Kinder der Ewigkeit
Kapsel, etwa fünf Zentimeter lang und fünf Millimeter dick.
»Und das?«, fragte er.
»Ein Deteriorator«, bestätigte Lukas. »Unsichtbar für alle mir bekannten Sicherheitsschranken, und ich kenne viele. Trag ihn unter der Haut.« Mit einem leisen Summen drehte sich der Kopf. »Du wirst sterben, Esebian.«
»Die Kopie wird sterben«, sagte Esebian und sah noch immer auf die drei Gegenstände hinab. »Ich ziehe mich rechtzeitig zurück.«
»Dir bleiben fünf oder sechs Sekunden. Unterbrich den Kontakt sofort. Andernfalls könnte es zu … psychischen Beeinträchtigungen kommen. Ich rate dir …«
Lukas unterbrach sich, und für einen Moment stand er wie erstarrt, ohne dass ein Geräusch von ihm kam. Dann sagte er: »Die junge Frau, die dich begleitet hat …«
»Leandra. Was ist mit ihr?«
»Sie hat den Laden betreten und sieht sich dort um. Und weißt du was? Meine Sensoren haben sie erst jetzt bemerkt.« Lukas klappte den Biomorph zu und reichte ihn Esebian. »Du weißt sicher, wie man damit umgeht.«
»Ja.« Esebian nahm das kleine Geschöpf entgegen und schob es sich unters Hemd. Sofort wurde es dünner und länger, schmiegte sich an seinen Leib und bohrte ihm Nanowurzeln durch die Haut, um Nährstoffe aus seinem Blutkreislauf zu beziehen.
»Bei bestimmten Überprüfungen könnte sich eine Veränderung deiner ID-Signatur ergeben, aber das Ergebnis selbst einer genauen Sondierung würde lauten: eine externe biologische Erweiterung, die dir dabei hilft, die Zeit bis zur nächsten Therapie zu überbrücken.«
Sie verließen das Zimmer und eilten durch den Gang zurück zur Trennwand, die von dieser Seite halb durchsichtig war. Ein Schemen bewegte sich auf der anderen Seite. Die Punktlampen der Vitrinen reagierten wie bei jedem Kunden und beleuchteten die Ausstellungsstücke.
»Wie macht sie das?«, fragte Lukas.
»Was?«
»Wie ist sie der Aufmerksamkeit meiner Sensoren entgangen?«
Unruhe erfasste Esebian, und Caleb rief: Mit ihr stimmt was nicht! Trenn dich von ihr, so schnell wie möglich.
Sie warteten, um zu vermeiden, direkt vor Leandra Covitz aus einer massiv wirkenden Wand zu kommen. Schließlich traten sie durch die Barriere, neben einer Tür, die Lukas leise öffnete und laut schloss.
»Leandra«, sagte Esebian und ließ es überrascht klingen. Er näherte sich ihr. »Ich dachte, Sie wollten sich die Stadt ansehen.«
»Es ist heiß draußen, und so hell. Ich …«
Esebian sah, wie sich ihre Lippen bewegten, aber plötzlich hörte er ihre Stimme nicht mehr, und einige seiner Erweiterungen spielten verrückt. Bilder strömten auf ihn ein, so klar, deutlich und real, dass sie Teil der Wirklichkeit zu sein schienen. Außer ihnen befand sich noch jemand anders im Laden, eine hochgewachsene Gestalt, die er nur von hinten sah. Lukas stand vor ihr und verneigte sich respektvoll. Es wurden Worte gesprochen, die Esebian trotz seiner erweiterten Ohren nur als Brummen wahrnahm, und plötzlich hielt der Fremde eine Waffe in der Hand. Die Gelassenheit in Lukas' Formspeichergesicht passte nicht zu der Situation. Er erkannte die Gefahr und versuchte zu springen, aber die Waffe spuckte mehrere Projektilnadeln, die sich sowohl in den organischen Rumpf als auch in den Kopf bohrten und explodierten.
Lukas starb zusammen mit dem Symbionten.
Die Explosionen waren so heftig, dass sie nicht nur Lukas zerfetzten, sondern auch einen großen Teil des Ladens zerstörten. Trümmerstücke wirbelten umher, prallten von einem flackernden Schirmfeld ab, das den Fremden schützte, durchdrangen Esebian und zerschmetterten die Vitrinen hinter ihm.
Leandra sprach noch immer. Und ein anderer Lukas stand da, in seinem geschrumpften Rumpf ein Symbiont, der ihn langsam zerfraß und gleichzeitig am Leben erhielt.
Esebian blinzelte, und der Fremde verschwand. Die Regale und Vitrinen, die Sitzecken und Datenports, durch die man zusätzliche Informationen über die Ausstellungsstücke abrufen konnte … Alles war wieder so beschaffen wie vorher, unbeschädigt, ohne einen Kratzer.
Esebians Erweiterungen meldeten normale Funktion, doch Caleb und die anderen in ihm flüsterten besorgt miteinander. Halluzinationen waren nach zweihundertdreiundfünfzig Jahren Leben eine völlig neue Erfahrung. Yrthmo begann sofort mit einer genauen Analyse aller installierten Erweiterungskomponenten.
»Warum sehen Sie mich so seltsam an, Esebian?«, fragte Leandra und lächelte ein wenig unsicher. »Und Sie sind blass geworden. Was ist mit
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