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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
den Diensten der Einundzwanzig Hohen Welten und ihrer Unsterblichen, hielt an seinem Zorn fest, um kein Unterlegenheitsgefühl aufkommen zu lassen. Er fühlte die Blicke aller Direktoren auf sich ruhen, als er sagte: »Es geht um mehr als den Tod Seiner Exzellenz El'Kalentar. Seine Ermordung ist Teil einer weitaus größeren Intrige, und deshalb bin ich hierher nach Taschka gekommen: um herauszufinden, warum El'Kalentar sterben musste. Wir kennen den Mörder, nicht aber den Grund für seine Tat.«
    »Könnte Ihnen der Mörder nicht sagen, warum er El'Kalentar umgebracht hat?«, fragte jemand.
    »Ich bezweifle, dass er die Hintergründe kennt«, sagte Tahlon. »Er hat einen Auftrag erhalten, und diesen Auftrag führte er durch, als jemand, der in der Illegalität des Netzwerks namens Aurora Karriere gemacht hat.«
    »Das ist ein weiterer Punkt«, warf El'Farah ein. »Sie hätten Ihre Informationen längst für einen entscheidenden Schlag gegen das Netzwerk nutzen können. Von dieser Möglichkeit haben Sie keinen Gebrauch gemacht. Eine weitere Vernachlässigung Ihrer Pflicht.«
    Draußen erstrahlten noch mehr Lichter in den Glasstahltürmen. Im Versammlungssaal verdichteten sich die Schatten – und ergriffen für Sekundenbruchteile die Flucht, als Blitze aus den dunklen Wolken zuckten. Donner drang gedämpft durch die breiten, hohen Fenster.
    »Das Netzwerk spielt in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle«, sagte Tahlon klar und deutlich. Der Zorn in ihm löste sich auf, und Ruhe nahm seinen Platz ein, als er seinem inneren Wesen gerecht wurde und wieder Synchronizität herrschte zwischen dem, was er war und was er sich wünschte, und seinem Handeln. Verbrechen mussten aufgeklärt und bestraft werden, wer auch immer sie beging. Nur dadurch ließ sich Ordnung in das Chaos einer Welt bringen, die immer wieder versuchte, sich der Kontrolle durch Regeln zu entziehen. »Alles deutet darauf hin, dass Esebian von einem Erlauchten beauftragt wurde, Seine Exzellenz El'Kalentar umzubringen. Vielleicht stammt der Auftrag sogar von einem Mitglied dieses ehrenwerten Gremiums.«
    Stimmen murmelten, überrascht und auch protestierend.
    »Der betreffende Erlauchte hat anschließend versucht, Esebian zu eliminieren, was ihm allerdings nicht gelang. Vielleicht wollte er ihn töten, um einen Mitwisser zum Schweigen zu bringen oder um die einzige Spur zu beseitigen, die zu ihm führt. Diesen Punkt werde ich klären, sobald ich Esebian verhaftet habe.«
    »Hört, hört«, erklang es weiter hinten am Tisch.
    »Es freut mich, dass Sie tatsächlich die Absicht haben, etwas gegen Esebian zu unternehmen«, sagte El'Farah. »Er …«
    »Ich bin noch nicht fertig, Exzellenz.« Tahlon ignorierte das verblüffte und teilweise auch entrüstete Flüstern am Tisch. »Auf dem Weg nach Gevedon habe ich in einem Transittunnel beobachtet, wie ein Schwarm aus Biomechs einen Seeder der Magister entführte«, sagte er.
    Plötzlich war es völlig still im Saal. Draußen flackerte ein weiterer Blitz aus den dunklen Wolken über Cartaya, fast sofort gefolgt vom Grollen des Donners.
    »Es gelang uns, einen der Biomechs einzufangen und genau zu untersuchen«, fuhr Talon fort. »Er stammt von diesem Planeten, von Taschka. Aus den hiesigen, von El'Kalentar verwalteten Produktionsanlagen.«
    Er beobachtete, wie die Direktoren, insbesondere El'Farah und El'Coradi, auf seine Worte reagierten, aber ihre Gesichter blieben unbewegt, ebenso wie die der meisten anderen. Nur hier und dort zeigte sich Überraschung, doch Tahlon wusste nicht, ob sie dieser Enthüllung galt oder vielmehr dem Umstand, dass er, der Präfekt, davon erfahren hatte.
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr er fort, und in der Stille klangen seine Worte besonders laut. »In dem Transittunnel stießen wir auf eine Anomalie, auf etwas, das wie ein Käfer in der Tunnelwand aussah. Davon ging eine destabilisierende Wirkung aus, die sowohl den Transittunnel selbst als auch die Kommunikation der Magister betraf.« Erneut wanderte sein Blick am Tisch entlang. »Das bedeutet: Der Kollaps der Filigrane, der nicht nur die Infrastruktur des Direktoriats bedroht, sondern uns auch Angriffe eines Gegners beschert hat, von dem manche meinen, es könnten Vorboten der Incera sein … Hinter diesem Kollaps steckt Absicht .«
    Tahlon wartete zwei oder drei Sekunden, aber die Stille dauerte an. Selbst El'Farah schwieg. Er fragte sich, was ihr und den anderen Direktoren durch den Kopf ging.
    »In El'Kalentars

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