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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auch bedauere, aber uns bleibt keine Wahl.« Er holte einen Gegenstand hervor, den Esebian als Noder erkannte, und im nächsten Moment flimmerte direkt vor ihm die Transitmembran eines mobilen Transferitors. Gestalten traten hindurch, gekleidet in die dunklen Uniformen der Ehernen Garde. Die ersten zwei wichen nach rechts und links, richteten ihre Waffen auf Tahlon und Esebian. Die nächsten beiden durchsuchten die Taschen des Präfekten und nahmen ihm alle Instrumente ab, die er bei sich führte, näherten sich dann dem Stützgerüst.
    Sie hatten Esebian noch nicht ganz erreicht, als eine Stimme aus dem Nichts ertönte.
    »Präfekt? Die Indikatoren zeigen Ihre Präsenz im Verwahrungsbereich, aber die direkte Kommunikationsverbindung funktioniert nicht.« Esebian erkannte die Stimme. Sie gehörte dem Hybriden namens Ranidi. »Es gibt Neuigkeiten, und sie betreffen Gondal. Die Erlauchten sind dabei, den Schrein zu schließen.«
    »Fouracre!«, entfuhr es Esebian. »Wir sollen nicht erfahren, was es damit auf sich hat!«
    Die Frau mit dem Haarturm stand plötzlich neben den beiden Uniformierten, die das Stützgerüst erreicht hatten. »Was wissen Sie über Fouracre?«, zischte sie.
    »Präfekt?«, ertönte Ranidis Stimme. »Hören Sie mich?«
    Esebian beobachtete, wie der ältere Unsterbliche winkte, und plötzlich wurde es dunkel, bis auf das graue Glühen der Transitmembran. Die vier Uniformierten, die beiden Erlauchten und auch Tahlon, sie alle wurden für Esebian zu Phantomen in der Düsternis. »Dieser Teil der Präfektur ist energetisch isoliert«, sagte El'Farahs Begleiter.
    »Was können Sie mir über Fouracre sagen, Exzellenz?« Der Präfekt trat näher. »Gibt es einen Zusammenhang mit den verschwundenen Seedern und der Instabilität der Filigrane?«
    »Ich habe Sie gewarnt, Tahlon.« El'Farah winkte den beiden ersten Wächtern, und mit einigen langen Schritten waren sie beim Präfekten und hielten ihn fest.
    Irgendwo über ihnen heulte eine Sirene, dumpf und fern.
    »Sie setzen sich über die Regeln hinweg«, sagte Tahlon, und Esebian glaubte, Fassungslosigkeit in seiner Stimme zu hören. »Sie verstoßen gegen die jahrtausendealten Prinzipien unserer Justiz. Wenn die Magister davon erfahren …«
    »Sie werden nichts davon erfahren, Tahlon«, sagte El'Farah. »Und was die Regeln betrifft, Präfekt … Wir schaffen unsere eigenen.« Sie winkte erneut, und die beiden vor Esebian stehenden Uniformierten schoben das Stützgerüst in Richtung der Transitmembran.
    Esebian wusste: Wenn ihn die beiden Männer in den dunklen Uniformen durch den Transferitor brachten, hatte er nicht mehr die geringste Chance, da war er sicher. Tahlon verabscheute ihn, hielt ihn für menschlichen Dreck, aber er glaubte an die Regeln, und diese Regeln verlangten, dass er, Esebian, verurteilt werden musste, bevor irgendetwas mit ihm geschehen durfte. In dieser Hinsicht mochte er naiv sein, und ein Narr, wenn er sich auf einen direkten Konflikt mit den Erlauchten einließ, aber er verkörperte auch den einzig möglichen Ausweg, wenn es überhaupt noch einen gab.
    Die Transitmembran war schnell erreicht. »Tahlon!«, rief Esebian und versuchte instinktiv, sich mit dem rechten Arm irgendwo festzuhalten. »Lassen Sie mich nicht im Stich!«
    »Bei uns sind Sie gut aufgehoben«, sagte die Frau mit dem Haarturm, sah die beiden Wächter an und deutete zur Membran.
    Der vordere Teil des Stützgerüsts verschwand im Grau. Esebian zog die Beine an, aber die vielen Kapillarwurzeln, die ihn mit der kissenartigen synthetischen Biomasse unter ihm verbanden, schränkten seine Bewegungsfreiheit ein.
    Plötzlich kam ein Pfeifen aus dem Nichts, wie zuvor Ranidis Stimme, so schrill, dass sich die vier Uniformierten die Helme mit den externen Kom-Empfängern vom Kopf rissen. Selbst die beiden Erlauchten verzogen das Gesicht. Etwas kam durch den Transferitor, so groß und massiv, dass es die Transitmembran erweiterte und das Stützgerüst mit Esebian zurückdrängte: eine Drohne, die nicht aus Kugeln oder zylindrischen Elementen bestand, sondern aus silbergrau glänzenden Messern, Klingen und Schneiden, von denen einige surrend rotierten und andere wie Stacheln und Dorne nach außen ragten.
    Die vier Wächter wichen zurück. Einer von ihnen hob seine Waffe und schoss, doch der blutrote Strahl richtete keinen Schaden bei der Drohne an – er verschwand dicht vor ihr, von einem unsichtbaren Absorberfeld neutralisiert.
    Esebians Stützgerüst wurde noch weiter

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