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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mit dem Rest des Abendessens. Vierzig Minuten später versammelten sie sich um den Arbeitsplatz auf Stühlen und Hockern und setzten sich zum Essen hin. Sie taten, um was sie sie bat, diese Ersatzmutter und ihre Ersatzkinder. So anders als ihre Zeit im Lager.
    Hier, glaubte sie, liebte man sie.
    Nach dem Essen räumten Bear und River den Tisch ab, und Sparrow half ihr mit dem Geschirr. Sie benutzten wenig Wasser aus ihrem Auffangsystem, gerade genug, um die Arbeit zu leisten. Sie hatten das Glück, in einem Teil der Welt zu leben, wo es immer noch regnete. An den meisten Orten gab es überhaupt kein Wasser mehr. Aber man konnte nicht wissen, wie es hier eines Tages aussehen würde. Es gab nichts, dessen man sich dieser Tage sicher sein konnte.
    Sie war gerade fertig, als Hawk zu ihr geschlendert kam. »Tiger sagt, Persia hat den Roten Fleck«, sagte er leise. Er sah ihr in die Augen, beunruhigt und unsicher. »Er will, dass ich ihm ein paar Päckchen Pleneten besorge. Ich habe zugestimmt. Ich musste einfach. Ansonsten hätte er den Handel um das Obst nicht abgeschlossen.«
    »Es muss ihr ziemlich schlecht gehen. Er braucht den Handel so sehr wie wir.« Sie faltete die Hände im Schoß. »Wirst du versuchen, das Pleneten von Tessa zu bekommen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Wo sonst?«
    »Wir haben einiges. Wir könnten es ihm geben.«
    »Was wir haben, brauchen wir selbst.«
    Sie atmete leise aus. »Tessa wird dir vielleicht nicht helfen können. Sie bringt sich in Gefahr, wenn sie es tut.«
    »Das weiß ich.«
    »Wann wirst du sie wiedersehen?«
    »Morgen Nacht. Ich werde fragen und sehen, was sie tun kann.«
    Sie nickte und betrachtete sein junges Gesicht, dachte, dass er erwachsen wurde, dass sich seine Züge in den letzten sechs Monaten verändert hatten. »Wir werden Persia helfen, selbst wenn Tessa es nicht kann«, sagte sie. »Sie ist erst elf.«
    Hawk lächelte plötzlich, ein zynisches Verziehen des Mundes, das zeigte, wie sehr es ihn erheiterte, was sie gerade gesagt hatte. »Anders als mit vierzehn, sechzehn oder achtzehn, was ja so viel älter ist.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Du weißt, was ich meine.«
    »Ich weiß, dass du guten Apfelkuchen bäckst.«
    »Wie viele andere Apfelkuchen hast du außer meinem denn schon probiert?«
    »Keinen.« Er hielt inne. »Können wir jetzt unsere Geschichte bekommen?«
    Sie schob die Teller weg und rollte sich in den Gemeinschaftsraum. Ihr Erscheinen aus der Küche war das Zeichen, dass das Geschichtenerzählen begann. Alle hörten sofort auf zu reden und versammelten sich schnell. Für sie alle war es die beste Zeit des Tages, eine Gelegenheit, eine magische Reise an einen anderen Ort, in eine andere Zeit zu unternehmen, und in einer Welt zu leben, die sie nie gekannt hatten, die sie aber eines Tages zu sehen hofften. Jeden Abend erzählte ihnen Owl eine Geschichte aus dieser Welt, hielt sich dabei an ihre Märchen und Legenden oder erfand neue. Manchmal las sie auch aus Büchern vor. Aber sie hatte nicht viele davon, und die Kinder mochten ihre erfundenen Geschichten ohnehin lieber.
    Sie lehnte sich im Rollstuhl zurück und schaute von einem Gesicht zum anderen, sah sich selbst in ihren Augen, eine junge Frau, die ihnen nur wenige Jahre voraus war, was physisches Alter anging, aber unendlich älter an Erfahrung und Weisheit, mit braunem Haar und schlichten Zügen, nicht besonders hübsch, aber klug und begabt, jemand, der sie wirklich liebte. Dass sie sie ebenso mochten, verwunderte sie immer wieder. Wenn sie daran dachte, nach all diesen einsamen Jahren im Lager, wollte sie immer am liebsten weinen.
    »Erzähl uns von der Schlange und den Fröschen und der Seuche, die der Junge dem bösen König und seinen Soldaten anhängte«, schlug Panther vor, beugte sich vor und sah sie aus blitzenden Augen an.
    »Nein, erzähl uns von dem Riesen und dem Jungen und wie der Junge den Riesen tötete«, sagte Chalk.
    Sparrow fuchtelte mit den Händen. »Ich will von dem Mädchen hören, das den Jungen aus dem Fluss zog und ihn vor dem bösen König versteckte.«
    Das waren alles Variationen der Geschichten, die sie ihnen als Kind erzählt hatte, Geschichten, die sie unzusammenhängend im Kopf hatte und ausmalte, um ihnen Lehren zu vermitteln, von denen sie glaubte, dass die anderen sie kennen sollten. Ihre Eltern hatten ihr diese Geschichten erzählt, hatten sie aus einem Buch vorgelesen, das schon lange verschwunden war. Sie glaubte, es eines Tages wiederfinden zu können,

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