Kinder der Ewigkeit
etwas anderes darin, das ihm nicht gefiel, und gewisse Hinweise in der Körpersprache des Präfekten wiesen ihn darauf hin, dass Tahlons Anspannung wuchs. »Sie können mit sich zufrieden sein.«
»Ich brauche einige Tage für die Vorbereitung des Prozesses«, sagte Tahlon. »Er wird uns Gelegenheit geben, diese Angelegenheit restlos aufzuklären. Übrigens ist Seine Exzellenz El'Kalentar tatsächlich nicht tot. Er hat auf Lahor versucht, diesen Mann umzubringen.« Er deutete kurz auf Esebian. »Deshalb bringe ich ihn hier unter, an diesem sicheren Ort.«
Die beiden Unsterblichen wechselten einen Blick, und Unbehagen erfasste Esebian. Eine Auseinandersetzung fand statt, und noch beschränkte sie sich nur auf Worte.
»Haben Sie El'Kalentar gesehen?«, fragte die Erlauchte.
»Nein, ich …«
»Ein Irrtum«, unterbrach ihn der ältere Unsterbliche. »Oder die Lüge eines Mörders. Wir alle haben gesehen, wie El'Kalentar gestorben ist. Wie er ihn umgebracht hat.«
»Sie haben gute Arbeit geleistet, Präfekt«, sagte die Frau. Sie lächelte, näherte sich Tahlon und hielt plötzlich einen Datenstift in der Hand. »Das ist für Sie.«
Akir Tahlon sah stumm darauf hinab.
»Der Stift enthält Ihr aktualisiertes Treuhandkonto, Präfekt. Die neunundvierzig Direktoren danken Ihnen für Ihre ausgezeichneten Dienste und haben Ihnen die für den letzten Aufstieg notwendigen fünftausend Meriten überwiesen. Ich gratuliere Ihnen und freue mich darauf, Sie schon sehr bald als Erlauchten begrüßen zu dürfen.« Sie lächelte erneut, und wie zuvor betraf das Lächeln nur ihre Lippen. Die Augen blickten kalt. »Nach all der harten Arbeit, deren krönenden Abschluss wir hier erleben, sollten Sie jetzt Gelegenheit erhalten, sich ganz auf Ihr neues, ewiges Leben zu konzentrieren. Bereiten Sie sich auf die letzte Therapie vor. Mit anderen Dingen brauchen Sie sich nicht mehr zu belasten. Darum kümmern wir uns. Noch heute werden die Direktoren entscheiden, wer Ihre Nachfolge als Erster Hochkommissar und Präfekt antritt, obwohl ich gestehen muss: Es wird nicht leicht sein, einen würdigen Nachfolger zu finden. Was den Gefangenen betrifft …«, fügte die Unsterbliche wie beiläufig hinzu. »Wir nehmen ihn mit, und ich versichere Ihnen, dass wir ihn an einem Ort unterbringen werden, der noch mehr Sicherheit bietet als dieser. Machen Sie sich um den Mörder und seinen Prozess keine Sorgen. Freuen Sie sich auf Ihr ewiges Leben. Sie haben es geschafft!«
Tahlon starrte auf den Datenstift, streckte aber nicht die Hand danach aus.
»Die Erlauchten wollen mich verschwinden lassen, Tahlon!«, stieß Esebian plötzlich hervor. »Vielleicht haben sie sogar vor, mich El'Kalentar zu übergeben.«
»Unsinn«, sagte der ältere Unsterbliche, der noch immer bei der Tür stand. »Überlassen Sie alles uns, Präfekt. Genießen Sie den Beginn Ihrer Unsterblichkeit.«
»Wenn Sie mich ihnen überlassen, sehen Sie mich nie wieder, Tahlon!«, rief Esebian.
»Er ist ein Mörder«, sagte die Frau mit dem Haarturm. »Wir sorgen dafür, dass er seine gerechte Strafe erhält, Präfekt. Dies betrifft Sie nicht mehr. Sie sind praktisch schon einer von uns, und nach den Bestimmungen des Traktats bleibt das Amt des Ersten Hochkommissars und Präfekten einem Sterblichen vorbehalten.«
»Nein«, sagte Akir Tahlon so leise, dass Esebian es kaum hörte. Und dann, lauter: »Nein. Noch bin ich sterblich. Und noch ist dieser Fall nicht erledigt. Der Gefangene bleibt hier. Ich berufe mich auf die Notstandsbestimmung des Traktats, auf Paragraph vier, Absatz eins, der mir nicht nur Ermittlungen auf den Hohen Welten gestattet, sondern mir auch Prozesssouveränität dem Direktoriat gegenüber gewährt. Ich selbst werde das Verfahren gegen diesen Mann vorbereiten, und bis dahin bleibt er in meinem Gewahrsam.«
Die Unsterbliche wich einen Schritt zurück und ließ die Hand mit dem Datenstift sinken. »Sind Sie verrückt geworden, Tahlon? Wollen Sie Ihr ewiges Leben einfach wegwerfen?«
»Sie haben meine Entscheidung gehört, Exzellenz. Und jetzt muss ich Sie bitten zu gehen. Sie hören von mir, wenn ich den Prozesstermin festlege.«
Die Frau sah ihn einige Sekunden lang eisig an, hob dann den Datenstift, hielt ihn mit beiden Händen … und zerbrach ihn. Das klappernde Geräusch, mit dem die Bruchstücke zu Boden fielen, klang für Esebian fast wie das Knattern einer Projektilwaffe. »El'Coradi …«
»Ja«, sagte der Unsterbliche bei der Tür. »So sehr ich das
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