Kinder der Ewigkeit
denen Displayfelder Auskunft über individuelles Transportvolumen und Zielorte gaben. Die Warteschlangen waren nicht besonders lang, und in den Aufenthaltsbereichen gab es viele freie Plätze. Esebian sendete das Signal, das er kurz zuvor empfangen hatte, und sah sich in dem großen Raum nach der Kontaktperson um. Die meisten Anwesenden waren Menschen, in der Mehrzahl Sterbliche. Für Kandidaten war der Bereich ganz rechts reserviert; dort stand ihnen ein Prioritätsportal zu Verfügung. In der Mitte bemerkte Esebian mehrere Kirgu, Meronna und einen Isquri, der gerade seine libellenartigen Flügel faltete und sich anschickte, in den Transferitor zu treten. Ein Kuttenträger befand sich dort unter den Wartenden, und Esebian fragte sich, was einen Klerikalen veranlasste, Lahor zu besuchen, als neben ihm eine Stimme erklang.
»Colton Klinnert?«
So lautete der Name der neuen Identität, in die Esebian mit der Osmosemaske geschlüpft war. »Ja.« Ein junger Mann stand dort, nicht älter als dreißig Scheinjahre, mit hellem, fast weißem Haar, sonnengebräunter Haut, einem auffallend schmalen Gesicht, dünnen Lippen und spitzem Kinn. Er wirkte nicht richtig proportioniert, was darauf hindeutete, dass er gerade erst eine Restrukturierung seines Körpers durchgeführt hatte. Kein Kandidat also. Jemand, der es sich noch erlauben konnte, mit seiner Physis zu experimentieren, bevor Therapien solche Experimente zu gefährlich machten.
»Ich bin Titus Magobb«, sagte der junge Mann und hob die Hand zu einem kurzen Gruß, bevor er auf eins der Transferitorportale deutete. »Wenn ich bitten darf …«
Wieder kam ein Signal, und diesmal bedeutete es: Was auch immer vorbereitet worden war, es sollte beim Transfer geschehen.
Esebian war sich sicher, dass die wenigen Gedankenfragmente, die sich seiner Kontrolle entzogen, hinter der geistigen Mauer des Mentalblockers verborgen blieben. Leandras Blick wanderte kurz zwischen Titus Magobb und ihm hin und her, aber es erschien kein Misstrauen in ihrem Gesicht.
Die Warteschlange vor ihrem Portal schrumpfte schnell, und Esebian beobachtete den jungen Mann aus dem Augenwinkel, suchte nach einem Hinweis darauf, was geschehen sollte. Titus trug eine locker sitzende Kombination aus Hose, Hemd und weiter Jacke, und alle drei Kleidungsstücke wiesen zahlreiche Taschen auf. In einigen von ihnen steckten Objekte, deren Zweck ihm ohne eine genaue Sondierung verborgen blieb.
Eine aus vier Personen bestehende Gruppe trat vor ihnen durch die perlmuttartig schimmernde Energiemembran des Portals und verschwand. Ein Wartesymbol leuchtete auf, glühte zwei oder drei Sekunden und verschwand wieder.
Ein Schritt nach vorn, und Esebians Anspannung wuchs, trotz der Kontrolle seines mentalen Modus.
»Ich habe ein Geschenk mitgebracht«, sagte Titus Magobb und holte einen kleinen grauschwarzen Kasten hervor, der aus drei Modulen bestand. Eins erkannte Esebian sofort, denn Caleb hatte einmal damit gearbeitet: eine Transitweiche. Die anderen beiden Komponenten wirkten weniger vertraut, zumindest auf Esebian, doch Yrthmo der Techniker flüsterte aus dem gemeinsamen Raunen der anderen Stimmen: Eine Möbiusschleife, verbunden mit einer Transitweiche.
Esebian und Titus wechselten einen Blick.
Leandra drehte den Kopf, und ihre Augen fingen das Glühen der Transfermembran ein. Hinzu kam noch etwas anderes, ein kurzes Funkeln … und Esebian hatte plötzlich das Gefühl, dass etwas über die Innenseite seiner Stirn kratzte und sich von dort aus ins Gehirn bohrte, durch die vom Mentalblocker in seiner Großhirnrinde geschaffene Mauer, seine Gedanken packte und sie von allen Seiten betrachtete.
Enttäuschung und Zorn erschienen im Gesicht der jungen Frau. »Ich habe dir geholfen«, sagte sie anklagend. »Ohne mich hättest du es nicht bis hierher geschafft!«
Ihre Lippen blieben in Bewegung, aber es erklangen keine Worte mehr.
Esebian gab ihr einen Stoß, der sie ins Portal taumeln ließ, und der nächste Schritt brachte Titus und ihn ebenfalls durch die Membran.
Ein leichtes Prickeln, das kurze, desorientierende Empfinden, den Boden unter den Füßen zu verlieren und zu fallen, dann …
Feuer loderte, umgab ein Gesicht mit großen grünen Augen, einer kleinen Nase und glänzenden Lippen, die sich bewegten und zu einem Schrei öffneten, der wie eine Axt in Esebians Schädel schmetterte. Der Schmerz gleißte und brannte vom Kopf bis in die Zehen, raste an seinen Nervenbahnen entlang, verdampfte das Blut in den
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