Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
von mir?«, fragte er. »Wenn ich Abschaum für Sie bin … Warum haben Sie eine Woche auf dieses Gespräch mit mir gewartet?« Als Tahlon nicht sofort antwortete und ihn nur anstarrte, fügte Esebian hinzu: »Weil es um mehr geht, nicht wahr? Nicht nur um mich und El'Kalentar. Und es hat etwas mit den Magistern zu tun, nicht wahr? Mit ihrer Algo-Stochastik. Mit Steinen, die in einen Teich geworfen werden und Wellen verursachen, die sich überschneiden.«
    Dünne Falten bildeten sich in Tahlons Stirn. »Wovon reden Sie da?«
    »Hören Sie, Präfekt …« Esebian holte tief Luft. »Ich wollte Tirrhel auf Lahor in eine Falle locken, um mehr zu erfahren. Ich tappe selbst im Dunkeln, wie Sie. Es gibt nur eine Möglichkeit, Licht in diese Sache zu bringen: Wir müssen El'Kalentar finden und ihn zwingen, unsere Fragen zu beantworten.«
    Tahlon sah ihm noch etwas länger in die Augen, wandte sich dann ab und ging einige Schritte in Richtung Tür. Bevor er sie erreichte, drehte er sich noch einmal um. »Sie verkennen die Situation, Esebian. Es gibt kein ›Wir‹ und ›Uns‹. Ich bin beauftragt, Sie nach Taschka zu bringen, der siebten Hohen Welt, und dort werden die Direktoren über Sie zu Gericht sitzen.«
    »Die Direktoren? Es geht also um mehr. Was wird hier gespielt, Präfekt? Die Direktoren warten auf Sie, und trotzdem haben Sie sich eine Woche Zeit genommen? Welche Rolle spielen Sie in dieser Angelegenheit?«
    Tahlon sah ihn an, kehrte zum Tisch zurück, öffnete die ausgebeulte Tasche und holte einige Gegenstände hervor. »Diese Dinge gehören Ihnen, nehme ich an. Obwohl der Identer auf den Namen Isaac DelMeo programmiert ist.«
    Esebians Blick folgte einem Gegenstand nach dem anderen und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als Tahlon auch das grauschwarze Kästchen mit Transitweiche und Möbiusschleife sowie den Kommunikationschip, den er von Erebos erhalten hatte, auf den Tisch legte.
    »Wer hat Ihnen auf Lahor geholfen?«, fragte der Präfekt.
    »Sie wissen es, nicht wahr?«
    Von Tahlon kam ein Geräusch, das fast nach einem Seufzen klang. »Es gibt mindestens eine Basis des Netzwerks auf dem Planeten, und wir würden sie finden, wenn wir aufmerksam genug nach ihr suchen. Wir brauchen nur Ihren Weg zu verfolgen. Isaac DelMeo hat Spuren hinterlassen.«
    Tief in Esebian erstarrte etwas. Er dachte an die Vorwürfe, die Felton und Kaspari auf Drossos gegen ihn erhoben hatten, hörte in seiner Erinnerung auch Jacintas bittere Worte und sah vor dem inneren Auge das Becken, in dem Erebos ruhte, im wahrsten Sinne des Wortes das Gehirn von Aurora.
    »Helfen Sie mir«, sagte Akir Tahlon. Er schien mit sich selbst zu ringen und fuhr dann fort: »Geben Sie mir die Informationen, die ich brauche. Dann verzichte ich darauf, Maßnahmen gegen das Netzwerk auf Lahor einzuleiten.«
    Esebian glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können – der Präfekt bot ihm einen Handel an? Sein Verhalten steckte voller Widersprüche. Hatte er deshalb eine Woche in einem hohen Orbit über Lahor gewartet? In der Hoffnung, wichtige Hinweise zu bekommen, bevor … Bevor ihm die Direktoren die Kontrolle über seinen Häftling entzogen? Und Hinweise worauf ? »Vorhin haben Sie ziemlich deutlich gemacht, wie wenig Sie von mir halten. Und Sie haben ein ›Wir‹ und ›Uns‹ ausgeschlossen.«
    »Sie bleiben ein Mörder, und ich bin der Präfekt«, sagte Tahlon betont kühl. Er deutete auf den grauschwarzen Kasten. »Die Möbiusschleife ist aktiv. Was enthält sie?«
    Esebian versuchte, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten, aber plötzlich herrschte Chaos in ihm. Während er noch versuchte, einen Sinn in dem seltsamen Gebaren des Präfekten zu erkennen – und eine Möglichkeit für ihn, davon zu profitieren –, kehrte plötzlich Leandra in sein Bewusstsein zurück. Mehrere Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf, eine gefährlicher als die andere.
    »Der Flug wird einige Tage dauern«, sagte Tahlon. »Nutzen Sie die Zeit und denken Sie über Ihre Situation nach. Das Gericht der Direktoren wird Sie verurteilen, so viel steht fest.«
    Wieder ein kurzes Zögern – und die nächsten Worten klangen irgendwie mühsam, als müssten sie einen Widerstand überwinden, bevor sie Zunge und Lippen erreichten. »Wenn es dazu kommt.« Er begann damit, die Objekte wieder einzustecken.
    »Sie gehören mir«, sagte Esebian.
    Tahlon richtete einen erstaunten Blick auf ihn. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen ein modifiziertes Artefakt

Weitere Kostenlose Bücher