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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Tunnel für immer zu schließen. Oder sie wollen ihn vielleicht … benutzen.«
    »Benutzen?«, wiederholte Leandra leise. Ihre Augen waren groß. »Wozu?«
    »Wer weiß?« Esebian schaltete die Systeme der Antares auf Bereitschaft und stand auf. »Wir haben den Port erreicht. Der Transferitor wartet auf uns. Und Lahor.«

 
47
     
    In den Korridoren und Sälen des Orbit-Ports waren Tausende von Passagieren unterwegs. Esebian trug eine leichte Osmosemaske, einen Halbsymbionten, der aus der Biosphäre von Drossos stammte und in den Laboratorien der für Aurora arbeitenden Bioingenieure an Physiognomie und Metabolismus von Menschen angepasst worden war. Nicht erweiterte Augen konnten ihn nicht erkennen, und DNS-Sniffer hätten bis auf wenige Zentimeter an ihn herankommen müssen, um ihn zu identifizieren. Er fühlte sich einigermaßen sicher in der Menge der Reisenden und hinter der mentalen Mauer, die seine Gedanken schützte. Leandra schien keinen Verdacht geschöpft zu haben und noch immer mit der Geschichte beschäftigt zu sein, die er ihr an Bord der Antares erzählt hatte. Auf dem Weg zum Transferitor, der sie auf den Planeten bringen sollte, kamen sie durch einen breiten Panoramaflur, der zwei großzügig ausgestattete Wartebereiche miteinander verband. Dort blieb die junge Frau am Aussichtsfenster stehen, durch das man auf Lahor hinabsehen konnte. Informationsbereiche gaben Auskunft über den Planeten, und ein Zoom gestattete es, bestimmte Teile von Lahor heranzuholen.
    Leandras Finger strichen immer wieder über die virtuellen Schaltflächen dicht vor dem Fenster. »Wo ist das Labyrinth?«
    »Auf der anderen Seite des Planeten«, sagte Esebian, während er mit seinen Kommunikationserweiterungen nach einem bestimmten Signal lauschte. Befand sich der Kontaktmann hier im Port? Oder wartete er auf Lahor? »Wir müssten fast eine Stunde warten, bis es in Sicht gerät, und in vierzig Minuten sind wir längst unten. Komm.«
    Ein Fensterausschnitt zeigte eine Pyramidenstadt, und Leandra überflog den Text. »Neun solche Städte gibt es auf Lahor? Nur neun Städte auf einem ganzen Planeten?«
    »In jeder von ihr leben zwanzig Millionen Menschen. Früher waren es noch mehr. Ich nehme an, die Bevölkerungszahl wird in den nächsten Jahrzehnten weiter schrumpfen.«
    »Warum?«
    Esebian griff nach Leandras Arm und zog sie sanft mit sich. »Wenn Lahor zu einer Hohen Welt wird, bleibt der Planet allein den Unsterblichen vorbehalten.«
    »All die Menschen, die dort unten wohnen und vielleicht auf Lahor geboren sind … Müssen sie ihre Heimat verlassen?«
    »Nein. Wenn so verfahren wird wie bei den anderen Hohen Welten …« Esebian sah sich kurz um. Niemand schenkte ihnen Beachtung; nur einige flüchtige Blicke trafen sie. »Alle Bewohner des Planeten bekommen einen Aufstieg geschenkt, wenn Lahor zur Hohen Welt wird – damit steht allen der Weg des Kandidaten offen. Wer sich dagegen entscheidet, kann in den Städten bleiben, aber mit dem Verbot, Nachkommen zu zeugen. In den nächsten hundert oder zweihundert Jahren sterben sie, wie auch jene, die nicht zu Erlauchten werden. Sie sterben oder verlassen Lahor, und dann gehört der Planet allein den Unsterblichen.«
    »Und die leeren Städte?«, fragte Leandra. Sie blickte noch immer auf den Planeten hinab, der sich unter ihnen drehte.
    »Domizile für die Erlauchten. Oder die Pyramidenstädte werden demontiert und die von ihnen beanspruchten Bereiche den lokalen Biosphären zurückgegeben.« Esebian zuckte die Schultern und zog erneut an Leandras Arm.
    Sie wandte sich widerstrebend vom Fenster ab. »Und die Lahorta und die beiden anderen intelligenten Spezies? Was passiert mit ihnen?«
    »Vermutlich werden sie unter den Schutz eines Protektorats gestellt. Wie die Xiri auf Hadadd.«
    »Sie waren nicht besonders gut geschützt«, sagte Leandra. Es klang kummervoll. »Der Körperbauer Cambero hat mit ihnen experimentiert.«
    Esebians Kommunikationserweiterungen hatten die ganze Zeit über in den elektromagnetischen Lärm des Orbit-Ports gelauscht, und jetzt empfingen sie ein Signal, das keine Nachricht übermittelte und nur bedeutete: Es ist jemand da, hier, im Port. Zufriedenheit erfüllte ihn.
    Diesmal schien Leandra etwas zu bemerken, denn sie richtete einen fragenden Blick auf ihn.
    »Es ist jemand da, der uns abholt«, sagte er unverbindlich.
    Der Bogen des Transferitors wölbte sich durch einen hohen, saalartigen Raum und war in zwei Dutzend Einzelportale aufgeteilt, über

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