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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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Mund zu schieben, doch sie wehrte sich mit aller Kraft. Als er merkte, dass sie sich verzweifelt seiner zu entledigen versuchte, drückte er ihr grob den Unterarm gegen den Hals und dann fühlte sie einen plötzlichen, brennenden Schmerz in einer Brust. Ein seltsam schmatzendes Geräusch drang an ihr Ohr.
    Sekunden später fühlte sie den gleichen Schmerz noch einmal und dann sah sie in Thomas’ Hand die blutige Klinge, die er ihr direkt unter die Nase hielt. Sabine tastete nach ihrem Busen, fühlte etwas Warmes, Feuchtes, das in gleichmäßigem Strom über ihre Finger lief. Als sie die Hand hob, sah sie all das Blut und fühlte Schwäche in sich aufsteigen. Gerade, als sich ihr Blick zu verschleiern begann, erblickte sie ihn. Luca!
    Mehr als einen Kopf größer als Thomas, riss er ihn mühelos von ihr herunter. Sie hatte das Gefühl, als würde er Thomas meterweit durch die Luft schleudern. Dann hörte sie ein wildes, böses Knurren wie das eines Wolfes, das eindeutig aus Lucas Kehle emporstieg. Nur schemenhaft sah sie, wie Thomas gegen eine Hauswand flog und seltsam langsam daran herunterglitt. Im nächsten Moment schon war Lucas entsetztes Gesicht über ihr.
    „Sabine, ganz ruhig bleiben, nicht bewegen, nicht sprechen! Ich bringe dich in Sicherheit, bitte vertrau mir!“ In seiner Stimme spiegelten sich ihre eigene Angst, ihr eigener Schmerz. Er nahm sie auf die Arme und dann hatte sie plötzlich das Gefühl, zu fli egen, so rasch lief er durch die Nacht. Sie versuchte, die Augen zu öffnen, doch der Blutverlust forderte jetzt seinen Tribut. Nur noch Schwärze war um sie und schließlich verlor sie das Bewusstsein.
     
    „Raffaele, Hilfe!“ Luca ließ das Tor des Palazzos hinter sich in die Angeln krachen.
    Nur einen Atemzug später stand Raffaele neben ihm. Ein Blick auf die blutüberströmte Frau in Lucas Armen genügte, um den Heiler in ihm zu wecken. „Bei allen Göttern, was ist mit ihr g eschehen?“
    „Sie wurde vor meinen Augen niedergestochen. Ihr eifersücht iger Ex-Freund. Ich naiver Idiot habe ihn gestern auch noch gegenüber ihrer Pension gesehen und ihn für einen harmlosen Nachtschwärmer gehalten.“
    Vorsichtig öffnete Raffaele Sabines Mantel. Sein Blick wurde noch besorgter, als er vorher schon war. „Bring sie hoch in mein Behandlungszimmer, schnell!“
    Mit Riesenschritten überwand Luca die große Freitreppe des Palazzos. Die Tür des Studierzimmers stand offen. Raffaele schlüpfte direkt hinter ihm hinein. Wie von Geisterhand glitten die mahagonigetäfelten Wände mit den zahllosen Büchern zur Seite und ein Behandlungsraum, der jedem Krankenhaus-Operationssaal alle Ehre gemacht hätte, kam zum Vorschein. Behutsam legte Luca die bewusstlose Frau auf die Liege. Raffaele hatte mittlerweile einen sterilen Kittel an und warf Luca einen mahnenden Blick zu. Doch der sah und hörte nichts mehr. Sabines Atem war fast nicht mehr wahrnehmbar.
    „Raffaele, sie stirbt, rasch, bitte tu doch etwas!“
    Der Heiler hatte die Bewusstlose bereits professionell aus den Kleidern geschält und untersuchte die Stichwunden. „Zwei Einstiche, beide nur Millimeter neben dem Herz. Leider ist auch die Herzwand übel verletzt. Luca, mit normaler Medizin kann ich hier nichts mehr machen.“
    Luca sah verzweifelt zu ihm hinüber. „Rette sie  … egal wie. Sie ist mir wichtig!“
    Raffaele nickte nur. Er konnte in Lucas verworrenen Gedanken lesen wie in einem offenen Buch und verstand allzu gut. Sabine lag nun mit entblößtem Oberkörper auf der Behandlungsliege und Raffaele reinigte mit Bewegungen, die so schnell waren, dass das menschliche Auge sie kaum mehr wahrnehmen konnte, die Wunden.
    „Kochsalzlösung, schnell!“ Er stach die Nadel präzise in Sabines Arm, dann krempelte er seinen rechten Ärmel hoch. Luca wollte protestieren, als er sah, was der Freund vorhatte, doch Raffaele fiel ihm ins Wort. „Mein Blut ist stärker, älter, es heilt rascher, du weißt das. Du willst doch, dass sie lebt?“
    Luca nickte nur, ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals festg esetzt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal solche Angst gefühlt hatte. Jetzt war sie da, alles erstickend, erdrückend.
    Mit einem kleinen Skalpell brachte sich Raffaele eine Schnit twunde bei, aus der sein Blut dickflüssig und zäh heraustropfte. Er hielt den rechten Arm direkt über Sabines Wunden und sein burgunderrotes Blut begann in die noch immer leicht blutenden Schnitte zu laufen. Nur einen Augenblick später

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