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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Botschaft der Schwarmmutter für Sie.« Das Zirpen veränderte sich, als das mechanische Wesen intonierte: »›Mein Kind, wenn du dies hörst, schickst du dich an, dir deinen Namen zu verdienen. Und es wird ein Name sein, der in den Granit der Geschichte unseres Volkes gemeißelt wird.‹«
    Vor dem Schiff verharrte er erneut. »Hat sie dir auch den Namen genannt, Station?«, fragte er förmlich.
    »Das hat sie, Initiat. Wenn Sie Ihre Mission zu einem erfolgreichen Abschluss bringen, sollen Sie Jaz-Alram-Alkar heißen.«
    Der Namenlose atmete so tief durch, dass seine doppelte Brust anschwoll und ihre Hornplatten knackten. »›Der Letzte der Starken‹«, murmelte er. »Ja, ich will stark sein«, versprach er sich und der Station. »Ich muss es sein«, fügte er hinzu, und das war in mehr als nur einer Hinsicht wahr, denn die Unruhe in ihm legte sich nicht. Eine zweite Stimme schien in ihm zu flüstern, und manchmal zogen fremde, unverständliche Gedanken durch sein Haupthirn.
    Wieder zeigten die Sensoren des Sekundanten auf ihn. »Ihre psychischen Werte liegen noch immer außerhalb der Norm. Ich halte Untersuchungen für erforderlich, bevor Sie aufbrechen.«
    Der Namenlose stapfte bereits die Rampe hoch. »Das Signal ist eingetroffen, und ich bin der Letzte. Ich mache mich auf den Weg.«
    Als sich die Luke des Schiffes hinter ihm schloss, sackte der Namenlose halb in sich zusammen, heimgesucht von einer Schwäche, für die er keine Erklärung fand.
    Die Station, wusste er, hätte ihn zurückhalten können, doch das durfte nicht geschehen, denn dies war seine Chance, sich einen Namen zu verdienen.
    Auf dem Weg in den Kommunikationsraum des kleinen Schiffes stolperte er und fiel, weil es ihm plötzlich nicht mehr gelang, die Bewegungen seiner vier Beine zu koordinieren. Die Station sah davon glücklicherweise nichts, und er stand schnell wieder auf.
    Der Sekundant hatte Recht, etwas stimmte tatsächlich nicht mit ihm, und er beschloss, sich vor dem Start zu läutern, wie es die Krieger taten, bevor sie in den Kampf zogen. Es war angemessen für jemanden, der den Namen »Der Letzte der Starken« tragen sollte.
    Als er den Kommunikationsraum erreichte, leuchteten dort bereits Informationsfenster und wiesen ihn darauf hin, dass alle Systeme des kleinen Schiffes funktionierten und auf seine Befehle warteten. Das Außenschott war geöffnet, und einhunderttausend Lichtjahre entfernt leuchteten die Sterne der großen Galaxie. Irgendwo dort schliefen die Kriegermütter, und er sollte sie wecken.
    Bevor er die Greifklauen nach den Kontrollen ausstreckte, verankerte er sich an der Stützsäule, schloss die Augen, konzentrierte sich und holte tief Luft zu einem reinigenden Schrei, der selbst in den entlegensten Winkeln des Schiffes widerhallte und über Vibrationen in der Außenhülle auch die Station erreichte.
    Eine Last fiel von ihm ab, und mit klaren, starken Gedanken machte sich der Namenlose auf den langen Weg zu den Kriegermüttern.

 
68
     
    Der Schrei verhallte und wich einem Flüstern, das viel näher war. Für immer , raunte es, und dann prallte Esebian auf harten, stabilen Boden, unter dem kein atomares Feuer brannte. Schnaufend und keuchend blieb er liegen, atmete dichtere Luft und versuchte sich daran zu erinnern, wer er war. Die Kälte einer fernen Welt hatte sich ihm so tief in Fleisch und Knochen gefressen, dass seine Zähne klapperten, als er auf die Beine zu kommen versuchte, und für einen Moment schien es falsch zu sein, nur zwei Beine zu haben. Er hob den Kopf, sah gepanzerte Gestalten, Graue und auch einige mechanische Zwitter der loyalen Ehernen Garde, und hinter ihnen mehrere Drohnen. Gleichzeitig sah er die Kokons von Ruhekammern, viele von ihnen leer, in anderen gestorbene Schläfer. Und er beobachtete, wie die Station in einem Informationsfenster schrumpfte, als sich das Schiff von ihr entfernte.
    Leandra lag neben ihm auf dem Boden, ihre Augen geschlossen, das Grün in ihnen verborgen. Etwas verband ihn mit ihr – er spürte es jetzt deutlicher als jemals zuvor –, und dieses Etwas nahm ihm das Gefühl, völlig allein zu sein.
    Eine der Magisterdrohnen schwebte auf ihn zu, während die Gardisten ihre Waffen bereithielten.
    Esebian konnte sich kaum auf den Beinen halten. »Dies alles ist nicht mehr nötig«, sagte er müde und deutete auf die Angehörigen der Ehernen Garde. »Die Revolution findet nicht statt. Aber dafür könnten wir es bald mit den Incera zu tun bekommen.«
    Und dann wurde es

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