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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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der Incera überlasse, ein Gerät, das eine Transitweiche und eine aktive Möbiusschleife enthält?« Er ließ den grauschwarzen Kasten in seiner Tasche verschwinden. »Was den Rest betrifft …« Mit der Kuppe des Zeigefingers gab er dem Identer einen kleinen Stoß und ließ ihn über den Tisch rutschen. »Behalten Sie ihn von mir aus. Nehmen Sie ihn als Erinnerung daran, dass Isaac DelMeo nicht mehr existiert. Und auch Esebian könnte bald nicht mehr existieren.«
    Sein Zeigefinger berührte den Kommunikationschip, verharrte kurz bei ihm und wich zurück. »Wenn Sie glauben, damit das Netzwerk auf Lahor kontaktieren und Hilfe anfordern zu können, muss ich Sie enttäuschen. Die Kommunikationssysteme dieses Schiffes sind sicher; es wird weder interne noch externe Verbindungen für Sie geben.« Tahlon ging zur Tür. »Überlegen Sie gut«, fügte er hinzu und verließ das Zimmer.
    Er weiß nichts davon, dachte Esebian und wagte es noch immer nicht, den Blick auf den Chip zu richten. Er weiß nichts von der Quantenverschränkung.
    Und vielleicht wusste er auch nicht, dass Esebians Kommunikationserweiterungen noch immer funktionierten. Er brauchte die Kom-Systeme des Schiffes gar nicht.
    Esebian stellte fest, dass er den Atem angehalten hatte. Langsam ließ er ihn entweichen, wartete einige Minuten und beobachtete, wie sich Lahor tief unter dem Schiff des Präfekten drehte. Dann steuerte er das Stützgerüst zum Tisch, nahm den Chip und machte sich daran, eine Verbindung mit Erebos herzustellen.

 
56
     
    Warum sollte der Präfekt ihm einen funktionierenden K-Chip überlassen? Diese Frage beschäftigte Esebian, als er seine Kommunikationserweiterungen aktivierte und dem Chip den Sicherheitscode übermittelte, den er von Erebos erhalten hatte. Eine Geste der Großzügigkeit? Hoffte er vielleicht, dem Gefangenen ein Gefühl von Hilflosigkeit zu vermitteln, weil er mit dem Chip – angeblich – nichts anfangen konnte? Oder war es ein Zeichen des guten Willens, vielleicht sogar ein verschleiertes Angebot? Was auch immer die Motive des Präfekten sein mochten – er irrte sich, wenn er glaubte, dass der Kommunikationschip für Esebian nutzlos war. Ein Bestätigungssignal kam als Antwort auf den Code und beschrieb die Synchronisierungssequenz für die gut getarnte Quantenverschränkung. Der energetische Aufwand war so gering, dass die kleine seminukleare Batterie des Chips völlig genügte.
    Ob die Kom-Systeme des Schiffes sicher waren oder nicht, spielte für Esebian überhaupt keine Rolle, denn er brauchte sie nicht.
    Er stellte die q-verschränkte Verbindung her und schickte einen Frage über viele Lichtjahre hinweg. »Hörst du mich, Erebos?«
    Stille, mit einem leicht bitteren Geschmack. Esebian überprüfte die anderen noch funktionierenden Erweiterungen und versuchte, den Geschmackssinn zu neutralisieren. Synästhesie lenkte jetzt nur ab.
    »Ja, ich höre dich«, ertönte schließlich die Antwort, wie eine leise Stimme aus den dunklen Tiefen einer Höhle. »Esebian …?«
    »Ich brauche dringend Hilfe, Erebos.«
    »Was … ist geschehen?«, fragte der Brainer. Seine Worte kamen mit leichten Verzögerungen und klangen träge.
    »Der Trick, die Falle auf Lahor … Es ist alles schiefgegangen.« Esebian berichtete rasch von den Ereignissen auf dem Planeten. Er saß stumm im Stützgerüst, den Blick auf die Wand gerichtet, die sich in ein Fenster verwandelt hatte; aber seine Lippen bewegten sich nicht, er kommunizierte mental mit Erebos.
    »Titus Magobb?«, flüsterte es aus lichtjahreweiter Ferne. »Er hat dich … verraten? Meinen Anweisungen wurde zuwidergehandelt. Ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen und …«
    »Spar dir die Mühe. Magobb ist tot. Ich bin Gefangener des Präfekten, und er hat mir eine Art Handel angeboten. Er will darauf verzichten, Maßnahmen gegen Aurora einzuleiten, wenn ich seine Fragen beantworte. Aber ich kann seine Fragen nicht beantworten, weil ich nichts weiß. Auch El'Kalentar wollte Informationen von mir!«
    »Dass El'Kalentar gar nicht ermordet wurde … Es fügt den Gleichungen eine neue Variable hinzu. Ich muss die Berechnungen wiederholen, die Situation … neu bewerten …«
    »Ich brauche Hilfe , Erebos! Der Präfekt will mich zu den Direktoren bringen, und dort soll ein Prozess gegen mich stattfinden.« Während Esebian diese Worte sprach, beobachtete er, wie der helle Fleck eines Orbital-Ports auf der Nachtseite hinter der Krümmung des Planeten verschwand. Dutzende und

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