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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Erebos Sie bereits darauf hingewiesen hat: Aurora verändert sich, und ich kann nicht behaupten, dass mir gefällt, wer Sie sind.«
    Was wir gewesen sind , flüsterte es in Esebian, und er glaubte, die Stimme des Philosophen Gunder zu erkennen. Sie war leiser geworden, wie die anderen, ein Teil des einheitlichen Raunens, fast ohne individuelle Identität. Esebian fragte sich noch immer, was das für ihn bedeutete.
    »Aber wir setzen große Hoffnungen in Sie«, fuhr Titus fort, als Esebian schwieg und auf den grauschwarzen Kasten starrte. An der einen Seite glühte noch immer das Indikatorlicht.
    »Wenn alles nach Plan läuft, könnten Sie uns ein ganzes Stück weiterhelfen.«
    »Wann?«, fragte Esebian.
    »Morgen. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Es wäre uns lieber, wenn wir noch einmal alles überprüfen könnten, aber wir sollten keine Zeit verlieren. Vielleicht haben die Magister eine Anomalie im Transfersystem entdeckt. Die Mentalistin hat unsere Transitweiche manipuliert, und wir können von Glück sagen, dass unser Notfallsystem rechtzeitig reagiert und uns zur Zwischenstation auf dem Stratosphärenbalkon gebracht hat. Den mobilen Transferitor, der sich dort befand, haben wir natürlich abgezogen.« Titus hob kurz die Hand und ließ sie wieder sinken. »Wir hoffen, dass die Magister den Störimpuls auf eine Diskontinuität des Labyrinths zurückführen. So etwas passiert gelegentlich.«
    »Sie haben gesagt, Sie glauben , dass Leandra da drin ist.« Esebian deutete auf den Kasten. »Und wenn Sie sich irren?«
    »Etwas ist in der Möbiusschleife«, sagte Titus. »Darauf weist der Indikator hin.«
    »Können wir nicht … nachsehen?«
    »Dazu müssten wir die Schleife öffnen, und dann käme heraus, was sich in ihr befindet.«
    Einige Sekunden lang versuchte sich Esebian vorzustellen, wie es sein mochte, in dem Kästchen eingesperrt zu sein, als ein von der Transitweiche abgelenkter Transferimpuls, gefangen in einer in sich geschlossenen Mikrodimension, einem eigenen Universum. Wenn Leandra wirklich darin steckte, wenn sie ganz in der Schleife gefangen war … Konnte sie denken und fühlen? War sie sich ihrer Situation bewusst?
    »Es ist Erlauchten-Technik, nicht wahr?«, fragte Esebian und strich mit einem Finger über das grauschwarze Material.
    »Wie man's nimmt. Die Erlauchten haben die Technik übernommen, von den Incera. Die Möbiusschleifen stammen aus dem Labyrinth unter uns.« Titus deutete nach unten. »Wer weiß, was die Unsterblichen noch alles dort herausholen, sobald sie exklusiven Zugriff haben und ihnen niemand mehr auf die Finger sieht.«
    Esebian drehte das Objekt, bis das kleine Indikatorlicht auf ihn zeigte. Dann nahm er das Kästchen und steckte es in eine Tasche seiner Jacke.
    Titus hob die Brauen.
    »Ich kümmere mich selbst darum«, sagte Esebian. »Erzählen Sie mir, was morgen geschieht.«
    »Ganz einfach: Morgen macht Aurora einen Riesenschritt nach vorn, und Sie werden unsterblich.« Titus lachte, wurde aber schnell wieder ernst, als Esebians Gesicht ausdruckslos blieb. »Nun, an Ihrer Stelle würde es mir vielleicht auch an Humor mangeln … Bevor Sie unsere Hauptbasis morgen früh verlassen, erhalten Sie einen auf Ihre metabolischen Stimulatoren abgestimmten Schwarmsymbionten. Er besteht aus etwa zwanzigtausend Einzellern, die sich in verschiedenen Bereichen Ihres Muskelgewebes niederlassen und es so verändern, dass Sie ein anderes Aussehen bekommen. Sie werden zu Isaac DelMeo, Konsul und Immersionskünstler von Taifun im Hellgrad-System. Sie werden mit einem entsprechenden Identer ausgestattet, und Ihre Biosignatur stimmt natürlich mit der im Therapiezentrum von Bonville gespeicherten überein. Wir aktivieren eine von Erebos angelegte und an Sie angepasste schlafende Datei.« Titus zögerte kurz. »Mehr als zwanzig Jahre Arbeit stecken in diesem kleinen Detail, Esebian. Die Datensysteme des Therapiezentrums sind gut geschützt. Erebos hat geduldig gearbeitet, über viele Jahre hinweg. Er ist im TZ präsent, ›sieht‹ aber nur einen kleinen Teil der Systeme und muss ständig auf der Hut sein.«
    »Ich soll die Tür aufstoßen«, sagte Esebian, der sich keine Illusionen machte. Erebos half ihm, aber er sollte auch Erebos helfen, vielleicht noch mehr. »Ich bin der Köder.«
    Titus sah ihn an und nickte langsam, ohne dass sich Anteilnahme in dem schmalen Gesicht zeigte. »Sie sind der Köder, ja. Erebos hat bereits eine als Magisterkommunikation codierte Meldung an die Hohen

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