Kinder der Ewigkeit
war hier leiser, obwohl Tahlon nicht mehr als zwanzig Meter davon trennten. Eine Zeit lang beobachtete er das weiße Wogen in der Umarmung einer Nacht, die noch zwei Monate dauern würde, achtzig Tage, und dann – ihm blieb keine Wahl, etwas schien ihn zu zwingen – senkte er den Blick zum Stein. Ein kleines Objekt, leblos, fehl am Platz auf dem Weg, der durch den Steingarten führte. Wie harmlos es wirkte … Aber Tahlon wusste, was es anrichten konnte.
Er trat vor – er konnte nicht anders –, bückte sich und nahm den Stein. Drei Zentimeter lang und zwei breit, kleiner als die anderen. War es der gleiche Stein, den er bei der Begegnung mit El'Kalentar in der Hand gehalten hatte, hier an diesem Ort? Es ist der letzte. Sie haben die Ehre, dieses Kunstwerk zu vollenden.
Die Stimme war so deutlich, dass Tahlon verblüfft den Kopf drehte und damit rechnete, El'Kalentar zu sehen, gekleidet in eine türkisblaue Kombination und in der Stirn ein eidechsenartiges Wesen aus kupferrotem halb organischem Metall. Aber El'Kalentar war tot, gestorben auf Hadadd, ermordet von Esebian.
Nachdenklich hielt er den Stein in der Hand, betrachtete dabei die Stege und Brücken. Aber ich weiß nicht, welche Stelle Sie dafür vorgesehen haben, Exzellenz , hörte er sich selbst, leise wie das gedämpfte Fauchen des Sturms. Und El'Kalentar antwortete: Oh, suchen Sie sich eine aus. Und: So schwer kann es doch nicht sein …
Plötzlich bereitete ihm das Atmen Mühe. Alles war schwer geworden, in einem Leben, das nicht mehr Ordnung enthielt, sondern immer mehr Chaos. Die Bürde der Verantwortung bekam ein immenses Gewicht, als Tahlon an die Ermordung des Unsterblichen dachte, und an die Veränderungen, die das Direktoriat bedrohten. Selbst der Stein in seiner Hand schien schwerer zu werden, so schwer, dass er ihn nicht länger halten konnte. Aber wohin sollte er ihn legen? Nicht auf den Boden …
Er versuchte, sich daran zu erinnern, wohin El'Kalentar den Stein gelegt hatte, aber sein nicht von den Erweiterungen stimuliertes Gedächtnis präsentierte keine Bilder. Wohin sollte er den Stein legen, ohne das hochkomplexe Gleichgewicht des Steingartens zu stören? Damals hatte er sich für eine niedrige Säule entschieden, davon überzeugt, dass sie genug Stabilität bot. Und genau dieser Eindruck hatte getäuscht.
Tahlon ging durch den Garten und hielt nach einer geeigneten Stelle für den Stein in seiner Hand Ausschau. Schließlich fand er eine: Neben einem kleinen Bogen bildeten sieben Steine einen Haufen, der oben genug Platz für einen achten bot.
Er streckte die Hand mit dem Stein aus …
Das dumpfe Heulen wurde leiser und wich Stille. Der Sturm schien zu warten, wie alles andere.
Tahlon legte den Stein vorsichtig auf den Haufen und spürte die Vibration selbst ohne das volle Funktionspotenzial seiner Erweiterungen: ein Zittern, viel geringer als der Flügelschlag eines Schmetterlings, aber nicht weniger wirkungsvoll. So leicht die Vibration auch sein mochte, sie übertrug sich auf die anderen sieben Steine des Haufens, und von ihnen auf den ganzen Steingarten. Und während sich das Zittern ausdehnte, wurde es stärker, stark genug, um mit bloßem Auge wahrgenommen zu werden. Stege und Brücken erbebten, Türme und Säulen gerieten ins Wanken. Tahlon wich erschrocken zurück und fürchtete, dass alles zusammenbrach, dass die komplexe, perfekt ausbalancierte Ordnung des Steingartens völligem Chaos zum Opfer fiel. Aber das von El'Kalentar geschaffene Kunstwerk verharrte auf dem schmalen Grat dazwischen, an der Stelle, wo die Ordnung der Desorganisation zu weichen drohte. Alles zitterte und bebte, doch nicht ein Stein fiel.
»Präfekt …«
Tahlon drehte den Kopf, erneut erschrocken, und sah Ranidi beim Säulengang stehen.
»El'Farah wird in zwanzig Minuten eintreffen, Präfekt«, sagte Ranidi und hob die Stimme, denn von den Tausenden oder Millionen zitternden Steinen kam ein lautes Rasseln und Knirschen.
Tahlon hob hastig die Hand und bedeutete seinem Assistenten, still zu sein – die von einer Stimme erzeugten Schallwellen hätten vielleicht den Ausschlag geben können. Ein Kampf fand hier statt, zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Unvollkommenheit und Vollendung, ein Kampf, den Tahlon sein ganzes mehr als dreihundert Jahre langes Leben geführt hatte. Kein dummer Zufall durfte anstelle von Planungen und Sorgfalt den Ausschlag geben.
Er wich zurück, einen langsamen Schritt nach dem anderen, und als er sich dem
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