Kinder der Dunkelheit
Sohn eines Ältesten, die Selbstheilung müsste doch funktionieren!
Endlich öffnete Habib die Augen. Sein Blick irrte wirr durch den Raum und blieb schließlich an Luca haften. Ein befreites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Luca, mein alter Freund“, murmelte er. „Ich wusste, du würdest mich finden. Meine Vo rsicht war vergebens, ich hätte auf euch hören sollen, doch wir wollten euch nicht gefährden.“
Luca schüttelte ungläubig den Kopf. „Ihr uns gefährden? Ich ve rstehe rein gar nichts mehr! Was kann so unglaublich gefährlich sein, dass sogar ihr es fürchtet? Habib, du bist verletzt und ich sehe hier zwei Tote. Ist dir klar, dass wir nichts davon mitbekommen haben? Wie kann das sein?“
Habib versuchte, sich weiter aufzurichten, doch offenbar fehlte ihm die Kraft und so sank er wieder in Lucas Armen zusammen. „ Ja, zwei konnte ich mitnehmen, aber seinen Sohn hatte ich unterschätzt.“ Ein Hustenanfall schüttelte ihn so heftig und lange, bis Blut aus seinem Mund quoll.
Luca sah es mit Entsetzen. „Gemach, mein Bruder! Was ist mit dir? Ein guter Kampf hat dich noch nie so lange außer Gefecht gesetzt – und von welchem Sohn sprichst du?“
Habibs tastete unstet über seinen Oberkörper und schließlich umklammerte er mit einer Hand Lucas Arm.
Der weigerte sich, zu glauben, was er sah. „Angel, gib ihm dein Blut, versuch, den Blutfluss zu stillen! Das ist doch alles nicht wahr hier! Bitte beeil dich!“ Sofort öffnete sich nun auch Angel die Pulsader und versuchte, Habibs zerrissene Jacke beiseitezuzerren, um an die Wunden zu kommen. Doch kaum hatte er ihm das Kleidungsstück ausgezogen, fuhr er mit einem erschrockenen Aufschrei zurück.
Luca starrte den Freund verständnislos an, doch dann folgte er Angels Blick, der auf das ebenfalls zerrissene Shirt und Habibs freigelegten Brustkorb gerichtet war. Wie er es geschafft hatte, den Schrei zu unterdrücken, der ihm beim Anblick von Habibs offener Brust und dem offenen, zerstörten Herzen fast entwichen war, wusste er später nicht mehr. Ein auf diese Weise Verwundeter hatte nach einem solchen Schnitt allerhöchstens ein paar Minuten, bis die Lebenskraft versiegte, manchmal kam der Tod auch sofort. Es musste also gerade erst passiert sein.
„Habib, nein, das ist vollkommen unmöglich! Kein Mensch und auch kein Kind der Dunkelheit kann dich besiegen, was ist hier los?“ Luca drückte den sterbenden Freund an sich und ve rsuchte verzweifelt, zu verstehen.
„Kein normales Kind der Dunkelheit, aber eine Bestie der Nacht kann es wohl! Luca, hör zu, ich … habe nicht mehr lange, ich kann … es fühlen. Ihr müsst schnell handeln!“ Habibs Hand schloss sich fester um Lucas Arm. „Luca, er lebt! Der Feldherr des Teufels, er lebt! Perdikkas, oberster Feldherr und bester Freund von Alexander dem Großen, ist nicht tot. Als Alexander starb, ist seiner und Perdikkas’ Traum von der Weltherrschaft mit ihm gestorben. Nicht genug damit, jahrelang hat Perdikkas gegen die ,Krankheit‘ angekämpft, die Alexander tötete. So lange, bis er verstand. Er war schon immer klug, klüger, als Alexander es jemals war. Er wurde … zu einem blutrünstigen Monster.“
Das Sprechen strengte Habib an, doch als Luca ihn bitten wol lte, sich zu schonen, wehrte er ab und die Worte sprudelten nun fast aus ihm heraus. „Nein, ihr müsst es erfahren! Er hat gewütet wie ein Wahnsinniger. Heute wissen wir, dass er und seine Begleiter ganze Landstriche entvölkert haben. Mit der Zeit wurde er ruhiger und schmiedete seine kranken Pläne. Seine Kraft und seine Stärke waren und sind unvorstellbar. Mein Vater weiß, warum. Nicht irgendein Kind der Dunkelheit hat ihn damals verwandelt, denn sie wollten sichergehen, dass er auf keinen Fall lebendig davonkommt, sondern dass er leidet und jämmerlich zugrundegeht. Daher war es Xerxes selbst, der ihm sein Blut eingeflößt hat. Ja, du hast richtig gehört! In diesem Scheitan fließt das reine Blut des Lichts. Er hat gelernt, seine Kraft zu kontrollieren und mit ihr umzugehen. Der Mann, der mich heute hier überfallen hat, war derjenige, der seit vielen Jahren Trauer und Schmerzen über uns bringt: sein Sohn Ares. Bevor er ging, war er so freundlich, mir noch zu sagen, wem ich meinen Tod zu verdanken habe.“ Ein erneuter Hustenanfall schüttelte ihn und sein Gesicht verlor zusehends an Farbe. „Luca, ihr müsst zu Vater! Ihr müsst helfen, alle zusammen. Sie planen, alle Ältesten zu vernichten. Er will das, was
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