tätschelte. »Er wird nicht angreifen, wenn Sie nichts Dummes tun«, sagte sie.
Das Mädchen im Rollstuhl verkündete leise: »Wir
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