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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Ethikwächtern der betreffenden Welten. Und natürlich von den Präfekturen der Verwaltungszentren. Ganz abgesehen davon, dass uns diese Daten dabei helfen könnten, Esebian zu lokalisieren … Vielleicht bietet sich uns die Möglichkeit, einen großen Schlag gegen das Netzwerk zu führen.«
    »Gegen das Netzwerk, ja …«, murmelte Tahlon. Ohne Unterstützung des kontrollierten mentalen Modus fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Seine Gedanken strebten in unterschiedliche Richtungen, ohne sich um Kohärenz zu scheren. Er wandte sich vom Displayfeld ab und blickte noch einmal zum Steingarten, auf der Suche nach dem Gefühl des Triumphes, das ihn eben noch erfüllt hatte, aber für einen Moment sah er nicht die perfekt ausbalancierte, komplettierte Harmonie der vielen Säulen, Türme, Stege und Brücken, sondern die Stadt jenseits des Ballsaals mit dem Kronleuchter, dessen Chaos aus Splittern ihn daran hinderte, das Paradies perfekter Ordnung zu erreichen. Ein Blinzeln verscheuchte die Vision aus dem Adaptationstraum, vertrieb sie aber nicht ganz aus dem Bewusstsein, drängte sie nur an den Rand, und dort wartete sie auf die nächste Gelegenheit, sich wieder in den Fokus seiner Gedanken und Gefühle zu schieben.
    Tahlon gab sich einen Ruck. Er war Präfekt der Hohen Welten und Erster Hochkommissar des Direktoriats; von persönlichen Dingen, gleich welcher Art, durfte er sich nicht ablenken lassen. Das große Bild, das er im Auge zu behalten versuchte, setzte sich aus vielen kleinen zusammen, die ebenfalls Aufmerksamkeit erforderten.
    »Geben Sie entsprechende Anweisungen an alle betroffenen Observanten und Ethikwächter weiter«, entschied er.
    »Wenn sich uns eine Gelegenheit bietet, konkret gegen das Netzwerk vorzugehen, sollten wir sie nutzen.«
    »Ja, Präfekt.« Ranidi winkte, und das Displayfeld verschwand.
    Tahlon schritt durch den Flur hinter den kannelierten Säulen, und sein Assistent folgte ihm. »Was ist mit unseren Brainern, Ranidi? Haben sie irgendetwas herausgefunden?«
    Der Hybride von Easker sah sich um, als fürchtete er unsichtbare Augen und Ohren. Eine nicht ganz unbegründete Sorge – immerhin befanden sie sich im Domizil eines Erlauchten.
    »Wie von Ihnen angeordnet, wird ihr ganzes Potenzial für die Überwachung der Kommunikationsaktivität der Magister eingesetzt, Präfekt«, sagte Ranidi. »Die Entschlüsselung ist außerordentlich schwierig. Ich … habe mir erlaubt, in Ihrem Namen eine Anfrage an Jae-al-Escoe-Hoivinio-tan-Mauleon-Caliquire-tan-Nesluzan zu richten.«
    »Ja?«
    »Ich habe Jae gefragt, ob in letzter Zeit Seeder verlorengegangen sind.«
    Tahlon richtete einen neugierigen Blick auf seinen Assistenten. »Und wie lautet die Antwort?«
    Die Kiemen des Hybriden erzitterten kurz und verfärbten sich, was aber vielleicht nur an der Veränderung des Lichts lag, als sie den Säulengang verließen und durch einen großen Salon gingen.
    »Er hat noch nicht geantwortet«, sagte Ranidi. »Beobachter haben mich darauf hingewiesen, dass Jae begonnen hat, Komponenten aus seinem Verbund herauszulösen. Er scheint zu beabsichtigen, das Hajok-System zu verlassen.« Nach einer kurzen Pause fügte Ranidi hinzu: »Unsere Brainer haben der Magisterkommunikation entnehmen können, dass in den letzten vierundzwanzig Jahren neun Seeder verschwunden sind. Ich finde es bemerkenswert, dass wir in dieser Hinsicht keine offiziellen Informationen bekommen haben.«
    Ein akustisches Signal erklang, und die synthetische Stimme des Kommunikationssystems verkündete: »Ihre Exzellenz El'Farah ist gelandet.«

 
     
     
    Dess' Licht und Schatten so getönt,
    Dass in der Luft es schwebend schien …
     
LICHT UND SCHATTEN
42
     
    »Der Laio ist tot«, sagte Elverton Garwender, Arzt der Erebos-Enklave. Er war recht alt, was man erst auf den zweiten Blick sah, denn er trug einen Parasitenbart, der nach Zimt roch und ihm eine glatte, faltenfreie Haut garantierte.
    »Todesursache?«, fragte Jacinta.
    Garwender zuckte mit den Schultern. »Die vom Scanner gewonnenen Daten lassen mehrere Schlüsse zu. Ich vermute multiples organisches Versagen, verursacht von einer Nervenblockade im oberen Teil der Wirbelsäule. Die Organe bekamen keine Steuerungssignale mehr vom Gehirn.«
    »Sie steckt dahinter.« Felton richtete einen anklagenden Zeigefinger auf Leandra.
    Esebian hatte die Vorgänge während der letzten Minuten schweigend beobachtet und spürte, dass die Situation außer Kontrolle zu geraten drohte. Sie befanden

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