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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sich in einem der oberen Gebäude der Erebos-Enklave. Felton und Kaspari hatten den zu der Zeit noch lebenden Laio bei Leandra gefunden und ihn sofort zum Arzt gebracht, aber das affenartige Wesen – eins der drei, die Esebian auf der anderen Seite des Beckenraums mit dem Brainer gesehen hatte – war gestorben, noch bevor sie Garwender erreichten. Leandra stand an der Tür, doch Kaspari versperrte ihr den Weg nach draußen, und Felton nahm eine offen drohende Haltung ein.
    Esebian wandte sich von dem toten Geschöpf ab, spürte einen sonderbaren Druck im Kopf und trat neben Leandra. »Das ist Unsinn. Wie soll sie ihn getötet haben?«
    Feltons Blick blieb auf Leandra gerichtet. »Ich weiß nicht, wie sie es angestellt hat. Aber ich weiß, dass sie es war.«
    »Ich nehme an, sie ist eine Mentalistin«, sagte Kaspari kalt. »Sie hat uns daran gehindert, das Gebäude mit dem Brainer zu betreten. Wer weiß, was sie mit ihm angestellt hat. Erebos' Wachphasen haben nie länger als eine Stunde gedauert.«
    Aus dem Augenwinkel sah Esebian, wie sich Leandras Lippen zu bewegen begannen, ohne dass er etwas hörte. »Nein«, sagte er warnend.
    »Nein was ?«, zischte Felton zornig.
    Jacinta ging an ihm vorbei zur Tür. »Bitte gehen Sie. Sie alle, bis auf Esebian.«
    »Leandra bleibt hier bei mir«, sagte Esebian, und wieder waren die Worte schneller als seine Gedanken.
    »Nein, Ihre Gefährtin steht unter Arrest, in Ihrem hiesigen Quartier. Felton und Kaspari werden sie dorthin begleiten und sicherstellen, dass sie es nicht verlässt.«
    Leandra warf Esebian einen fast flehentlichen Blick zu, aber diesmal hielt er Zunge und Lippen unter Kontrolle und schwieg.
    »Ihr wird nichts geschehen«, fügte Jacinta hinzu, als ihre beiden Administratoren die junge Frau hinausbegleiteten. Der Arzt folgte ihnen wortlos und schloss die Tür.
    Die Vorsitzende der Hauptenklave kehrte zum Tisch zurück und sah dort auf den toten Laio hinab. »Es gab insgesamt fünf von ihnen, und jetzt sind es nur noch vier«, sagte sie langsam. »Vier Laii, die intelligent genug sind, dass Erebos mit und durch sie kommunizieren kann. Sie stellen für ihn eine mobile Verbindung mit dem Weltwald dar.«
    »Ich habe die drei Laii bei ihm gesehen.« Esebian näherte sich dem Tisch. Äußerlich wies das Affenwesen keine Verletzungen auf. »Jacinta, ich bin sicher, dass Leandra hiermit nichts zu tun hat«, log er.
    Die ältere Frau schwieg einige Sekunden.
    »Sie ist Mentalistin, nicht wahr?«, fragte sie schließlich, und als Esebian nicht sofort antwortete: »Es lässt sich leicht feststellen. Ich kann Garwender bitten, einige Tests durchzuführen. Er kommt von Outzen bei den Vier Blauen Sonnen und hat Erfahrungen mit Mentalisten gesammelt.«
    »Ja«, sagte Esebian. »Ja, sie ist Mentalistin, aber …«
    »Hat sie uns daran gehindert, die Sicherheitsschleuse zu passieren, als die halbe Stunde um war?«
    Der Druck in Esebians Kopf existierte noch immer und wurde fast schmerzhaft stark. »Ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber sie hat den Laio nicht getötet«, behauptete er.
    »Manchmal töten Mentalisten, ohne es zu wollen, und Leandra scheint noch sehr jung zu sein.« Jacinta seufzte tief und schwer. »Auch wenn Sie Lukas' Erbe sind … Ich möchte, dass Sie und Ihre Gefährtin Drossos unverzüglich verlassen. Ich hätte sofort auf Felton und Kaspari hören sollen. Was ich persönlich von Ihnen und Ihrer Situation halte, spielt keine Rolle, aber es lässt sich nicht leugnen, dass Sie zu viel Aufmerksamkeit erregen. Das Direktoriat sucht nach Ihnen, Esebian, mit all den grandiosen Mitteln, die Observanten, Ethikwächtern und vor allem den Magistern zur Verfügung stehen. Sie hätten gar nicht erst hierherkommen sollen. Ihre Präsenz an diesem Ort bringt uns alle in Gefahr.«
    »Ich verstehe Ihre Situation«, sagte Esebian langsam und fragte sich, was Leandra mit dem Laio angestellt hatte. Wie hatte das affenartige Wesen das Brainer-Gebäude verlassen? Wie war es zu ihr gekommen? »Bitte versuchen Sie, auch meine zu verstehen. Ich brauche Erebos' Hilfe, und er will sie mir in seiner nächsten Wachphase geben.«
    Jacinta sah auf ihr Chrono. »In sieben Stunden.« Sie klang nachdenklich. »Die anderen Enklaven wissen Bescheid, und einige ihrer Vorsitzenden haben sich bereits mit mir in Verbindung gesetzt. Niemand freut sich über ihre Präsenz auf Drossos, Esebian. Nicht einmal Hyun Uskuch von der Iwaschta-Enklave. Aurora befindet sich in einer kritischen Phase, und

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